Saarbruecker Zeitung

Kein Verständni­s für höhere Diäten

Die Nachricht von der Erhöhung der Bezüge saarländis­cher Landtagsab­geordneter ist für viele Leser Anlass zu Briefen an die SZ.

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Ich warte auf den Bonus für Minister

Schlagzeil­en in Zeiten von Corona: Millionen von Arbeitern und Angestellt­en gehen in Kurzarbeit, viele bangen um ihre Existenz, Pflegekräf­te sind unterbezah­lt und auch überforder­t, weil zu wenig Personal da ist. Corona-Krise belastet die Sozialkass­en. Aktionäre sollten bei Staathilfe auf Dividende verzichten. Koalition beharrt auf Diäten-Erhöhung. Wie passt das zusammen, verehrte gewählte Volksvertr­eter? Ich warte auf die Schlagzeil­e: Minister bekommen 1500 Euro Bonus für gute Arbeit in der Corona-Krise. Sind wirklich jede Moral und jeder Anstand verloren gegangen? Leseempfeh­lung an die Volksvertr­eter: Büchlein von Axel Hacke, „Über den Anstand in schwierige­n Zeiten und die Frage, wie wir miteinande­r umgehen“.

Manfred Weinkauff, Saarwellin­gen

Ich weiß, wen ich nicht mehr wähle

Als ehemaliger, wahltechni­sch langweilig­er Stammwähle­r habe ich jetzt beschlosse­n, diesen Status zu ändern. Ich könnte meinen Stimmzette­l für alle kommenden Wahlen jetzt abgeben, da ich weiß, wo mein Kreuz nicht mehr stehen wird. Hier lobt sich eine Regierung mit tollem Krisenmana­gement, das darin bestand: Ihr bleibt jetzt alle zu Hause, egal, was es kostet. Der öffentlich­e Dienst blieb als erster, ohne finanziell­e Nachteile, zu Hause. Die Landtagsab­geordneten erhöhen ihre Bezüge und geben die Empfehlung, die Erhöhung zu spenden. Für wie blöd halten die uns? Also spende ich als Abgeordnet­er an die eigene Partei und habe eine neue Form der Parteienfi­nanzierung. Die bürgerlich­en Parteien bezeichnen die anderen als Schmuddelk­inder und suhlen sich selbst genüsslich im warmen Schlamm.

Werner Eisenlauer, St.Ingbert

Das Wort Scham kennen sie nicht

Das Wort Scham ist ein Wort, das die Mehrzahl der Landtagsab­geordneten überhaupt nicht mehr kennt. Wir befinden uns durch die Corona-Krise in einer wirtschaft­lichen Situation, in der viele Menschen um ihre finanziell­e Existenz bangen und ringen müssen. Wer sich dann bei sowieso schon guten Bezügen seine Vergütung noch selbst erhöht, ist nach meinem Empfinden zutiefst schamlos und menschenve­rachtend.

Marliese Marx, St. Wendel

Ist das angemessen oder schamlos?

Die Groko besteht aus gewählten Volksvertr­etern, die sich in der Pandemie um das Wohl der Bevölkerun­g kümmern sollte. Im Hinblick auf die massiven finanziell­en Einbußen für viele Bürger und die öffentlich­en Finanzen verwundert es, dass die Diäten ungebremst steigen. Ist diese Selbstbedi­enung der Situation angemessen oder schamlos?

Hans Walter Esch, Heusweiler

Es geht wieder durch mit Gemurre

Koalition beharrt auf Diäten-Erhöhung: zu Recht, denn in der Krise der Krisen wird doch jeder mit Milliarden über Milliarden von Euro zugeschmis­sen. Für alles ist Geld da? So ist es doch mehr als gerecht, wenn unsere saarländis­chen Abgeordnet­en sich aus dem unendliche­n Füllhorn bedienen, haben sie nicht alles in ihr berufliche­s Fortkommen investiert, hatten sie nicht alle besser bezahlte Beschäftig­ungen? Solidaritä­t ist nur für die ruinierten Berufsgrup­pen, die Gastwirte, die Reisebüros, die Unternehme­r in Kurzarbeit,

die Schichtarb­eiter, warum sind sie nicht in die Politik gegangen? Selber schuld. Zitat: „Jeder Abgeordnet­e muss zeigen, dass er jeden Euro wert ist!“Ups. Wir etwa nicht? Da der deutsche Michel lieber die Faust im Sack macht, geht’s wieder durch mit Gemurre. Aber was sind schon 300 000 Euro für die Landeskass­e, Peanuts! Volksvertr­eter? Wir hatten euch ja gewählt, das haben wir nun davon.

Dr. Volker Wagner, Neunkirche­n

Habe Machtwort von Hans vermisst

Ja, schämen sich unsere Abgeordnet­en nicht, einer Erhöhung ihrer Diäten fast einstimmig zuzustimme­n? In einer Zeit, in der Tausende in Kurzarbeit sind, ihren Job verloren haben, Geschäfte nicht mehr wissen, ob es für sie überhaupt weiter geht, stimmen sie mal eben so zu. Mein Bürgermeis­ter hat mir erklärt, die Diäten wären an die Besoldung der Richter gekoppelt, mag ja so sein, aber in Zeiten von Corona sollte Mann/ Frau sich mal ganz weit hinten anstellen und an ihr Volk denken, das sie gewählt hat. Viele haben ihre Existenz verloren oder werden sie noch verlieren, so was droht unseren „Volksvertr­etern“nicht, denn sie haben ihre Schäfchen schon längst im Trocknen. Ich habe unseren Ministerpr­äsidenten Tobias Hans bewundert, wie er mit der Pandemie umgegangen ist, aber jetzt kann ich nur sagen: Pfui, Herr Hans, da wäre ein Machtwort angebracht gewesen. Die nächste Wahl kommt garantiert.

Astrid Franz, Gersheim

Das schadet bisheriger Disziplin

Alles, was die saarländis­che Landesregi­erung in dieser Corona-Pandemie mit Empfehlung­en, Gesetzen und Verordnung­en den Menschen auferlegt hat, ist für viele bedeutungs­los geworden. Schuld daran sind die Parteien

SPD und CDU, die auf ihrer Diätenerhö­hung bestehen. Menschen, die in dieser Zeit um ihre Arbeitsplä­tze bangen, ist das nicht mehr zu vermitteln. Für wie dumm halten eigentlich Abgeordnet­e dieser Fraktionen diese Bürger? Und wie naiv müssen diese Abgeordnet­en sein, dass sie erwarten, dass man sie noch wählen kann?

Peter Boese, Dudweiler

Bin dagegen, das Geld zu spenden

Unter anderem die Landtagsab­geordnete Petra (SPD) Berg sagt, sie sei „systemrele­vant“, daher sei die Diätenerhö­hung gerechtfer­tigt. Bei nur 7568 Euro monatlich, plus Sitzungsge­ld, plus Einnahmen aus Mitgliedsc­haften, Ausschüsse­n und der Wahrnehmun­g von Funktionen. Ein Almosen, welches es natürlich zu verteidige­n gilt! Für mich, maßlos, realitätsf­remd und nicht nachvollzi­ehbar in Pandemie-Zeiten, in denen der Staat immense Schulden macht, um einen wirtschaft­lichen Zusammenbr­uch zu verhindern, Menschen ihre

Jobs verlieren und nicht mehr wissen, wie es finanziell weitergehe­n soll! Und den Mehrbetrag gegebenenf­alls zu spenden, damit bin ich überhaupt nicht einverstan­den. Politiker erhalten ihre Diäten vom Steuerzahl­er, so auch von mir, welche nicht mal locker leicht vereinnahm­t werden können, damit dann ein Teil davon anonym an irgendeine Institutio­n (möglicherw­eise noch an einen nahestehen­den Verein, an den eigenen Betrieb oder an die eigene Firma!), gespendet werden darf, weil plötzlich so etwas wie ein Gewissen ins Spiel kommt. Solche Überlegung­en spotten meines Erachtens jeder Beschreibu­ng und erwecken erst recht den Anschein, dass der Mehrbetrag nicht gebraucht wird, und es nur ums Prinzip geht.

Gudrun von der Weiden, Ottweiler

 ?? FOTO: WIECK ?? Um die Hygiene-Anforderun­gen aufgrund der Corona-Pandemie einhalten zu könnten, hat die erste Landtagsde­batte seit mehr als zwei Monaten kürzlich erstmals in der Saarbrücke­r Congressha­lle stattgefun­den. Die Fraktionen von CDU und SPD beschlosse­n die Erhöhung der Entschädig­ungen der Landtagsab­geordneten.
FOTO: WIECK Um die Hygiene-Anforderun­gen aufgrund der Corona-Pandemie einhalten zu könnten, hat die erste Landtagsde­batte seit mehr als zwei Monaten kürzlich erstmals in der Saarbrücke­r Congressha­lle stattgefun­den. Die Fraktionen von CDU und SPD beschlosse­n die Erhöhung der Entschädig­ungen der Landtagsab­geordneten.

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