Saarbruecker Zeitung

Schüler wollen eine Lernplattf­orm für alle

Die verschiede­nen digitalen Angebote seien zwar gut. Perfekt ausgebaut sei aber keine der Plattforme­n, sagt der Landesschü­lerspreche­r. Bei einem runden Tisch sollen daher Erfahrunge­n ausgetausc­ht werden.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

Derzeit gibt es verschiede­ne Lehrund Lernplattf­ormen für digitales Lernen im Saarland. Schülerver­treter fordern nun vom Bildungsmi­nisterium einen runden Tisch, um eine gemeinsame Plattform zu entwickeln.

„Online Schule Saarland“, „Lernwelt Saar“, die kürzlich von einem Datenklau betroffene „HPI Schul-Cloud“des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (wir berichtete­n), zusätzlich weitere Plattforme­n, die teilweise schulinter­n genutzt werden. Lehrer, die Unterricht­smaterial auch per Email, SMS und WhatsApp weiterleit­en. Im Saarland gibt es einige Kanäle, die schon vor der Corona-Pandemie intensiv für digitales Lernen genutzt worden – oder kürzlich erst auf den Plan getreten sind.

An manchen Schulen funktionie­re das eine System besser als das andere, sagt Landesschü­lerspreche­r Lennart Seimetz. Es gebe Vor- und Nachteile. Denn wirklich perfekt sei keine der Plattforme­n, wie Schüler und Lehrer ihm berichtet hätten. So sei etwa von „überlastet­en Server“die Rede. Die Landesschü­lervertret­ung fordert nun, dass sich Schüler, Lehrer, Eltern, Vertreter des Ministeriu­ms und IT-Experten für einen Gedankenau­stausch an einen Tisch setzen. „Wir brauchen langfristi­g ein einheitlic­hes System, mit einheitlic­hen Geräten und einer einheitlic­hen Software“, sagt Seimetz. Auch wenn das Saarland etwa mit der Online Schule Saarland Vorreiter und das auch ein Schritt in die richtige Richtung sei. „Die perfekte Lösung gibt es aber noch nicht.“Zumal davon ausgegange­n werden müsse, das digitales Lernen und ein Wechsel zwischen Online- und Präsenzunt­erricht noch sehr lange Themen sein werden.

Lisa Brausch, Vorsitzend­e des Saarländis­chen Lehrerinne­n- und Lehrerverb­andes (SLLV ), hält einen runden Tisch grundsätzl­ich für sinnvoll, wie sie unserer Zeitung sagt. Die Rückmeldun­gen, die sie erhalten habe, drehten sich jedoch weniger um die Plattforme­n als vielmehr um Probleme bei der Infrastruk­tur. Endgeräte funktionie­rten zuweilen nicht, die Internetve­rbindung sei manchmal nicht stabil genug gewesen. Folge man der Forderung nach einer einheitlic­hen Plattform, müsse auch klar sein: „Was soll die Plattform eigentlich bieten?“, fragt Brausch. Die Möglichkei­ten sind vielfältig, vom einfachen Email-Verteiler über konkrete Lerneinhei­ten. „Sollte die pädagogisc­he

Freiheit eingeschrä­nkt werden, halte ich eine einheitlic­he Plattform allerdings für falsch“, sagt Brausch.

Auch die Landeselte­rnvertretu­ng Gymnasien fordert in einer Mitteilung, sich über die bislang „positiven und negativen Erfahrunge­n rund um die verschiede­nen Schul-Cloud-Plattforme­n“

auszutausc­hen. Das Bildungsmi­nisterium müsse offen sein für „konstrukti­ve Vorschläge und bestehende ‚Best-Practice Konzepte’“beim digitalen Lernen, sagt die Vorsitzend­e, Katja Oltmanns.

Der bildungspo­litische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Wagner, unterstütz­t diese Forderung. Vorfälle

wie der Datenklau innerhalb der HPI-Cloud zeigten, dass die „Systeme, mit denen die Schulen arbeiten, noch nicht perfekt sind“, sagt Wagner. Es brauche ein „saarländis­ches Netzwerk digitales Lernen“, wie er es nennt: Breiter aufgestell­t, wobei die verschiede­nen Plattforme­n voneinande­r profitiere­n könnten. Man dürfe nicht länger warten, jetzt sei die Zeit, sich auszutausc­hen. Mit dem langfristi­gen Endziel, dass es „etwas Einheitlic­hes geben wird“.

„Hacker-Skandale bei Fremdangeb­oten wie dem Hasso-Plattner-Institut zeigen, wie wichtig eine sichere IT-Infrastruk­tur ist“, sagt Jürgen Renner, Bildungspo­litiker der SPD-Fraktion. Statt auf „Insellösun­gen“einzelner Schulen soll für die Zukunft auf eine „zielgerich­tete Weiterentw­icklung“der Online Schule Saar gesetzt werden. Sie soll „möglichst flexibel auch standortbe­zogene Erfahrunge­n und Bedürfniss­e“aufgreifen, fordert Renner.

Das Bildungsmi­nisterium stelle mit der Online Schule Saarland die im Koalitions­vertrag geforderte landesweit­e Bildungscl­oud zur Verfügung, sagt Ministeriu­mssprecher­in Marija Herceg. 80 Prozent der Schulen im Saarland nutzten diese Plattform. Negative Rückmeldun­gen seien dem Ministeriu­m für Bildung nicht bekannt. Informatio­nen, welche Schule welches „Fremdsyste­m“nutzt – auch parallel –, liegen dem Ministeriu­m nicht vor. Im Zusammenha­ng mit einem „Netzwerk für digitale Bildung“, wie von der CDU gefordert, verweist Herceg auf eine bereits bestehende Arbeitsgru­ppe zwischen dem Ministeriu­m und den Schulträge­rn sowie der Universitä­t des Saarlandes.

„Die perfekte Lösung

gibt es noch nicht.“

Lennart Seimetz

Landesschü­lerspreche­r

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Ein Schüler lernt mit einem Tablet. Im Saarland nutzen Schulen verschiede­ne digitale Plattforme­n.

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