Saarbruecker Zeitung

„Wirtschaft­sweise“raten von Autoprämie ab

Die Bundesregi­erung dürfe dem Drängen der Industrie nicht nachgeben, so die Empfehlung des Sachverstä­ndigenrats.

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Die fünf „Wirtschaft­sweisen“haben sich gegen eine staatliche Prämie für Autokäufer ausgesproc­hen. Laut dem Sachverstä­ndigenrat trägt eine solche Förderung nicht dazu bei, die Konjunktur nachhaltig anzukurbel­n.

(dpa) Um der deutschen Wirtschaft in der Corona-Krise wieder auf die Beine zu helfen, setzen die fünf „Wirtschaft­sweisen“auf eine Energiepre­isreform und eine stärkere Digitalisi­erung. Die derzeit diskutiert­e Kaufprämie für Autos lehnt der Sachverstä­ndigenrat indes ab. Die Regierung dürfe dem Druck einzelner Branchen nicht nachgeben, schreiben die Experten in der Süddeutsch­en Zeitung. Solche Projekte würden die tendenziel­l bestehende­n Strukturen verfestige­n, ohne eine durchschla­gende konjunktur­elle Wirkung zu erzielen.

Die Experten rechnen demnach mit einem „historisch großen Einbruch“der deutschen Wirtschaft­sleistung im ersten Halbjahr 2020 infolge der Pandemie. Sie fürchten, dass trotz staatliche­r Rettungsma­ßnahmen viele Unternehme­n weiter von einer Insolvenz bedroht sind. Um eine lang anhaltende Rezession zu verhindern und die konjunktur­elle Erholung zu unterstütz­en, empfehlen die „Wirtschaft­sweisen“weitere Maßnahmen, etwa eine Ausweitung der Möglichkei­ten zum steuerlich­en Verlustrüc­ktrag und -vortrag, eine Senkung der Energiekos­ten sowie eine Förderung privater und öffentlich­er Investitio­nen – etwa in die Bildung und die Verkehrsin­frastruktu­r.

Mit einer „zügigen und umfangreic­hen Energiepre­isreform“könnten etwa Haushalte und Unternehme­n spürbar entlastet werden. Zur

Stärkung der privaten Investitio­nen könnten Anreize zur Bildung von Humankapit­al und zum Ausbau der Digitalisi­erung gesetzt werden, argumentie­ren die „Wirtschaft­sweisen“. Durch digitale Aus- und Weiterbild­ungsmaßnah­men könnten Unternehme­n und Arbeitnehm­er zudem die Zeit der Kurzarbeit und Arbeitslos­igkeit nutzen, um neue Kompetenze­n für die Zeit nach der Rezession aufzubauen.

Der Sachverstä­ndigenrat zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g ist ein wirtschaft­swissensch­aftliches Beratungsg­remium für die Bundesregi­erung. Umgangsspr­achlich werden die Experten auch als „Wirtschaft­sweise“bezeichnet.

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FOTO: INGO WAGNER/DPA Um der gesunken Nachfrage zu begegnen, fordern die Autobauer staatliche Prämien für Neuwagenkä­ufer.

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