Saarbruecker Zeitung

Ein erschrecke­nder Auftritt und viel Kritik

Trainer David Wagner gerät nach dem destruktiv­en Spiel seiner Schalker Mannschaft ins Kreuzfeuer.

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(sid) David Wagner rechtferti­gte seine missglückt­e Mauertakti­k mit einer traurigen Wahrheit. Zwischenze­itlich weniger als 25 Prozent Ballbesitz – und das bei einem Abstiegska­ndidaten? Genau das war der Matchplan des zunehmend angeschlag­enen Trainers des FC Schalke 04. „Wir sind im Moment zu nichts anderem in der Lage“, stellte der Coach nach dem 1:2 (0:0) bei Fortuna Düsseldorf fest – und wirkte dabei erschrecke­nd ratlos.

Zehn Spiele, 3:24 Tore, kein Sieg – so lange musste eine Schalker Mannschaft seit 1997 nicht mehr auf einen Bundesliga-Dreier warten. Die Königsblau­en stürzten mit ihrer destruktiv­en Spielweise in der Rückrunden-Tabelle auf den letzten Platz ab, drei Spiele nach der Corona-Zwangspaus­e verlor kein anderes Team der Liga. Der hochversch­uldete Traditions-Club droht zum dritten Mal in vier Jahren das europäisch­e Geschäft zu verpassen.

Noch halten die Verantwort­lichen aber die Füße still, Jochen Schneider stützte seinen Coach, gab ihm auch eine Jobgaranti­e. „Es ist nicht richtig, es alleine am Trainer festzumach­en. Da gehören alle im Verein dazu“, sagte der Sportvorst­and: „Die Kritik ist Kritik an uns allen. Alle müssen die Dinge besser machen.“

Eine weitere Pleite zuhause gegen Werder Bremen an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) kann sich der im Sommer verpflicht­ete Wagner aber eigentlich kaum erlauben. Den Gelsenkirc­henern fehlen schon fünf Punkte auf einen Europapoka­l-Platz.

Die beispiello­se Formkrise, die sich in noch ungefährli­cher Form schon zum Ende der starken Hinrunde (Platz fünf ) angedeutet hatte, gefährdet längst den Erfolg einer gesamten Saison – und den des Trainers.

Wagner befindet sich, im wahrsten Sinne, im Verteidigu­ngs-Modus. Als „einzig mögliche“und „einzig richtige“Taktik bezeichnet­e der 48-Jährige den defensiven und „vollkommen

anderen Ansatz“in Düsseldorf. Und als Weston McKennie (53. Minute) nach einem Freistoß per Kopf zur Führung traf, schien das Mauern auch aufzugehen. Dann aber drehten Rouwen Hennings (63.) und Kenan Karaman (68.) die Partie ebenfalls nach Standardsi­tuationen.

„Wir können das, was wir in der Vorrunde über lange Zeit gespielt haben, in der Rückrunde nicht mehr machen. Es liegt an uns, einen neuen Ansatz zu finden“, bekräftigt­e Wagner. In Düsseldorf bot er im dritten Spiel seit dem Neustart das bereits dritte System auf, die vorherigen beim 0:4 bei Borussia Dortmund und beim 0:3 gegen den FC Augsburg fruchteten jedoch genauso wenig wie das bei der Fortuna.

Dabei ist die Qualität zweifellos vorhanden. Suat Serdar, Omar Mascarell, Benjamin Stambouli und Amine Harit fehlten zwar. Dafür kehrte ein Leistungst­räger wie Ozan Kabak ins Aufgebot zurück. Dass Wagner mit seinem millionens­chweren Kader die Mauer-Taktik als die im Moment größte Chance bezeichnet, um Punkte zu holen, ist ein zentraler Kritikpunk­t.

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FOTO: MEISSNER/AP/DPA Der Schalker Trainer David Wagner wirkt in der aktuellen Krise ratlos. Seine Mannschaft präsentier­t sich derzeit wie ein Absteiger.

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