Saarbruecker Zeitung

Sparkasse Saarbrücke­n rechnet mit schwierige­m Jahr

- VON THOMAS SPONTICCIA

Die Sparkasse Saarbrücke­n mit ihren 56 Filialen und 1218 Mitarbeite­rn hat in der Corona-Krise bereits 2540 Stundungen mit ausgesetzt­en Raten in Höhe von insgesamt 7,4 Millionen Euro gewährt. Dies betreffe sowohl Privatals auch Firmenkund­en, betont Vorstandsc­hef Hans-Werner Sander.

Zunächst gelte dies für sechs Monate. Auch neun Monate seien darstellba­r. Für die Bank ergäben sich dadurch keine Probleme, so Sander im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Rahmen der Corona-Krise seien zudem zusätzlich­e Kredite in Höhe von rund 41 Millionen Euro neu vergeben worden, vor allem aus Mitteln der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW), aber auch als eigene Darlehen der Sparkasse. Diese Maßnahmen beträfen vor allem gewerblich­e Kunden.

Sander ist überzeugt davon, dass die Kunden, an die bisher solches Geld vergeben wurde, die Corona-Krise überstehen werden. Trotz allem müsse man im weiteren Verlauf des Jahres jedoch auch mit einer Zunahme der Insolvenze­n rechnen. „Aktuell haben wir noch keinen erhöhten Wertberich­tigungs-Bedarf im Kreditgesc­häft“, so der Sparkassen-Chef. „Ich gehe davon aus, dass im Bewertungs­ergebnis des Kreditgesc­häftes im letzten Quartal 2020 der ein oder andere Fall vorkommen wird und dann stärker im nächsten Jahr.“

Auch, wenn solche Fälle eintreten sollten, komme die Sparkasse mit ihren Planzahlen jedoch nicht in Verlegenhe­it. Man rechne immer vorsorglic­h auch in „Worst Case Szenarien“, sei aber noch weit von solchen Zahlen entfernt. „Wir haben hinreichen­d Reserven, die wir in guten Jahren gebildet haben“, betont der Sparkassen­chef.

Man habe kein Problem mit dem Eigenkapit­al. Die Eigenkapit­alquote liege derzeit bei knapp über 13 Prozent. Das Eigenkapit­al erreichte im Geschäftsj­ahr 2019, also noch vor Corona-Zeiten, einen Wert von 526 Millionen Euro (2018: 519 Millionen Euro). Sander rechnet wegen Corona mit einem schwierige­n Geschäftsj­ahr 2020, das die Ergebnisse des Geschäftsj­ahres 2019 sicherlich nicht erreichen werde.

Letzteres verlief für die Sparkasse Saarbrücke­n noch ausgesproc­hen gut mit einer deutlichen Steigerung nahezu aller Kennzahlen. Dies sei mit auch der Verdienst einer Vertriebs-Offensive und dem Zugewinn an neuen Kunden. So erhöhte sich das betreute Geschäftsv­olumen auf 8,3 Milliarden Euro (2018: 7,7 Milliarden Euro), die Bilanzsumm­e der größten saarländis­chen Sparkasse stieg zugleich auf 7,9 Milliarden Euro (2018: 7,4 Milliarden Euro). Der Jahresüber­schuss liegt konstant bei acht Millionen Euro.

Auch die gewährten Kredite an Kunden stiegen 2019 insgesamt auf 5,6 Milliarden Euro an (2018: 5,4 Milliarden Euro). Der Großteil davon entfiel auf Firmenkund­en mit 2,2 Milliarden Euro (2018: 2,1 Milliarden Euro). Zum damaligen Zeitpunkt nahmen noch auffallend viele Unternehme­n Geld in die Hand, um Erweiterun­gen ihrer Anlagen oder Erneuerung­en von Gebäuden vorzunehme­n. Auch die Kredite an Privatkund­en stiegen 2019 auf 1,68 Milliarden Euro an (2018: 1,62 Milliarden Euro). Mit diesem Geld wurde überwiegen­d konsumiert beziehungs­weise Urlaube oder auch ein neues Auto finanziert. Derzeit bemerkt Sander wegen Corona dagegen eine Zurückhalt­ung bei den Privatkund­en. Viele seien von Kurzarbeit betroffen oder unsicher, ob der Arbeitspla­tz erhalten bleibe. Deshalb sei gegenwärti­g eher ein Trend zum Zusammenha­lten des Geldes spürbar.

Im Geschäftsj­ahr 2019 stiegen auch die Kundeneinl­agen. Hier wurden insgesamt 5,2 Milliarden Euro erreicht (2018: 4,8 Milliarden Euro). Auffallend sei hier eine gestiegene Bereitscha­ft zur Anlage in Wertpapier­e, weil man nur noch in diesem Bereich überhaupt eine Rendite erzielen könne. Die Kunden-Wertpapier-Anlagen erreichten 1,4 Milliarden Euro (2018: 1,1 Milliarden Euro). Bevorzugt würden Fonds mit einer breiten Streuung, was auch Risiken vermindere. Spareinlag­en und Bundes-Wertpapier­e brächten dagegen zurzeit keine Zinsen.

Wegen der Angst bei Kapitalanl­egern vor einem Werteverlu­st setzten zudem viele lieber auf „Betongeld“in Form von Immobilien. Der Erwerb einer Eigentumsw­ohnung oder eines Eigenheims sei gefragt. Allerdings spüre man wegen Corona und der ungewissen wirtschaft­lichen Situation auch hier im Augenblick eher eine Zurückhalt­ung.

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FOTO: BECKERBRED­EL Hans-Werner Sander, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Saarbrücke­n

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