Der Kita Kettenfabrik droht das Aus
Im Sommer 2021 muss die Einrichtung das sanierungsbedürftige Gebäude am Saarbrücker Rotenbühl verlassen. Bei einem Treffen nächste Woche soll sich entscheiden, ob ein privater Investor übernimmt.
Die Kindertagesstätte Kettenfabrik am Saarbrücker Rotenbühl muss möglicherweise schließen. Träger der Kita ist ein privater Elternverein. Die Kita ist in einem Gebäude, das der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johann gehört. Der Bau ist allerdings stark sanierungsbedürftig. Er entspricht schon jetzt nicht mehr geltenden Richtlinien. „Wir haben Bestandsschutz bis zum 31. Juli 2021. Danach müssen wir raus“, sagt Sarah Thiery aus dem Vorstand des Trägervereins. Findet sich kein Bauträger für einen Neubau, muss die Kettenfabrik schließen. Die derzeit 36 Kinder müssten dann auf andere Einrichtungen verteilt werden.
Die Kosten für einen Neubau würden Stadt, Regionalverband und Land übernehmen, erklärt der Verantwortliche Dezernent im Saarbrücker Rathaus, Thomas Brück (Grüne). Es muss allerdings ein Bauträger gefunden werden. Das lehnt die Stadt ab. „Wir haben zu viele eigene Projekte. Die Ressourcen sind vollkommen erschöpft, deshalb können wir kein Bauträger werden“, sagt Brück. Und auch die Kirche könne nicht einspringen, sagt Herwig Hoffmann, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde St. Johann. „Das übersteigt unsere Möglichkeiten bei weitem“, so Hoffmann. Im Grunde habe das nie zur Debatte gestanden. „Wir haben drei eigene Kindergärten, bei denen wir hohe Investitionen stemmen müssen. Ich wünsche mir aber, dass die Kettenfabrik bestehen bleiben kann“, sagt Hoffmann. Die Kirche habe eine Erbbaupacht-Lösung für das Grundstück angeboten, auf dem der Neubau entstehen könnte. „Dazu stehen wir weiterhin“, sagt Hoffmann.
Der Trägerverein versuche bereits seit mehreren Jahren, eine Lösung zu finden, sagt Sarah Thiery. „Die Kirche hat auch erklärt, dass wir zur Not noch über den Sommer 2021 in dem Gebäude bleiben können, wenn ein zuverlässiger Bauträger gefunden wird und es absehbar ist, dass es einen Neubau gibt“, so Thiery. Aber bis jetzt blieben alle Versuche, einen Bauträger zu finden erfolglos. Auch der Elternverein kann das aus finanziellen Gründen nicht übernehmen. Große Hoffnung setzte der Elternverein in einen privaten Investor, die Firma Impuls Soziales Management mit Sitz in Kassel. Die Firma ist deutschlandweit Träger von Kitas, unter anderem auch am Saarbrücker Staden. Doch nach längeren Verhandlungen habe auch Impuls Soziales Management abgesagt, erklärt Thiery.
Eine Absage, die Dezernent Thomas Brück noch nicht als endgültig betrachtet. „Es besteht noch Hoffnung. Ende nächster Woche werden wir mit Impuls Soziales Management erneut Gespräche führen“, sagt Brück. Knackpunkt seien die Belegplätze. Dabei geht es darum, dass Firmen feste Plätze in einer Kita ankaufen, die sie ihren Mitarbeitern dann garantiert zur Verfügung stellen können. So macht es beispielsweise die VSE bei der Kita am Staden, die von Impuls Soziales Management betrieben wird. Auch für die Kettenfabrik hätte Impuls Soziales Management gerne eine bestimmte Anzahl an Belegplätzen verkauft, um dadurch eine gewisse Planungssicherheit zu bekommen, sagt Brück. Michael Kemmer, Geschäftsleiter, bei Impuls Soziales Management bestätigt: „Es gibt noch Chancen, dass wir zusammenfinden.“Im Grunde habe alles gepasst, es gab allerdings zu wenige unterschriftsreife Verträge für den Verkuaf von Belegplätze. Das sei ein zu hohes Risiko für Impuls Soziales Management. Kemmer erklärt, dass er positiv in das Gespräch mit Thomas Brück gehe und hoffe, dass die Stadt womöglich einen Teil des Risikos übernehmen könne.
Die Kettenfabrik bietet derzeit 36
Plätze. Sie ist in ihrem Gebiet die einzige Kita, die Plätze für Kinder von 18 Monaten bis zur Einschulung anbietet. Wie dramatisch ein Wegfall der Einrichtung wäre, bestätigt auch Lars Weber, Pressesprecher des Regionalverbandes. „Aus Sicht des Regionalverbandes würde die sehr angespannte Kitaplatzsituation durch den Wegfall der Einrichtung weiter verschärft.“Bereits jetzt fehlten im Bereich Rotenbühl/Am Homburg/ Uni rein rechnerisch über 70 Kindergartenplätze. Auch sei im Stadtteil St. Johann aktuell keine neue Einrichtung in Planung. Der Regionalverband werde deshalb versuchen, gemeinsam mit der Landeshauptstadt den Erhalt der Kita-Plätze zu sichern. „Ein Verlust dieser Einrichtung ist nicht kompensierbar“, sagt Weber.