Der seltsamste FCS-Aufstieg aller Zeiten
Kein Empfang im Rathaus, kein Platzsturm, keine bierselige Meisterfeier. Der 1. FC Saarbrücken erlebte eine historische Saison. Die Erfolge sprechen für sich, auch wenn einige durch das Coronavirus begünstigt wurden. Nun hoffen alle Fans auf eine baldige
Es war der fünfte Aufstieg, den unsereins mit dem 1. FC Saarbrücken erlebte. 1992 in die Fußball-Bundesliga, 2000 und 2004 in die 2. Bundesliga, 2010 in die 3. Liga. Gar nicht mal so viel in 28 Jahren, während Fahrstuhl-Mannschaften wie Arminia Bielefeld gefühlt alle zwei Jahre auf- oder absteigen.
Der Sprung des FCS in die 3. Liga ist völlig verdient, auch wenn bei einem regulären Verlauf der Runde die SV Elversberg oder der TSV Steinbach den FCS noch hätten einholen können. Da auch die A-Junioren in die Bundesliga aufsteigen, die auf einem Abstiegsplatz stehenden Frauen in der 2. Bundesliga bleiben dürfen und zudem die zweite Mannschaft aufsteigt, ist die Saison 2019/2020 aus Vereinssicht nicht nur dank des erreichten DFB-Pokal-Halbfinales wohl die historischste seit 1992/1993 in der Bundesliga. Und alles nur wegen der Corona-Krise.
Dafür aber nahm die vermaledeite Pandemie den vielen Fans leider auch das Schönste an Aufstiegen. Kein Abklatschen mit den Spielern, kein Umarmen der Kumpels. Keine bierselige letzte Auswärtsfahrt mit tausenden FCSFans, kein Platzsturm im letzten Spiel. Kein Empfang vor der Fanmenge im Rathaus, keine offizielle Meisterfeier. Corona sorgt für den seltsamsten Aufstieg aller Zeiten. Viele Fans berichten, dass verständlicherweise angesichts der Umstände auch ihre Gefühle nicht so überschwappen können.
Sicher: Der ein oder andere hat sich da am vergangenen Dienstagabend, als der Aufstieg am grünen Tisch endgültig perfekt war, nicht ganz an die Regeln gehalten. Etwa Abstand zu halten. So, wie es sich auch FCS-Präsident Hartmut Ostermann im Vorfeld eigentlich gewünscht hatte. Der ein oder andere Fauxpas passierte, es blieb aber alles halbwegs im Rahmen. Und so muss es auch bleiben. Egal auf welcher privaten Meisterfeier oder sonstwo – es darf auf keinen Fall vergessen werden: Noch ist das Virus da. Es ist nicht verschwunden. Auch wenn es sich die aktuell niedrigen Zahlen auf eine baldige Normalität hoffen lassen.
Die innere Zufriedenheit kann indes jeder Blau-Schwarze gerne auskosten, auch kleine Treffen sind für viele ja okay. Zusammenrücken durch Abstand halten. Feiern mit Verantwortung. Es ist einfach so verdammt wichtig in dieser historischen Situation. Und sollten bald Medikamente oder gar ein Impfstoff da sein, kann sowieso gerne wieder ausreichend geherzt und umarmt werden, soweit die Arme reichen. Aber jetzt halt eben noch nicht. Denn kein FCS-Fan dürfte es wollen, dass der fünfte Aufstieg seit 1992 der persönlich letzte für ihn oder seine Angehörigen sein soll.Klar ist das schwierig. Wer ist nicht impulsgesteuert, wenn nicht ein Fußballfan im Rausch des Erfolgs.
Bleibt gesund, liebe FCS-Fans. Und vielleicht kann im Sommer 2021 ja eine mögliche Nichtabstiegsfeier wieder unter den alten Gegebenheiten stattfinden. Und dann unterhalten wir uns alle, wie scheußlich das Jahr 2020 war und sogar den Aufstieg des Lieblingsvereins versäuert hat. Aber lieber angesäuert als tot.