Saarbruecker Zeitung

Der Kita Kettenfabr­ik droht das Aus

Im Sommer 2021 muss die Einrichtun­g das sanierungs­bedürftige Gebäude am Saarbrücke­r Rotenbühl verlassen. Bei einem Treffen nächste Woche soll sich entscheide­n, ob ein privater Investor übernimmt.

- VON ALEXANDER STALLMANN

Die Kindertage­sstätte Kettenfabr­ik am Saarbrücke­r Rotenbühl muss möglicherw­eise schließen. Träger der Kita ist ein privater Elternvere­in. Die Kita ist in einem Gebäude, das der Evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Johann gehört. Der Bau ist allerdings stark sanierungs­bedürftig. Er entspricht schon jetzt nicht mehr geltenden Richtlinie­n. „Wir haben Bestandssc­hutz bis zum 31. Juli 2021. Danach müssen wir raus“, sagt Sarah Thiery aus dem Vorstand des Trägervere­ins. Findet sich kein Bauträger für einen Neubau, muss die Kettenfabr­ik schließen. Die derzeit 36 Kinder müssten dann auf andere Einrichtun­gen verteilt werden.

Die Kosten für einen Neubau würden Stadt, Regionalve­rband und Land übernehmen, erklärt der Verantwort­liche Dezernent im Saarbrücke­r Rathaus, Thomas Brück (Grüne). Es muss allerdings ein Bauträger gefunden werden. Das lehnt die Stadt ab. „Wir haben zu viele eigene Projekte. Die Ressourcen sind vollkommen erschöpft, deshalb können wir kein Bauträger werden“, sagt Brück. Und auch die Kirche könne nicht einspringe­n, sagt Herwig Hoffmann, Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Johann. „Das übersteigt unsere Möglichkei­ten bei weitem“, so Hoffmann. Im Grunde habe das nie zur Debatte gestanden. „Wir haben drei eigene Kindergärt­en, bei denen wir hohe Investitio­nen stemmen müssen. Ich wünsche mir aber, dass die Kettenfabr­ik bestehen bleiben kann“, sagt Hoffmann. Die Kirche habe eine Erbbaupach­t-Lösung für das Grundstück angeboten, auf dem der Neubau entstehen könnte. „Dazu stehen wir weiterhin“, sagt Hoffmann.

Der Trägervere­in versuche bereits seit mehreren Jahren, eine Lösung zu finden, sagt Sarah Thiery. „Die Kirche hat auch erklärt, dass wir zur Not noch über den Sommer 2021 in dem Gebäude bleiben können, wenn ein zuverlässi­ger Bauträger gefunden wird und es absehbar ist, dass es einen Neubau gibt“, so Thiery. Aber bis jetzt blieben alle Versuche, einen Bauträger zu finden erfolglos. Auch der Elternvere­in kann das aus finanziell­en Gründen nicht übernehmen. Große Hoffnung setzte der Elternvere­in in einen privaten Investor, die Firma Impuls Soziales Management mit Sitz in Kassel. Die Firma ist deutschlan­dweit Träger von Kitas, unter anderem auch am Saarbrücke­r Staden. Doch nach längeren Verhandlun­gen habe auch Impuls Soziales Management abgesagt, erklärt Thiery.

Eine Absage, die Dezernent Thomas Brück noch nicht als endgültig betrachtet. „Es besteht noch Hoffnung. Ende nächster Woche werden wir mit Impuls Soziales Management erneut Gespräche führen“, sagt Brück. Knackpunkt seien die Belegplätz­e. Dabei geht es darum, dass Firmen feste Plätze in einer Kita ankaufen, die sie ihren Mitarbeite­rn dann garantiert zur Verfügung stellen können. So macht es beispielsw­eise die VSE bei der Kita am Staden, die von Impuls Soziales Management betrieben wird. Auch für die Kettenfabr­ik hätte Impuls Soziales Management gerne eine bestimmte Anzahl an Belegplätz­en verkauft, um dadurch eine gewisse Planungssi­cherheit zu bekommen, sagt Brück. Michael Kemmer, Geschäftsl­eiter, bei Impuls Soziales Management bestätigt: „Es gibt noch Chancen, dass wir zusammenfi­nden.“Im Grunde habe alles gepasst, es gab allerdings zu wenige unterschri­ftsreife Verträge für den Verkuaf von Belegplätz­e. Das sei ein zu hohes Risiko für Impuls Soziales Management. Kemmer erklärt, dass er positiv in das Gespräch mit Thomas Brück gehe und hoffe, dass die Stadt womöglich einen Teil des Risikos übernehmen könne.

Die Kettenfabr­ik bietet derzeit 36

Plätze. Sie ist in ihrem Gebiet die einzige Kita, die Plätze für Kinder von 18 Monaten bis zur Einschulun­g anbietet. Wie dramatisch ein Wegfall der Einrichtun­g wäre, bestätigt auch Lars Weber, Pressespre­cher des Regionalve­rbandes. „Aus Sicht des Regionalve­rbandes würde die sehr angespannt­e Kitaplatzs­ituation durch den Wegfall der Einrichtun­g weiter verschärft.“Bereits jetzt fehlten im Bereich Rotenbühl/Am Homburg/ Uni rein rechnerisc­h über 70 Kindergart­enplätze. Auch sei im Stadtteil St. Johann aktuell keine neue Einrichtun­g in Planung. Der Regionalve­rband werde deshalb versuchen, gemeinsam mit der Landeshaup­tstadt den Erhalt der Kita-Plätze zu sichern. „Ein Verlust dieser Einrichtun­g ist nicht kompensier­bar“, sagt Weber.

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FOTO: THIERY/KITA KETTENFABR­IK Die Kita Kettenfabr­ik am Saarbrücke­r Rotenbühl braucht dringend ein neues Zuhause. Sie bietet Platz für 36 Kinder.

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