Saarbruecker Zeitung

Aus der „großen WG“ins Spitzenspi­el

Nationalsp­ielerin Lena Lattwein aus Hüttigweil­er tritt mit Hoffenheim am Samstag im Spitzenspi­el bei Bayern München an.

- VON STEFAN REGEL

Es ist am Telefon nicht zu sehen. Aber man hört es auch an der Stimme, dass Lena Lattwein strahlt oder lächelt. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt die Fußballeri­n von der TSG 1899 Hoffenheim. Die seit Anfang Mai 20-Jährige kann das erste Punktspiel in der Bundesliga nach der Corona-Zwangspaus­e kaum erwarten. „Ich freue mich auf das Wettkampf-Ambiente, die Zweikämpfe, das Messen auf dem Platz“, sagt die Saarländer­in. Mit dem ersehnten Spiel an diesem Samstag (13 Uhr/MagentaSpo­rt) beim FC Bayern München geht es für die Nationalsp­ielerin gleich zum ReStart direkt ins Duell um Champions-League-Platz zwei. Die TSG liegt als Dritter nur ein Pünktchen hinter den Bayern.

Die Hüttigweil­erin hat ein gutes Gefühl, denn die Bedingunge­n waren für beide Teams gleich. Nach längerer Corona-Pause wurde zuerst in Zweier- und dann in Vierergrup­pen trainiert, ehe es ins Mannschaft­straining ging. „Im Hinspiel waren wir auf Augenhöhe und haben 1:0 gewonnen“, sagt die 1,0-erAbiturie­ntin, die nicht nur auf dem Platz extrem ehrgeizig und zielstrebi­g ist. Derzeit ist sie bei den letzten Arbeiten an ihrer Bachelor-Arbeit, nach den letzten Klausuren geht es Richtung Master. Lattwein studiert in Mannheim Wirtschaft­smathemati­k, dank eines Stipendium­s kann sie Sport und Studium gut in Einklang bringen. So spielt sie an diesem Dienstag nicht nur im DFB-Pokal-Viertelfin­ale bei Bayer Leverkusen, sondern schreibt aus Leverkusen auch gleich noch per

Laptop bei einer Klausur mit. „Ich habe auch schon vor Corona viel für das Studium von zu Hause aus gemacht“, sagt die Studentin, für die Langeweile auch während des Lockdowns kein Thema war.

Zu Beginn der Pandemie war die Ex-Spielerin des 1. FC Saarbrücke­n vier Wochen im Elternhaus in Hüttigweil­er. Trainingsp­läne und Aufgaben gab es per Internet. Mit Mama, Papa und Schwester wurde im Garten gegrillt. Jetzt ist Lattwein wieder in ihrer Wohnung in St. Leon-Rot.

Von dort ging es für die 20-Jährige, die zu Jahresbegi­nn ihren Vertrag in der zweiten Heimat Hoffenheim um ein Jahr bis 2021 verlängert hat, am vergangene­n Sonntag ins Quarantäne-Hotel. „Wir haben das Hotel ganz für uns alleine“, berichtet sie. Das Frühstück wird gestellt, das Mittagesse­n bringt ein Caterer, und abends können sich die Mädels selbst etwas kochen und die Hotelküche benutzen. „Wir sind 20 Spielerinn­en mit Co-Trainer. Es ist echt cool und fühlt sich wie eine große

WG an“, sagt Lattwein, die damit ein perfektes Beispiel für den psychologi­schen Fachbegrif­f Resilienz ist, also die Fähigkeit, Krisen positiv zu bewältigen. TSG-Trainer Jürgen Ehrmann wird beim ersten Spiel genau wie Lattweins Eltern, die sonst immer da sind, fehlen. Der Berufsschu­llehrer ist an seiner Schule unabkömmli­ch und konnte daher nicht mit ins Quarantäne-Trainingsl­ager.

Am Samstag geht es dann mit dem Bus nach München. „Wir werden zweimal pro Woche getestet, am Samstag gibt es morgens um halb acht noch mal einen Test“, erzählt die Nationalsp­ielerin, die mittlerwei­le schon sechs A-Länderspie­le absolviert hat. So zum Beispiel im November 2019 vor 90 000 Zuschauern gegen England im Wembley-Stadion: „Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde“, sagt sie.

Beim im März vor dem Finale Deutschlan­d-Italien abgebroche­nen Algarve-Cup in Portugal testete Martina Voss-Tecklenbur­g beim 4:0 gegen Norwegen Lattwein 90 Minuten in der Innenverte­idigung. Die Bundestrai­nerin setzte auf die hohe Spielintel­ligenz und gute Spielübers­icht der Saarländer­in, die sonst in Hoffenheim auf ihrer geliebten Position im zentralen Mittelfeld spielt.

Lattwein ist weiter auf dem Weg nach oben, wie stets, seit sie 2017 nach Hoffenheim kam. Wann das nächste Länderspie­l ist, ist unklar, die EM als nächstes Großturnie­r wurde von 2021 auf 2022 verlegt. Aber als mittlerwei­le fester Bestandtei­l der Nationalma­nnschaft ist davon auszugehen, dass die junge Hüttigweil­erin auch die saarländis­chen Fußballfan­s am TV-Bildschirm bei künftigen Länderspie­len zum Lächeln bringt.

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FOTO: FOTO2PRESS/IMAGO IMAGES Für Nationalsp­ielerin Lena Lattwein aus Hüttigweil­er geht es an diesem Samstag wieder um Punkte in der Bundesliga: Mit der TSG Hoffenheim trifft sie im Topspiel auf den FC Bayern.

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