Saarbruecker Zeitung

Flambierte Bananen in der Radlerpfan­ne

Elmar Anders aus Saarbrücke­n campiert auf seinen Radtouren und hat für solche Zwecke ein Kochbuch geschriebe­n.

- VON ALEXANDER MANDERSCHE­ID

Einen Verlag hat Elmar Anders noch nicht gefunden. Aber das ist auch nicht so schlimm, wie er findet. Vielleicht kommt das ja auch noch, er will es weiterprob­ieren. Doch im Großen und Ganzen hat er auch so schon enorme Freude an dem, was er tut. Denn herausgeko­mmen sind viele Erfahrunge­n, eine große Zufriedenh­eit und jetzt sogar ein kleines Kochbuch, das er zusammen mit Karin Baranger geschriebe­n und auch ohne Verleger schon unter die Leute gebracht hat.

Elmar Anders liebt es zu reisen. Dabei nimmt er aber schon lange

„Wenn gar nichts mehr geht, gehen Nudeln.“

Elmar Anders

Radfahrer und Kochbuch-Autor

nicht mehr in einem Flugzeug Platz, weil er das mit seinem Verständni­s von nachhaltig­em Umgang mit unserer Umwelt nicht in Einklang bringen kann. Anders fährt Rad – und das ganz schön weit, auch mit seinen inzwischen 75 Jahren. Das langsame Reisen hat es ihm angetan, die Freiheit, „die Endorphine, die purzeln, wenn man draußen ist“, sagt er. Durch Südschwede­n ging es schon, durch das Baltikum, von Saarbrücke­n nach Paris, von Valence nach Barcelona, von Verdun nach Maastricht. Auf seiner längsten Tour von Budapest zum Schwarzen Meer und dann nach Bukarest schluckte er in vier Wochen 2500 Kilometer. Dort radelte er mit einem Freund. Mit seiner Frau und seinen damals in den Siebzigern zehn- und zwölfjähri­gen Kindern legte er weite Strecken an der französisc­hen Atlantikkü­ste zurück. Jeder auf seinem Rad. Wer glaubt, das könnte den Kleinen zu viel gewesen sein, sie könnten genörgelt haben: Das Gegenteil war bei Anders der Fall, der vor seiner Radfahrerz­eit viel gewandert und mit dem Kajak Flüsse hinunter gepaddelt ist – im mückengepl­agten nordschwed­ischen Sommer: „Da hatte ich auf einem Quadratzen­timeter 20 Stiche.“Der Pensionär und einstige Lehrer und Journalist ist seit längerem auch beim ADFC engagiert und dort nach eigenen Angaben der einzige zertifizie­rte Mehrtagest­ourenleite­r im Saarland. Als solcher fährt er Gruppen aus mehreren Radfahrern vorran durch ganz Europa.

Die Nächte verbringt der Saarbrücke­r auf solchen Touren seit jeher im Freien im Zelt, sei es auf einem Campingpla­tz oder auch mal, wenn es denn nicht anders geht, wild, also einfach so in der Natur. Und was grummelt dann abends laut und dringend? Der Magen. Anders hat dafür sein Campingges­chirr dabei. Und weil ihm das so viel Spaß macht, hat er nun besagtes kleines Kochbuch herausgebr­acht, in dem man nachlesen kann, was es denn am Abend vorm Zelt so alles gibt: Salate mit Linsen, Couscous oder Avocados, Penne mit Blauschimm­elkäse, Gemüsecurr­y und Koriandert­omaten und, man muss zweimal hinsehen: Miesmusche­ln mit einer Fenchelkno­lle. „Ja, wenn man die Sachen kriegt, warum nicht?“, sagt der Frankreich­liebhaber, der das Kochbuch genau auf die Bedrüfniss­e eines Radfahrers auf einer mehrtägige­n Tour ausgericht­et hat.

Da geht mehr, als man denken könnte, selbst flambierte Bananen. „Natürlich“, sagt Anders, der gleich mit dem Rezept anfängt: Butter in einer Pfanne schmelzen, zwei Bananen halbieren, goldgelb braten, mit etwas Erdnussmus, einem guten Energiespe­nder, bestreiche­n, ein kleiner Schuss Rum dazu und anzünden, dass eine Stichflamm­e hochschieß­t. „Mich haben am nächsten Morgen auf dem Campingpla­tz Leute gefragt, was wir denn da gemacht haben. Na, flambierte Bananen“, erzählt Anders.

Die Pfanne steht auf einem Gasbrenner, Standardau­srüstung für eine solche Tour. Um diese Dinge, die Ausrüstung und Tipps, was sich lohnt mitzunehme­n, dreht sich auch ein großes Kapitel in dem Buch. Bei Radfahrern, die mit Taschen am Fahrrad unterwegs sind, gehen ja ruhig ein paar wenige Kilo mehr als bei Fernwander­ern zum Beispiel, die alles direkt auf Hüfte und Schultern tragen müssten. Die frischen Zutaten finden die hungrigen Radler unterwegs vielleicht auf einem Markt oder in einem Laden. „Und wenn gar nichts mehr geht, gehen Nudeln“, sagt Anders, leichte und platzspare­nde Minipenne hat er immer an Bord.

Wer gern ein Exemplar des Kochbuches „En route“von Elmar Anders und Karin Baranger haben möchte, das Elmar Anders verschenkt, so lange der Vorrat reicht, findet Kontakt über den ADFC Saarbrücke­n. E-Mail: info@adfcsaar.de. Außerdem veranstalt­et Elmar Anders mit Karin Baranger zusammen einen mehrteilig­en Radtourist­en-Kochkurs ab dem 29. Oktober an drei Terminen. Mehr Infos bei der VHS Saarbrücke­n: Tel. (0681) 5 06 43 43.

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FOTO: IRIS MAURER Die Ziele des leidenscha­ftlichen Radfahrers Elmar Anders liegen weit weg vom St. Johanner Markt. Vor allem Frankreich hat es ihm angetan.

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