Politik verschweigt künftige Realitäten
„Was der Fall Ramelow in der Corona-Krise lehrt“, Leitartikel von Hagen Strauß, SZ vom 27. Mai
Der Leitartikel wirft die Frage auf: Wissen wir immer noch nicht, was die Stunde geschlagen hat? Böte der Föderalismus doch die Chance, behutsam zwar, aber untereinander abgestimmt, die Möglichkeiten des Kampfes gegen das Virus gezielt einzusetzen. Aus den jeweiligen Folgen könnte man Schlüsse ziehen und gemeinsam Entscheidungen treffen, die die Mehrheit der Bevölkerung akzeptieren würde. Eine Minderheit wird, wie immer, gegen alles sein. Stattdessen scheint jeder Politiker zu meinen, er könne sich bei seiner Klientel beliebt machen, indem er „wider den Stachel löckt“. Offensichtlich hat ein allzu großer Teil der Bevölkerung noch nicht begriffen, wohin der Hase läuft. Diese Leute wollen immer noch nicht wahrhaben, dass es so nicht weitergehen kann! Die Politik hat nicht die Courage, sie mit den künftigen Realitäten zu konfrontieren. Hier einige Beispiele – erstens: Nach allem, was wir bisher wissen, werden uns mit diesem Virus arrangieren und sogar mit wesentlich aggressiveren Varianten rechnen müssen. Das wird uns vor erhebliche Probleme stellen. Zweitens: Unseren bisherigen Lebensstil werden wir nicht mehr beibehalten können. Eine wichtige Aufgabe wird sein, die unterschiedlichen Lebensverhältnisse deutschland-, europa- und weltweit einander anzunähern. Das bedeutet Verzicht für viele! Drittens: Die Arbeit wird weniger, mehr Menschen werden keine mehr haben, oder mehr Menschen werden weniger arbeiten können. Es wird uns weniger Geld zur Verfügung stehen, dafür mehr Zeit. Mit beidem werden wir lernen müssen umzugehen – ein weiteres Argument für eine bessere Bildungspolitik.