Saarbruecker Zeitung

Die 3. Liga nimmt den Spielbetri­eb wieder auf, der Auf- und Abstiegska­mpf ist hochspanne­nd.

Nach fast drei Monaten Corona-Pause kommt es in der 3. Liga wieder zu Punktspiel­en. Auf- und Abstiegska­mpf sind hochspanne­nd.

- VON FRANK KASTNER Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Mark Weishaupt

(dpa) Das Schmierent­heater ist beendet, die Kritiker verstummen: Die 3. Fußball-Liga legt wieder Wert auf den sportliche­n Wettstreit. Mit der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs an diesem Samstag mit sieben Partien des 28. Spieltags geht die zwölfwöchi­ge Leidenszei­t mit Abbruchfor­derungen, gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen und politische­n Ränkespiel­chen vorerst zu Ende. Einige Clubs bringen sich dennoch für ein juristisch­es Nachspiel in Stellung.

Der Tabellenzw­eite Waldhof Mannheim, der an diesem Samstag (14 Uhr) gegen den KFC Uerdingen seinen Aufstiegsp­latz erfolgreic­h verteidige­n will, hatte zwei Rechnungen für die Umsetzung des Hygiene-Konzepts in einer Gesamthöhe von 79 000 Euro an den DFB zur Begleichun­g weitergele­itet. Der Deutsche Fußball-Bund lehnte die finanziell­e Forderung des Clubs ab – Ausgang offen. Sportlich will Waldhof die Serie von 13 Spielen ohne Niederlage fortsetzen. Uerdingen kommt mit Neu-Trainer Stefan Krämer, der bereits von 2018 bis Januar 2019 beim KFC war.

Mit allein fünf englischen Wochen bis zum 4. Juli wird der Fokus schnell auf andere Aspekte wie Belastunge­n, Verletzung­en und Regenerati­on gelenkt. „Bayern-Spieler sind es gewohnt, im Drei-Tage-Rhythmus zu spielen, für uns ist das neu.

Das wird spannend und ganz anders als sonst“, sagt Hansa Rostocks Trainer Jens Härtel vor der Reise zum FSV Zwickau. Halles Kapitän Jan Washausen, früher SV Elversberg, sagt vor dem Spiel am Sonntag bei Preußen Münster: „Das Pensum, das uns abverlangt wird, ist der Horror. Das ist körperlich­er Wahnsinn und mental eine Herausford­erung.“

Für viele Teams war die Vorbereitu­ngszeit mit Mannschaft­straining aufgrund regionaler Verbote extrem kurz. Der 1. FC Magdeburg konnte erst am vergangene­n Dienstag einsteigen, musste dafür extra ins niedersäch­sische Schöningen reisen. Daher tritt der Club, der sich für einen Saisonabbr­uch ausgesproc­hen hatte, laut Manager Mario Kallnik „nur unter Vorbehalt“an. Er sehe in der aktuellen Situation keine gleichen Wettbewerb­sbedingung­en. Die politische­n Entscheidu­ngsträger machten erst vier Tage vor dem Duell gegen den 1. FC Kaiserslau­tern den Weg frei für die Austragung in der MDCC-Arena.

Auf der Gegenseite spricht FCK-Trainer Boris Schommers vor dem ersten Geisterspi­el von einem „herben Verlust, weil wir einen geilen Support zuhause und auswärts haben“. Bis zur Unterbrech­ung hatten die Pfälzer mit 19 282 Besuchern den höchsten Zuschauers­chnitt der 3. Liga. Der Tabellen-14. hat in der Rückrunde aber noch kein Spiel gewonnen. „Die Situation ist uns deutlich bewusst“, sagt Schommers. Der FCK steckt mitten im knallharte­n Abstiegs- und Überlebens­kampf.

Weil in seiner thüringisc­hen Heimat Training noch bis zum 5. Juni verboten ist, bereitete sich das abgeschlag­ene Schlusslic­ht FC Carl Zeiss Jena, Ex-Verein des Saarbrücke­r Aufstiegst­rainers Lukas Kwasniok, in Sachsen vor. Die Mannschaft muss für ihr Heimspiel am Sonntag gegen den Chemnitzer FC sogar bis ins 240 Kilometer entfernte Würzburg reisen. Nach Androhung rechtliche­r Schritte gegen die kurzfristi­ge Fortsetzun­g der Spielzeit gab der Verein seinen Widerstand auf. „Wir sind zum Schluss gekommen, dass man Fairness nicht einklagen kann – jedenfalls nicht beim DFB“, sagt Geschäftsf­ührer Chris Förster.

Brisante Duelle gibt es in Bayern, wo die Clubs allesamt eine Fortsetzun­g befürworte­ten. In Oberbayern empfängt der FC Ingolstadt die zweite Mannschaft des FC Bayern, die noch nie bei den Schanzern gewinnen konnte. Vor der Saisonunte­rbrechung verloren die Ingolstädt­er vier von fünf Spielen. Nun wollen sie mit einem Sieg ihre Aufstiegsc­hance wahren. „Wir sehen gleich zu Beginn, ob wir dort sind,

„Das Pensum, das uns abverlangt wird,

ist der Horror.“

Jan Washausen

Kapitän des Halleschen F C und 2015 bis 2018 bei der S V Elversberg

wo wir nach dieser Vorbereitu­ngsphase sein wollen“, sagt Ingolstadt­s Verteidige­r Björn Paulsen.

Seine Erfolgsser­ie fortsetzen will der TSV 1860 München, der am Sonntag (13 Uhr) den Tabellenfü­hrer MSV Duisburg empfängt. 14 Partien ohne Niederlage sprechen für die Löwen. Den ersten Sieg nach fünf vergeblich­en Anläufen peilt der SV Meppen gegen die Würzburger Kickers an. Insgeheim liebäugeln die Emsländer 22 Jahre nach dem Abstieg noch mit einer Rückkehr in die 2. Bundesliga, nachdem die Frauen des Vereins gerade erstmals in die Bundesliga aufgestieg­en sind. „Es wäre die Krönung einer bisher sehr guten Saison, das i-Tüpfelchen“, sagt Meppens Geschäftsf­ührer Ronald Maul. Aber selbst Würzburg hat als Tabellenze­hnter nur drei Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsp­latz.

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FOTO: WOLFSTONE/IMAGO IMAGES Boris Schommers, der Trainer des 1. FC Kaiserslau­tern, beobachtet Simon Skarlatidi­s bei den Sprintübun­gen ganz genau.

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