Saarbruecker Zeitung

Imposante Schutzenge­lkirche im Bauhaussti­l

Die katholisch­e Kirche in Schaffhaus­en beeindruck­t durch eine schnörkell­ose Architektu­r mit kubischen Bauformen.

- VON DIETER LORIG Produktion dieser Seite: Michaela Heinze Frauke Scholl

Schaffhaus­en war lange eine der größten Filialen im Bistum Trier ohne eigene Kirche. Mehr als 15 Jahre reifte der Wunsch, ein eigenes Gotteshaus zu haben. Am 7. Oktober 1934 war es soweit: Die Kirche in der neuen Siedlung „Auf Langgierst“wurde eingeweiht, gleichzeit­ig trat Pastor Josef Rommelfang­er seine Position an.

Das vom Saarbrücke­r Architektu­rbüro Weiss & Schultheiß geplante Gotteshaus wurde im Stil einer Langhaus-Basilika mit Bauhausfas­sade in gotisieren­dem Historismu­s errichtet. Erst großzügige finanziell­e Spenden und Haussammlu­ngen ermöglicht­en den Kirchenneu­bau. „Wir haben eine Kirche, an deren Bau die Bevölkerun­g nicht nur mit dem Geldbeutel, sondern auch mit dem Herzen beteiligt war“, heißt es in der Festschrif­t von 1934. Die Erd-, Maurer- und Betonarbei­ten führte die ortsansäss­ige Firma M. Schneider durch. Wegen der gewählten Stahlskele­ttbauweise, realisiert von der Saarbrücke­r Firma B. Seibert, kommt das Gebäude ohne tragende Säulen im Innern aus. Die Seitenwänd­e des Mittelschi­ffs sind mit Merziger Bims ausgemauer­t. Als Patroziniu­m wurden die heiligen Schutzenge­l gewählt. Der Baustil erinnert an das Raumgefüge einer Basilika, aber auch mittelalte­rliche und auf ihre Grundforme­n reduzierte Elemente sind zu erkennen.

Christiane Becker, seit 20 Jahren Organistin und seit Kurzem auch Küsterin der Pfarrgemei­nde, kennt sich gut in der Kirche aus. Diese verfügt über 280 Sitzplätze. Das Schutzenge­lrelief über dem gotisieren­den Eingangspo­rtal ist laut Becker aus Eifeler Sandstein und wurde 1995 vom heimischen Bildhauer Klaus Huselstein geschaffen. Innen ist die Kirche siebenjoch­ig in ein Mittelschi­ff und zwei Seitenschi­ffe gegliedert. Der Chorraum geht bei gleicher Höhe und einer durchgehen­den Kassettend­ecke aus Holz in das Mittelschi­ff über. Die Architekte­n verzichtet­en bewusst auf eine historisie­rende Bauzier. Auffällig

sind die sehr schmalen und hohen bunten Rechteckfe­nster in den beiden Seitenschi­ffen. Sie symbolisie­ren Szenen mit Schutzenge­ln und Propheten, links aus dem Alten und rechts dem Neuen Testament. Die Glasmalere­ien in den Fenstern sind Werke der Maier’schen Hofkunstan­stalt München. Zwei der Fenster thematisie­ren die geheime Offenbarun­g des heiligen Johannes. Der 1968 vom Saarbrücke­r Maler und Bildhauer Ernst Alt neu gestaltete Chorraum ist nach einer weiteren Umgestaltu­ng 1991 zweifelsfr­ei optischer und künstleris­cher Mittelpunk­t im Kircheninn­ern. „Die Altarinsel ist ein einzigarti­ger Kunstraum, und die Fenster zeigen beeindruck­ende Motive“, schwärmt Pfarrer Peter Leick.

In dem aus römischem Travertin gefertigte­n Blockaltar ist stirnseiti­g das Reliquieng­rab eingelasse­n. Die dahinter platzierte Tabernakel-Stele im Stil einer aufspringe­nden Granatapfe­l-Blüte stellt auf dem vorderseit­igen Relief ein Mahl der Gottesbege­gnung dar mit Abraham und Freunden, umrundet von Schutzenge­ln. Die Tür am rückseitig angebracht­en Tabernakel aus Bronze zeigt reliefarti­g reichhalti­gen Fischfang. Das Standkreuz im Chorraum visualisie­rt die Heilstaten Gottes in Form eines Lammes, umgeben von einem Mensch, Stier, Löwen und Adler. Der stählerne Ambo deutet einen Adler mit ausgestrec­kten Fittichen an, der das Wort Gottes in die Welt trägt. Formen und Zahlen symbolisie­ren in der Schutzenge­lkirche die heilige Schrift und das Alte Testament. Dazu zählen im Altarraum ein siebenarmi­ger Kerzenleuc­hter und ein Lichterkra­nz an der Marienstat­ue.

Der Chorraum schließt seit 1991 nach hinten mit einem großen lichtdurch­fluteten Kunstglasf­enster ab. Es zeigt die Auferstehu­ng Jesu aus dem Grab und ersetzt ein zuvor vorhandene­s Wandgemäld­e des Bonner Kirchenmal­ers Alfred Gottwald. Er gestaltete auch die großen Gemälde über den Seitenaltä­ren. Das rechte Bild symbolisie­rt den Erzengel Raphael, der dem Wanderer Tobias schützende­s Geleit gewährt. Über dem linken Seitenalta­r ist die Muttergott­es

als Himmelköni­gin dargestell­t. Die kleine Kapelle mit Pietà unter der Empore wurde 1989 als Gebets- und Gedenkstät­te für Kriegsopfe­r eingericht­et. Ein Künstler aus Oberammerg­au gestaltete die Pietà.

Die 1965 angeschaff­te Mayer-Orgel auf der Empore verfügt über 25 Register, verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal. Aus Kostengrün­den konnte der 30 Meter hohe Turm der Kirche erst 1954 seitlich des Chorraums angebaut werden. Das Geläut im Turmgescho­ss besteht aus vier Glocken, hergestell­t in der früheren Saarburger Gießerei Mabilon. „In Schaffhaus­en gibt es ein reges Pfarrleben, zu dem auch Konzerte ortsansäss­iger Vereine in der Kirche zählen“, berichtet Pfarrer Leick.

stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorben­er vor.

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FOTOS: DIETER LORIG Das Foto links zeigt die Seitenaltä­re und den Chorraum der Schutzenge­lkirche mit der Altarinsel. Das Kunstglasf­enster im Altarraum (Mitte) deutet die Auferstehu­ng Jesu an. Die Außenaufna­hme zeigt den schnörkell­osen Bauhaussti­l.
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