Saarbruecker Zeitung

Filigrane Sitzmöbel liegen im Trend

Da Sofas immer zierlicher werden, wird die Sitzgruppe inzwischen gerne um einen oder mehrere Sessel erweitert.

- VON ANDREA ABRELL

(dpa) Lange Zeit dominierte vor allem ein Möbelstück die eigenen vier Wände: die Sitzlandsc­haft. Doch mittlerwei­le gibt es einen Wohntrend, der den übergroßen Sitzgruppe­n den Rang abläuft: kleine Sofas, die mit einem oder mehreren Sesseln kombiniert werden. Insgesamt werden die Möbelmaße kleiner und die Stücke an sich auch filigraner, erklärt Jan Kurth, Geschäftsf­ührer des Verbands der Deutschen Möbelindus­trie.

Grund ist der schwindend­e Wohnraum: „Immer mehr Menschen möchten gern in der Stadt wohnen. Das bedeutet aber, dass Wohnungen generell kleiner werden, und wenn das Platzangeb­ot nicht groß ist, müssen die Möbel ja auch zu den Räumen passen.“

Die kleineren Sitzmöbel sehen aber nicht nur im kleinen Wohnzimmer gut aus. „Wer es gern luftig und großzügig mag, ist mit diesem Wohntrend ebenso gut beraten“, findet Trendanaly­stin Gabriele Kaiser aus Landsberg am Lech.

Eine zentrale Rolle kommt bei diesem Wohntrend dem Sessel zu. Das Angebot ist so vielfältig wie der Geschmack, das macht die Auswahl nicht so einfach. „Am wichtigste­n ist dabei zunächst die Frage, wozu der Sessel gedacht ist“, findet Kaiser. „Soll er tatsächlic­h zusammen mit dem Sofa platziert werden oder ist er als Lese- oder Relax-Sessel gedacht, der separat stehen soll?“Die Antwort auf diese Frage bestimmt die zu wählende Sesselform. „Für eine Leseecke ist der Ohrensesse­l eine sehr gute Wahl“, erklärt Kaiser. „Weil er aufgrund seiner Bauweise eine Art Kokon bildet, in dem man in aller Ruhe ein Buch lesen kann.“Wer dagegen einen Sessel kaufe, um ihn mit einem Sofa zu kombiniere­n, sollte darauf achten, dass er ungestörte Kommunikat­ion ermögliche.

Da es oft schwer fällt, die Maße eines Sessels im Möbelhaus oder im Onlinehand­el nachzuvoll­ziehen, rät Kurth dazu, die Maße zu Hause mit ausgelegte­n Zeitungen oder Kartons auf den Boden zu übertragen. „So bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Platz er einnimmt und ob das zum Rest der Einrichtun­g passt.“

Aber der Sessel muss sich nicht nur stimmig in das Wohnkonzep­t einfügen, er muss auch den Menschen passen, die auf ihm Platz nehmen wollen. „Entscheide­nd ist dabei vor allem die Breite des Sitzes“, sagt Kaiser. „Sie sollte groß genug sein, damit man sich im Sessel nicht eingeengt fühlt. Bei eher stattliche­n Menschen darf die Sitzfläche gern 60 Zentimeter und mehr betragen.“

Darüber hinaus sollte die Sitzfläche zur Beinlänge passen. „Das spielt beispielsw­eise beim Lounge-Chair

eine große Rolle, der traditione­ll nach hinten geneigt ist“, erläutert Kaiser. „Als Faustregel hier gilt: Wenn man sich bis an die Lehne setzt, sollte von der Sesselkant­e bis zur Kniebeuge rund fünf Zentimeter Platz sein.“

Wer besonderen Wert auf Komfort legt, ist mit einer verstellba­re Rückenlehn­e und einem zum Sessel dazu passenden Hocker gut beraten. „Hier muss man beim Ausmessen natürlich den Hocker separat einplanen“, betont Kurth.

Der Trend, einen oder gar mehrere Sessel zu einer filigranen Couch zu kombiniere­n, bietet eine ganze

Reihe mehr Gestaltung­smöglichke­iten, als man sie bei einer zusammenhä­ngenden Sitzlandsc­haft hätte. „Eine Idee der Kombinatio­n ist es zum Beispiel, unterschie­dliche Materialie­n für Sofa und Sessel zu wählen. So kann man sich für ein Sofa in Leder entscheide­n, dazu wählt man einen Sessel aus einem derberen Wollstoff“, schlägt Kurth vor. Dieser Materialmi­x ist nach wie vor ein trendiges Wohnthema.

Vielfach stellt sich die Frage Stoff oder Leder nicht nur wegen des optischen Konzepts, sondern auch unter dem Aspekt der Pflege. „Lange Zeit galt Leder als besonders pflegeleic­ht, weil man Flecken oft einfach abwischen konnte“, sagt Kaiser. „Heute aber sind die meisten Möbelstoff­e technisch so bearbeitet, dass sie einen Anti-Flecken-Schutz bieten. Deshalb sind sie heute nahezu genauso pflegeleic­ht wie Leder.“

Neben den Materialie­n bieten sich auch verschiede­ne Farben zur Zusammenst­ellung an: „Hier kann man wahlweise Ton in Ton oder ganz bewusst mit Kontrasten arbeiten“, rät Kaiser. „Helle Töne wie Creme für ein Sofa sehen toll aus zu einem Sessel in kräftigem Rot oder Blau.“Auch warme Nuancen von Honig oder Terrakotta sind aktuell angesagt. „Diese lassen sich schön mit einem klaren Blauton oder Grün kombiniere­n. Wer es dezenter mag, kombiniert ein beigefarbe­nes Sofa mit einem Sessel in einem warmen Schokobrau­n oder ein Sofa in Grau mit einem Sessel in Anthrazit.“

Sie rät grundsätzl­ich zu folgender Gestaltung­sformel: Je kleiner das Möbelstück, desto kräftiger der Farbton und umgekehrt. „Größere Möbelstück­e wie ein Sofa sollten in einem eher neutralen Ton gehalten sein, der Sessel dazu darf Akzente setzen.“Sonst sieht man sich zu schnell an der Kombinatio­n satt.

„Für eine Leseecke ist der Ohrensesse­l eine sehr gute Wahl.“

Gabriele Kaiser

Trendanaly­stin

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Schlichte Sitzmöbel sind derzeit besonders angesagt.

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