Saarbruecker Zeitung

Von Allah auserwählt?

In „Imam wider Willen“wird ein Akademiker unfreiwill­ig zum muslimisch­en Oberhaupt.

- Imam wider Willen, 20.15 Uhr, Arte

SAARBRÜCKE­N (ry) Geschichte­n, die von einer schwierige­n Beziehung zwischen den Eltern oder auch nur einem Elternteil und Tochter oder Sohn handeln gibt es immer wieder, da sie Stoff für dramatisch­e wie auch amüsante Verwicklun­gen bieten. Um einen Film aus der Masse dieser Werke hervorzuhe­ben, braucht es einen frischen Ansatz oder überrasche­nde Wendungen, die dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, eine Geschichte nicht schon tausend Mal gesehen zu haben. Die Tragikomöd­ie „Imam wider Willen“bietet dies, denn hier wird ein Sohn unfreiwill­ig zum Imam, nur weil er seinem Vater gegenüber in einer Sache Paroli bieten will.

Bei dem Protagonis­ten der Geschichte handelt es sich um Amine (Lyes Salem), der sich für den Erhalt der Moschee seines Heimatorte­s einsetzt. Den Vorwurf seiner Frau Nadia (Thaïs Kirby), er würde dies nur tun, weil es sein Vater ist, der die Muslime vertreiben will, lässt er sich nicht gefallen – auch wenn sie damit den Nagel auf den Kopf trifft. Seit Jahren hat Amine eine mehr als schwierige Beziehung zu seinem Vater Rachid (Sid Ahmed Agoumi). Der Professor für Kulturgesc­hichte sieht es sozusagen als seine Bürgerpfli­cht an, der muslimisch­en Gemeinde zu helfen, die drohende Räumung ihrer Moschee noch abzuwenden. Dass ausgerechn­et Amines Vater, der Präsident des beliebten örtlichen Rugbyclubs, das Gebäude, in dem die Moschee ist, in ein Vereinshau­s für seine Mannschaft umwandeln will, ist natürlich reiner Zufall. So behauptet es zumindest Amine.

Doch schnell muss er feststelle­n, dass seine Einmischun­g etwas überhastet war. Denn als herauskomm­t, dass sein Jugendfreu­nd Jemel (Djemel Barek), seines Zeichens Metzger und Imam, Rachid bei seinen Plänen geholfen hat, wird Jemel von der Gemeinde geschasst. Und der von den Gläubigen auserwählt­e neue religiöse Anführer ist ausgerechn­et Amine. Nur dass der sich mit seiner Religion bisher nur theoretisc­h in seiner Dissertati­on befasst hat. Aber davon will die Gemeinde nichts wissen.

Für sie zählt, dass Amine beendet, was er angefangen hat, und das notfalls unter Androhung einer Invasion von muslimisch­en „Grünwesten“in seiner Vorlesung. So wird der Professor schließlic­h zum Imam wider Willen. Und muss, während er die Moschee gegen seinen Vater verteidigt, auch noch den alltäglich­en Herausford­erungen begegnen, die seine neue Position mit sich bringt. Wenn allerdings das Rugbyteam das bevorstehe­nde Finale gewinnt, wird der Stadtrat das Vereinshau­s auf jeden Fall bewilligen. Was kann Amine da nur tun?

 ?? FOTO: ARTE FRANCE ?? Amine (Lyes Salam, M.) kommt seinen Pflichten als Imam nach, obwohl er eigentlich gar nicht vor hatte, diese Position einzunehme­n. Doch durch einen Zufall hat er nun diesen Posten inne.
FOTO: ARTE FRANCE Amine (Lyes Salam, M.) kommt seinen Pflichten als Imam nach, obwohl er eigentlich gar nicht vor hatte, diese Position einzunehme­n. Doch durch einen Zufall hat er nun diesen Posten inne.

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