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Saarbrückens neue Behindertenbeauftragte will das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen schärfen.
Seit dem 1. April vertritt Katrin Kühn die Interessen aller Saarbrücker mit Behinderung und deren Angehöriger. Die SZ hat mit ihr über Herausforderungen und Ziele gesprochen.
Frau Kühn, welchen Eindruck haben Sie nach knapp zwei Monaten von Ihrer neuen Arbeit?
KÜHN Es ist natürlich eine besondere Zeit, in der ich angefangen habe. Die Einarbeitung funktioniert bisher aber trotzdem sehr gut. Ich habe mit Jennifer Henkes, der Geschäftsführerin des Behindertenbeirates, eine Kollegin an meiner Seite, die schon tief im Thema drinsteckt. Mit ihr habe ich mich in den ersten Wochen ausgetauscht, was in Zukunft ansteht und was die großen Themen im Behindertenbeirat sind.
Wie sah Ihr Arbeitsalltag bisher darüber hinaus aus?
KÜHN Wir haben geschaut, wo es bereits Schnittstellen für unsere Arbeit gibt und wo diese noch hergestellt werden müssen. Viele Pfade sind schon gelegt, sodass ich nicht bei Null anfangen muss. Ich bin aber immer noch dabei, mich innerhalb der Stadt bei den verschiedenen Ämtern vorzustellen und dort einen Informationsfluss herzustellen. Mir ist diese Vernetzung sehr wichtig, sowohl intern als auch extern mit den Körperschaften, Institutionen und Vereinen, die jeweils Vertreter in den Behindertenbeirat entsenden.
Bisher gab es in der Stadt Saarbrücken nur ehrenamtliche Behindertenbeauftragte. Sie sind nun die Erste, die diese Aufgabe hauptberuflich ausfüllt. Was ändert das an Ihrer Arbeit?
KÜHN Ich habe dadurch eine andere Position und somit auch eine andere Stimme innerhalb der Stadt. Ich kann intern dafür sorgen, dass Dinge ins Laufen gebracht werden, da ich weiß, an welchen Türen ich klopfen muss. Ich muss vielleicht nicht – wie es bei den ehrenamtlichen Kollegen der Fall ist – den Weg über außen gehen, sondern kann innen schauen, dass am Ende etwas Gutes dabei herauskommt.
Wie erfahren Sie von den Problemen der Betroffenen?
KÜHN Zum einen über die politischen Ausschüsse und Räte, wenn es um Menschen mit Behinderung geht. Zum anderen erhalte ich auch direkte Zuschriften oder Anrufe. Das ist auch gewünscht, denn der direkte Kontakt zu Betroffenen ist eine große Säule meiner Arbeit.
Welche konkreten Veränderungen wollen Sie in Zukunft für behinderte Menschen in Saarbrücken auf den Weg bringen?
KÜHN Dazu erarbeiten wir momentan einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in der Landeshauptstadt. Am Ende ist das die Grundlage, aus der konkrete Strategien
entwickelt und umgesetzt werden. Durch die aktuelle Situation hat sich der Zeitplan dafür etwas verschoben, aber er soll schon zeitnah fertig werden. Insgesamt gesehen bin ich der Meinung, dass Barrierefreiheit überall Standard werden muss. Mein Anspruch ist in allem, was getan wird, ob an Bahnsteigen, öffentlichen Gebäuden oder beim Straßenbau, dafür zu sorgen, dass
Barrierefreiheit immer wieder ins Bewusstsein gerufen und umgesetzt wird. Es geht perspektivisch um die Selbstverständlichkeit, dass automatisch an Barrierefreiheit gedacht wird.
Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) hat bei Ihrer Vorstellung angekündigt, innerhalb der Stadtverwaltung mehr Arbeitsplätze für Menschen mit einer Beeinträchtigung zu schaffen. Wie ist da der Stand?
KÜHN Durch den Umstand, dass sich durch die aktuelle Situation alles etwas nach hinten verschoben hat, sind diese Stellenausschreibungen natürlich auch hinten angestellt. Da ist noch ein bisschen Geduld gefragt.
Dunja Fuhrmann, die stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirates, hat vor kurzem kritisiert, dass es schwierig sei, Rechte für Behinderte gegen den eigenen Arbeitgeber durchzusetzen. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
KÜHN Es ist kein Gegeneinander. Das funktioniert am Ende nicht und bringt niemandem irgendetwas. Es ist immer ein Miteinander. Und es ist natürlich mein Arbeitgeber, aber genau mit dem zusammen, mit der Stadt Saarbrücken, allen Ämtern und Gremien, die da zusammenarbeiten, möchte ich versuchen, das Beste daraus zu machen. Mit Kooperation und Kommunikation gelingt das am Ende, da bin ich sicher.