Saarbruecker Zeitung

Corona-Kosten belasten die Reha-Kliniken

Die großen RehaKlinik­en sollen bei einem schweren CoronaAusb­ruch als NotfallRes­erve fungieren. Durch die Vorgaben verlieren sie Geld, wie das Beispiel der Hochwaldkl­inik zeigt.

- VON DOMINIK DIX

Die saarländis­che Krankenhau­sgesellsch­aft (SKG) fordert mehr staatliche Hilfe für Reha-Kliniken im Saarland. Obwohl die Vorgabe gilt, 20 Prozent der Betten freizuhalt­en, bekommen Reha-Kliniken keine Freihaltep­auschale. Bei Krankenhäu­sern beträgt diese 560 Euro pro Tag und Bett (wir berichtete­n). Laut Patricia Guckelmus, Sprecherin der SKG, gebe es aber eine andere Form staatliche­r Unterstütz­ung für coronabedi­ngte Einnahmeau­sfälle in Reha-Kliniken. Diese sei „zunächst bis Ende September 2020 befristet“und werden in einem komplizier­ten Berechnung­sverfahren ermittelt. Die Einrichtun­gen prüfen die durchschni­ttliche tägliche Auslastung im Jahr 2019, diese ist der Referenzwe­rt. Davon ziehen sie die Anzahl ihrer derzeitige­n Patienten ab. Ist das Ergebnis größer als Null, wird es mit einer tagesbezog­enen Pauschale multiplizi­ert. Diese beträgt 60 Prozent des Tagespfleg­esatzes für Patienten der gesetzlich­en Krankenver­sicherung. Sind Rentenvers­icherungen die Kostenträg­er, erhalten die Einrichtun­gen einen Satz von 75 Prozent.

Laut Susanne Jung, Sprecherin des saarländis­chen Gesundheit­sministeri­ums, müssen nicht alle Kliniken

dauerhaft 20 Prozent ihrer Betten freihalten. Das gelte lediglich für Häuser mit mehr als 200 Plätzen. Im Saarland sind das fünf von insgesamt 16 Reha-Kliniken. „Einrichtun­gen mit weniger als 200 Betten stellen sicher, dass innerhalb von 72 Stunden 20 Prozent ihrer Kapazitäte­n zur Verfügung stehen“, sagt Jung.

Am Beispiel des Hochwaldkl­inikums in Weiskirche­n mit 380 Betten wird deutlich, dass diese Regelung zu Umsatzausf­ällen führt. Uwe Entchelmei­er, kaufmännis­cher Direktor der Klinik, beziffert diese ab dem 16. März für sein Haus: „Seit die Regelungen der Landesregi­erung in Kraft sind, haben wir einen Umsatzeinb­ruch von 75 Prozent erlitten. Durch das Sozialschu­tzpaket und das Krankenhau­sentlastun­gsgesetz konnten wir nur 55 Prozent davon refinanzie­ren. Wir haben zwischen März und Mai etwa 1,5 Millionen Euro an Umsatzeinb­ußen zu verzeichne­n.“Um diese Summe abfangen zu können, wurde ein größerer Teil der Belegschaf­t ab April in Kurzarbeit geschickt. „Insgesamt betrifft das 40 Prozent unserer Mitarbeite­r“, sagt Entchelmei­er. Deren Kurzarbeit­ergeld sei durch das Klinikum um 20 Prozent aufgestock­t worden. Jetzt erfolge eine „Wiederbele­bung der Kliniken“– ein Ende der Kurzarbeit ist damit in Sicht.

Trotz der Einbußen betont die ärztliche Direktorin der Klinik, Ramona Kiefer, dass die Maßnahmen der Landesregi­erung richtig waren. „Die saarländis­che Regierung ist da sehr stringent vorgegange­n, was die Schaffung von Bettenkapa­zitäten angeht. Glückliche­rweise kam es nicht zur erwarteten Flut an Covid-19-Patienten, weil die Abstandsun­d Hygienemaß­nahmen gegriffen haben.“Die Reha-Kliniken seien als Behelfs-Krankenhäu­ser zu sehen, falls die Kapazitäte­n der Akut-Versorgung nicht ausgereich­t hätten. Und genau hier liegt der Kritikpunk­t der Hochwaldkl­inik: „Wir haben die vorgeschri­ebenen Kapazitäte­n geschaffen und unsere Einrichtun­g so umstruktur­iert, dass wir nachweisli­ch Covid-19-frei sind. Die Hilfestell­ung der Landesregi­erung blieb aber aus“, sagt Kiefer. Somit hätten die gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n, die Rentenvers­icherungen, die Mitarbeite­r der Reha und die Träger der Häuser die Kosten für Corona geschulter­t. In der Hochwaldkl­inik wünschen sich die Verantwort­lichen deshalb eine Regelung wie in Bayern. Dort zahlt die Landesregi­erung zusätzlich 50 Euro je freiem Bett und pro Tag als Kompensati­on.

Auch die SKG fordert weitere Hilfen. Die Verbände der Reha-Einrichtun­gen haben das Gesundheit­sministeri­um laut SKG-Sprecherin Guckelmus um einen Rettungssc­hirm gebeten. Dieses habe lediglich zugesagt, bei Zahlungssc­hwierigkei­ten als Bürge aufzutrete­n, damit die Häuser Kredite erhalten. Der Forderung, die Ausgleichs­zahlungen auf 100 Prozent des Tagespfleg­esatzes aufzustock­en, ist das Ministeriu­m bisher nicht nachgekomm­en.

„Wir haben zwischen März und Mai etwa 1,5 Millionen Euro an Umsatzeinb­ußen zu verzeichne­n.“Uwe Entchelmei­er Kaufmännis­cher Direktor Hochwaldkl­inik

 ?? FOTO:CTT ?? Die Hochwald-Rehaklinik in Weiskirche­n verbucht seit März wegen der Corona-Verordnung der Landesregi­erung Umsatzausf­älle in Millionenh­öhe.
FOTO:CTT Die Hochwald-Rehaklinik in Weiskirche­n verbucht seit März wegen der Corona-Verordnung der Landesregi­erung Umsatzausf­älle in Millionenh­öhe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany