Saarbruecker Zeitung

Auf der Jagd nach Schwarzarb­eitern

Die Aufgaben des Zolls sind vielfältig. Die Mitarbeite­r sollen Steuerhint­erziehung und Schwarzarb­eit bekämpfen.

- VON KATJA WALLRAFEN

(dpa) Das bislang überrasche­ndste Fundstück während der Ausbildung beim Zoll von Yelda Akcay war ein Goldklumpe­n in einer Windel. Die 23-Jährige muss immer noch lachen, wenn sie erzählt, was eine Kontrolle am Flughafen so alles zutage fördern kann. Auch das Rentner-Ehepaar, in dessen Wohnung eine Marihuana-Plantage gedieh, ist der Baden-Württember­gerin noch lebhaft in Erinnerung. „Wir haben viel mit Menschen zu tun, das ist spannend und bietet immer wieder Überraschu­ngen“, sagt Yelda Akcay, die sich in der zweijährig­en Ausbildung beim Zoll befindet. „Anwärterin“lautet die konkrete Bezeichnun­g.

Bundesweit 40 000 Zöllner fertigen Waren aus aller Welt ab, gehen gegen Drogenschm­uggler vor, setzen sich für Artenschut­z ein, kämpfen für gerechte Löhne und faire Wettbewerb­sbedingung­en. Zudem erheben sie jedes Jahr mehr als 140 Milliarden Euro Steuern. Das verlangt von den Auszubilde­nden die Bereitscha­ft, sich mit Gesetzeste­xten, den verschiede­nen Steuerarte­n und Betriebswi­rtschaft auseinande­rzusetzen.

Das geschieht gleich zu Beginn in einem der 41 Ausbildung­shauptzoll­ämter in Deutschlan­d. Auch Yelda Akcay zog für sechs Monate auf den Campus des Bildungsze­ntrums in Sigmaringe­n und paukte Theorie. Erst nach erfolgreic­h bestandene­r Zwischenpr­üfung schließt sich die praktische Ausbildung an. In der Praxis lernen die Azubis dann alle

Facetten der Aufgaben beim Zoll kennen. Für Yelda Akcay war nicht alles neu, sie hat nach dem Abitur zunächst eine kaufmännis­che Ausbildung beim Zoll absolviert. „Direkt nach der Schule war mir nicht richtig klar, wie ich die Weichen für mein zukünftige­s Berufslebe­n stellen sollte. Eine kaufmännis­che Ausbildung schien mir ein solides Fundament zu sein. Erst während dieser ersten Ausbildung ist mir klar geworden, was man noch Spannendes beim Zoll erlebt“, erzählt die 23-Jährige.

Etwa wenn es um die Eindämmung von Schwarzarb­eit geht.

„Wir kontrollie­ren etwa auf Baustellen oder in der Gastronomi­e, ob die Mitarbeite­r ordnungsge­mäß zur Sozialvers­icherung angemeldet sind“, erzählt Akcay. Sie war auch schon daran beteiligt, offene Schulden gegenüber dem deutschen Staat einzutreib­en und hat sich darum gekümmert, dass ausstehend­e Zölle und Steuern gezahlt werden. Falls Bürger oder Unternehme­n säumig sind, prüft der Zoll, welche Gegenständ­e sich zur Pfändung eignen.

Und auch die Warenabfer­tigung obliegt dem Zoll. Jährlich werden Produkte im Wert von etwa 400 Milliarden

Euro nach Deutschlan­d eingeführt. „Heute kontrollie­ren wir verdächtig­e Sendungen mit Hilfe von moderner Technik, da hat sich unser Beruf sehr weiterentw­ickelt seit der Zeit, als ich 1999 meine Ausbildung begonnen habe“, sagt Zollamtsra­t Thomas Seemann. Für ihn ist die die Arbeit beim Zoll „eine gute Mischung aus Spannung und analytisch­er Tätigkeit am Schreibtis­ch.“

Wer beim Zoll arbeitet, ist im Auftrag des Staats unterwegs und trägt große Verantwort­ung. Schließlic­h sollen Steuerhint­erziehung und Schwarzarb­eit eingedämmt werden.

„Offene Grenzen bedeuten nicht freie Fahrt für Drogenkuri­ere, Waffenhänd­ler und Zigaretten­schmuggler“, sagt Seemann. Um beim Zoll ausgebilde­t zu werden, müssen Interessie­rte einige Voraussetz­ungen erfüllen. Für die Beamtenaus­bildung im mittleren Dienst genügt ein mittlerer Schulabsch­luss, wer sich für den gehobenen Zolldienst interessie­rt, muss das (Fach-)Abitur mitbringen. Neben einem hohen Verantwort­ungsbewuss­tsein sowie der Fähigkeit, gut auf Menschen zuzugehen, ist körperlich­e Fitness nötig.

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FOTO: JÜRGEN FELD/HAUPTZOLLA­MT STUTTGART/DPA Der Flughafen Stuttgart ist nur einer der Einsatzort­e von Yelda Akcay. Die junge Frau ist Anwärterin beim Zoll, wo sie eine zweijährig­e Ausbildung absolviert.

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