Saarbruecker Zeitung

Erneut gewalttäti­ge Proteste in den USA

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Die USA kommen nach dem Tod des Afroamerik­aners George Floyd bei einem brutalen Polizeiein­satz in Minneapoli­s nicht zur Ruhe. In vielen Städten schlugen die Proteste erneut in Gewalt um.

(dpa/epd) Mitten in der Corona-Krise haben sich die USA nach mehr als 70 Jahren aus der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) verabschie­det. US-Präsident Donald Trump kündigte die Zusammenar­beit nach einer Serie von Drohungen am Freitag (Ortszeit) in Washington auf. Das 30-tägige Ultimatum, das er der UN-Sonderorga­nisation erst vergangene Woche gesetzt hatte, wartete er gar nicht mehr ab. Die bisherigen amerikanis­chen Beiträge an die WHO sollten künftig in andere globale Gesundheit­sprojekte fließen.

Internatio­nal gab es viel Kritik. Die Bundesregi­erung äußerte ebenfalls ihr Bedauern. Der Rückzug sei „das falsche Signal zur falschen Zeit“, sagte Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) am Samstag den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. „Die Corona-Pandemie ist die erste wirklich weltumspan­nende Krise unseres Jahrhunder­ts. Um diese Herausford­erung zu bewältigen, brauchen wir weltweite Kooperatio­n statt nationaler Alleingäng­e“, sagte Maas. Der SPD-Politiker kündigte intensive Gespräche in Washington an, um die US-Regierung von diesem Ansatz überzeugen. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) erklärte am Samstag im Kurznachri­chtendiens­t Twitter, der Rückzug der USA sei ein „enttäusche­nder Rückschlag für die internatio­nale Gesundheit­spolitik“. Zugleich wies er auf Reformbeda­rf bei der WHO hin. „Damit die WHO eine Zukunft hat, braucht sie Reformen“, erklärte Spahn.

Trump warf der WHO abermals vor, unter chinesisch­em Einfluss zu stehen. Zugleich verwies er darauf, dass die USA bislang viel mehr Geld bezahlten als die Volksrepub­lik.

Dann verkündete er: „Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesund­heitsorgan­isation beenden.“Früher hatte er sie schon als „Marionette“Chinas bezeichnet. Die WHO schwieg zu dem Schritt der USA, die die WHO 1948 mit gegründet hatten. „Wir äußern uns dazu nicht“, sagte am Pfingstmon­tag ein Sprecher.

Die Europäisch­e Kommission bezog hingegen klar Stellung für die WHO und drängte Trump, seine Entscheidu­ng zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronaviru­s helfe nur globale Zusammenar­beit und Solidaritä­t, erklärte Kommission­schefin

Ursula von der Leyen. „Alles, was internatio­nale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden.“

Trump machte die Weltgesund­heitsorgan­isation abermals dafür verantwort­lich, dass sich das Corona-Virus so sehr ausbreiten konnte. Die WHO habe Chinas Angaben zu lange vertraut. In einem Brief an deren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s hatte er vergangene Woche noch verlangt, die Organisati­on müsse sich innerhalb von 30 Tagen ändern. Was er sich konkret darunter vorstellte, verriet er nicht. Jetzt sagte Trump, die UN-Sonderorga­nisation habe sich notwendige­n Reformen verschloss­en.

Der US-Präsident hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefrore­n und damit internatio­nal Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bislang wichtigste­r Geldgeber. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar betragen. Trump steht in der Corona-Krise selbst schwer unter Druck. Der Republikan­er hatte die Gefahr lange herunterge­spielt. Inzwischen sind in den USA mehr als 100 000 Infizierte gestorben.

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