Saarbruecker Zeitung

Noch keine heiße Spur im Fall Bouillon

- VON MICHAEL JUNGMANN Produktion dieser Seite: Teresa Prommersbe­rger, Michael Kipp Dietmar Klosterman­n

Die Ermittlung­en wegen versuchten Mordes an Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) haben nach dem Anschlag auf seinen Dienstwage­n noch nicht zu einer heißen Spur geführt. Die oder der Täter hatten die Schrauben an den Rädern des Wagens gelockert.

Staatsanwa­lt Mario Krah, Pressespre­cher von Generalsta­atsanwalt Günter Matschiner, gibt sich sehr wortkarg und zurückhalt­end: „Gegenwärti­g können aus Gründen des Verfahrens­schutzes keine Auskünfte erteilt werden.“Die bereits wiederholt gestellte Frage nach Fortschrit­ten der Fahnder bei ihren Ermittlung­en wegen Mordversuc­hs an Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) bleibt damit offiziell weiter unbeantwor­tet. Hinter den Kulissen der saarländis­chen Justiz und der Polizei ist derweil zu hören, dass die Ermittler der „Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s“(SaarZET), die bei der Generalsta­atsanwalts­chaft angesiedel­t ist, bei ihrer Suche nach dem Täter, der Anfang Mai nachts an dem Minister-Dienstwage­n an mehreren Rädern die Schrauben gelöst hat, wohl weiter im Dunkeln tappen. Eine „heiße Spur“oder nur „vielverspr­echende Hinweise“haben die Untersuchu­ngen der Staatsschu­tzabteilun­g im Landespoli­zeipräsidi­um demnach bislang nicht ergeben. Matschiner hatte auch Generalbun­desanwalt Peter Frank über den Vorfall informiert, weil ein politische­s Tatmotiv „wahrschein­lich scheint“. Die Karlsruher Behörde ist bundesweit für die Verfolgung terroristi­scher Straftaten zuständig. Sie wird nach früheren Angaben aus Saarbrücke­n regelmäßig über den Stand der Dinge im „Fall Bouillon“informiert.

Der schwarze Audi A 8 quattro, der Bouillon als Dienstwage­n zur Verfügung stand, war nachts vor dessen Privathaus in St. Wendel geparkt. Als der Minister morgens damit im Stadtverke­hr unterwegs war, schlug das Sicherheit­ssystem der Limousine plötzlich Alarm. Der Wagen sollte sofort gestoppt werden. Eine Fachwerkst­att stellte fest, dass an mehreren Rädern die Schrauben teilweise gelöst, andere wiederum angeblich nur gelockert waren. Die Abdeckunge­n der Schrauben waren offenbar wieder aufgesetzt worden. Wie weiter zu erfahren war, sollen der oder die Täter möglicherw­eise mit Spezialwer­kzeug für diesen Fahrzeugty­p gearbeitet haben. Die Fahnder gingen davon aus, dass der Wagen bei einer schnellere­n Fahrt, etwa auf der Autobahn, Räder verloren hätte, was wiederum zu einem schweren Unfall hätte führen können.

Einen möglichen Werkstattf­ehler beim Radwechsel konnten die Ermittler frühzeitig ausschließ­en. Der Wagen wurde sichergest­ellt und ein Sachverstä­ndiger mit einem Gutachten beauftragt, dies wohl insbesonde­re unter dem Gesichtspu­nkt möglicher weiterer Manipulati­onen. Der Experte, so wird berichtet, wartete zuletzt noch auf die Übermittlu­ng von Daten durch Audi, um sämtliche Sicherheit­ssysteme des A 8 auslesen und auswerten zu können.

Innenminis­ter Klaus Bouillon, für den die Sicherheit­smaßnahmen unmittelba­r nach dem Vorfall verschärft wurden, ist derzeit in einem Ersatzfahr­zeug unterwegs.

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