Kunden können auf Schnäppchen hoffen
Die Frühjahrsmode stapelt sich in den Läden und Lagern und soll raus, bevor die neue Ware kommt. Das bedeutet für die Verbraucher günstige Preise und interessante Schnäppchen. Das gilt vor allem für Kleidung.
Noch bremsen die Corona-Auflagen die Konsumlust, doch die Kunden können sich bald wieder auf Schnäppchen freuen. „Es wird attraktive Preise geben – wie jedes Jahr“, sagt Michael Genth, Vorsitzender des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe und Inhaber von Leder Spahn in Saarbrücken. Die Angst der Händler vor der Rabattschlacht“hatte dieser Tage das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“getitelt, weil viele Modeläden während der Corona-Krise auf ihrer Frühlingsware sitzengeblieben seien und nun Platz für die neue Ware schaffen müssten. „Ja, das ist so“, bestätigt Fabian Schulz, Hauptgeschäftsführer des saarländischen Einzelhandelsverbands, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Ware werde rund zwölf Monate vor dem Verkauf geordert.
Und damals waren alle noch optimistisch gestimmt. Es gab ja keine Anzeichen, dass sich das Frühjahrsgeschäft anders als in den Jahren zuvor entwickeln würde. „Die Lager sind jetzt voll, und die Herbstware steht vor der Tür“, sagt Schulz. Es werde viele sehr interessante Angebote – sprich Schnäppchen – geben. Das beginne jetzt schon, und es sei ein guter Zeitpunkt, sich mit Sommerware einzudecken.
30 bis 60 Prozent weniger Umsatz machen viele Modeketten derzeit wegen der Corona-Krise. Eine Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey ergab, dass mehr als jeder zweite Verbraucher weniger für Mode ausgeben will. Das bestätigt
Schulz: „Was Mode angeht, stellen wir eine gewisse Zurückhaltung der Kunden fest.“
Daher sieht Genth eine große Herausforderung für Modehändler: Sogenannte anlassbezogene Mode werde weniger verkauft. „Ohne Abiturball brauche ich keine entsprechende Garderobe.“Das gelte auch für Hochzeiten. Nicht nur das Brautpaar, sondern die ganze Hochzeitsgesellschaft habe keinen Anlass, schicke Mode zu kaufen. „Die fallen alle weg.“
Im Sportbereich gebe es dagegen eine verstärkte Nachfrage zum Beispiel nach Laufschuhen. Generell sei die Kauflaune der Kunden aber noch nicht zurück. „Wir sind noch sehr, sehr weit von normalen Verhältnissen entfernt. Nach wie vor fehlt die Kundschaft aus Frankreich, Luxemburg und dem überregionalen Einzugsgebiet.“
Es seien zwar wieder mehr Passanten in der Stadt unterwegs. Die Nachfrage sei dennoch geringer als vorher, der Anteil der Käufer unter den Passanten nicht gestiegen. „Viele kommen, um zu gucken, überlegen aber, ob sie Geld ausgeben. Corona bestimmt nach wie vor das Kaufverhalten der Leute. Es gibt noch keine Belohnungskäufe nach dem Motto: Wir haben die Krise überstanden“, sagt Genth. Vor allem die Samstage liefen derzeit noch schlecht, ergänzt Schulz.
Viele Läden haben noch eingeschränkte Öffnungszeiten und schließen bereits um 18 Uhr oder 19 Uhr, obwohl sie bis 20 Uhr öffnen dürfen. Für Genth liegt die Ursache auf der Hand: „Die letzte Stunde ist für Händler nicht kostendeckend.“Manche Läden hätten nach den Lockerungen wieder länger aufgemacht, die Öffnungszeiten aber dann wieder reduziert, weil es sich nicht gelohnt habe. „Der Ladenschluss um 18 Uhr war die richtige Zeit für die ersten drei, vier Wochen der Krise. Ich persönlich halte einen Ladenschluss um 19 Uhr derzeit für angemessen.“
Um wieder in Schwung zu kommen, brauche der Handel die Begleitung von gastronomischen und kulturellen Angeboten, um das
Bummeln und Einkaufen mit einem Besuch im Kino oder im Restaurant verbinden zu können. „Diese Leute fehlen alle, wir brauchen die Kultur.“Für die Zukunft hat Genth eine große Hoffnung: „Gastronomie und Handel brauchen den Schulterschluss mit den Vermietern. Wir müssen über erzielbare Umsätze und leistbare Mieten reden. Wir müssen schauen, wer wie viel bezahlen kann, um zu überleben. Mit dem halben Umsatz kann ich nicht die 100 Prozent Miete zahlen, das geht nicht. Dass dieses Jahr kein Gewinn gemacht wird, ist klar. Das Überleben gelingt aber nur, wenn beide Seiten sich offen und ehrlich austauschen. Keiner darf den anderen übervorteilen. Wir brauchen auch nächstes Jahr noch einen attraktiven Mix aus Handel, Kultur und Erlebnis.“
„Mit dem halben Umsatz kann ich nicht die 100 Prozent Miete zahlen, das geht nicht.“
Michael Genth
Vorsitzender des Saarbrücker Vereins für
Handel und Gewerbe