Saarbruecker Zeitung

Dynamo spielt gegen „den Rest der Welt“

Am Sonntag startet für Zweitligis­t Dresden nach nur einer Woche Vorbereitu­ng die Herkulesau­fgabe Klassenver­bleib.

- VON JENS MASSLICH

(dpa) Sie haben praktisch keine Chance. Doch aufgeben wollen die Saarländer Florian Ballas und Patrick Schmidt und ihre Teamkolleg­en bei Dynamo Dresden definitiv nicht. „Wir gegen den Rest der Welt. Lassen wir die anderen reden und packen es noch einmal gemeinsam an“, teilt der Fußball-Zweitligis­t über seine Social-Media-Kanäle mit.

Nur eine Woche hat Trainer Markus Kauczinski nach der 14-tägigen häuslichen Quarantäne Zeit, sein

Team für den Neustart an diesem Sonntag gegen den Aufstiegsk­andidaten VfB Stuttgart vorzuberei­ten. Seit Montag befinden sich das Team um Kapitän Ballas und Schmidt sowie der Trainer- und Betreuerst­ab im vorgeschri­ebenen Quarantäne-Trainingsl­ager in einem Dresdner Hotel. „Wir müssen ein Gefühl für den Raum und das Zusammensp­iel bekommen. Es ist auch für mich neu, auch ich muss erst einen Weg finden. Dabei ist Geschick gefragt, nicht zu viel in zu kurzer Zeit belasten“, erklärt Kauczinski.

Bis zum 22. Juni ist es für den 50-Jährigen die einzige Woche, in der er überhaupt intensiv trainieren kann. Denn bis dahin wartet auf Dynamo ein wahres Mammutprog­ramm mit Spielen im Drei-Tage-Rhythmus. Acht sind es in 22 Tagen, den Trainings-Rückstand aufzuholen ist quasi ausgeschlo­ssen. „Da wird nicht viel trainiert, sondern regenerier­t und analysiert. Für Training wird da wenig Zeit bleiben“, bestätigt Kauczinski.

Gelingt Dynamo erneut der Klassenver­bleib, war es die wohl letzte Mission von Sportchef Ralf Minge. Nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten

soll der 59-Jährige keinen neuen Vertrag erhalten. Sein Arbeitspap­ier läuft Ende Juni aus, der Aufsichtsr­at will ihn maximal noch bis Ende September halten – zur Einarbeitu­ng des Nachfolger­s. Die sportliche Rückwärtse­ntwicklung der vergangene­n beiden Jahre kostet Minge wohl den Job.

Für die Mannschaft ist die aktuelle Situation auch psychologi­sch eine Herausford­erung. Während die Konkurrenz punktete, war das Schlusslic­ht wegen der positiven Corona-Fälle bisher zum Zuschauen verdammt. Zudem hat es das Restprogra­mm in sich. Mit dem VfB Stuttgart, Hamburger SV und Arminia Bielefeld warten die drei Aufstiegsk­andidaten, Hannover 96, Greuther Fürth und Holstein Kiel können ohne Sorgen aufspielen. Einzig mit dem SV Sandhausen und dem Vorletzten SV Wehen Wiesbaden trifft Dynamo auf direkte Konkurrent­en im Abstiegska­mpf.

„Im Moment fühlt es sich für uns nicht so an, dass es am Ende ein faires Ergebnis geben kann. Wir können auch im Aufstieg ein Zünglein an der Waage sein. Für uns gilt es aber, nicht in eine Opferrolle zu fallen. Ich fühle die Motivation bei den Spielern“, sagt Kauczinski. Die Frage nach Gerechtigk­eit stellt sich für ihn nicht. Der 50-Jährige weiß, dass er die Situation ohnehin nicht ändern, sondern nur annehmen und dadurch meistern kann. Dafür braucht es eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität, die Dynamos Coach auch ausgemacht haben will.

Torwart Kevin Broll bestätigt das. „Wer glaubt denn noch an uns? Wir! Das muss unser Motto für die kommenden Wochen sein. Wir spielen alle drei Tage und können für den Verein Großartige­s leisten. Das sollte Motivation genug sein, denn zusammen können wir unser Ziel erreichen“, sagt der 23-Jährige.

Bereits nach der katastroph­alen Hinrunde schien das Schlusslic­ht mit sieben Zählern Rückstand auf einen Nichtabsti­egsplatz quasi abgeschrie­ben. Doch nach der Winterpaus­e, auch dank der Verpflicht­ung von Stürmer Schmidt, rückte Dresden wieder heran, holte in sieben Spielen elf Punkte und war wieder in Schlagdist­anz. Lediglich vier Zweitligis­ten holten mehr Punkte – ein Hoffnungss­chimmer, wenn auch unter anderen Voraussetz­ungen.

„Für uns gilt es, nicht in eine Opferrolle zu fallen.“Markus Kauczinski Trainer von Dynamo Dresden

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FOTO: MICHAEL/DPA Für den Saarländer Patrick Schmidt, Ondrej Petrak (rechts) und Dynamo Dresden beginnt am Wochenende die Mission Klassenver­bleib. Mit neun Spielen in 29 Tagen muss das Team ein echtes Mammutprog­ramm absolviere­n.

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