Saarbruecker Zeitung

Hobbybotan­iker führt durch den Bürgerpark.

Hobbybotan­iker Andreas Rockstein lädt regelmäßig zu Führungen durch die städtische Anlage, bei denen er über die Blumen, Kräuter und Bäume dort referiert.

- VON FRANK BREDEL

Andreas Rockstein ist entzückt. Wo andere drüberlauf­en entdeckt er in der Ritze zwischen zwei Pflasterst­einen ein Kräutchen, das seine volle Aufmerksam­keit gewinnt. Im normalen Hausgarten würde es vermutlich als Unkraut dem Ritzenkrat­zer zum Opfer fallen. Anders im Saarbrücke­r Bürgerpark. Dort darf erst einmal alles wachsen, wie es will. Das gehört zum Konzept der Parkanlage, in der nie Zierpflanz­en eingesetzt wurden.

Anders als der Deutsch-Französisc­he Garten ist der Bürgerpark seit seinem Bau sich selbst überlassen. „Und den Pflanzen, die von Bürgern mitgebrach­t und eingesetzt wurden“, sagt Andreas Rockstein. Der Hobbybotan­iker bietet regelmäßig Führungen über Blumen und Wildkräute­r im Bürgerpark an und kennt die Gewächse am schlammige­n Rand des Teichs ebenso gut wie die Bäume in den Freifläche­n, die Kräuter am Saarufer oder eben die Ritzenbewo­hner, für die man zwischen Pflasterst­einen und Mauerwerk ganz genau hinschauen muss.

Seit 2012 interessie­rt sich der Kunsthisto­riker Rockstein für die Botanik, seit bei einer Exkursion seine Begeisteru­ng dafür geweckt wurde. Er suchte sich Fachlitera­tur, durchstöbe­rte das Internet und tauschte sich mit anderen Botanikern aus. Inzwischen kann er bestens sagen, wo welches Kraut im Bürgerpark zuhause ist, welche Pflanzen einheimisc­h sind und welche eingeschle­ppt wurden oder gar nicht hier hingehören.

Eine Plage sei der Staudenknö­derich, eine tief wurzelnde asiatische Pflanze, die mitteleuro­päische Parks regelrecht überwucher­e und schwer im Zaum zu halten sei. Im Bürgerpark finde man sie, bislang zum Glück noch nicht überall. Dafür wachse der Wiesensalb­ei, der aktuell seine blauen Blüten entfalte, am Wasser seien gelbe Lilien zu finden, an den Wegrändern Nelken und Glockenblu­men. Etwas Besonderes sei die Gauklerblu­me, die direkt am Wassertor stehe, die Karthäuser­nelke wachse unweit der Westspange­nbrücke

„Im Bürgerpark wachsen Pflanzen, die von Bürgern mitgebrach­t und eingesetzt wurden.“

Andreas Rockstein

ebenfalls am Wegrand.

Besondere Bäume seien die Ölweiden, die man zur Blütezeit meterweit am Geruch ausmachen könne. Am Wasser, wo mehrere Schildkröt­en wohnen, seien Binsen und Rohrkolben heimisch geworden. Während Rockstein die Wege entlanggeh­t, zeigt er auf jeden Strauch und Baum, erzählt aber zugleich die besondere Geschichte des Bürgerpark­s, der heute unter Denkmalsch­utz stehe und der erste postmodern­e Park in Deutschlan­d gewesen sei. An vielen Stellen seien Relikte des alten Kohlehafen­s erhalten, das biete immer wieder Gelegenhei­t für Erläuterun­gen.

Die nächste botanische Wanderung mit Andreas Rockstein durch den Bürgerpark beginnt am 26. Juli um 15.30Uhr. Man muss sich nicht anmelden. D ie Tour ist kostenlos und startet am Wassertor unter der Westspange.

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FOTO: BECKER&BREDEL Andreas Rockstein im Bürgerpark mit einer Gauklerblu­me.

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