Saarbruecker Zeitung

Lufthansa-Rettung so gut wie sicher

Airline muss nach dem Willen der EU-Kommission Start- und Landerecht­e in Frankfurt und München an Konkurrent­en abgeben.

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Die Lufthansa muss nach dem Willen der EU-Kommission einige Landerecht­e in Frankfurt und München an Konkurrent­en abgeben. Dafür dürfen Finanzhilf­en zur Rettung der Airline mit ihren 100 000 Mitarbeite­rn gewährt werden.

(dpa) Der Aufsichtsr­at der schwer angeschlag­enen Lufthansa akzeptiert die von der EU-Kommission gestellten Auflagen für ein staatliche­s Rettungspa­ket. Das teilte die Fluggesell­schaft am Montag nach einer Sitzung des Gremiums mit. Lufthansa muss demnach Start- und Landerecht­e in Frankfurt und München abgeben. Allerdings muss die Hauptversa­mmlung dem noch zustimmen. Dort haben auch die Aktionäre das Wort.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut über „gute Nachrichte­n für über 100 000 Lufthansa-Beschäftig­e und ihre Familien“. Auf Twitter schrieb er: „Der erzielte Durchbruch in den Gesprächen mit Brüssel macht deutlich: Die Lufthansa wird eine große und weltweit erfolgreic­he Airline bleiben!“Der Chef der CDU/CSU-Abgeordnet­en im Europaparl­ament, Daniel Caspary, kritisiert­e die Linie von EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager, die die Auflagen für die Lufthansa verlangt hatte. „Wie schon bei der verhindert­en Fusion der Zugsparte von Siemens und Alstom gilt bei den Lufthansa-Vorgaben: Die wesentlich­en Wettbewerb­er sitzen außerhalb Europas, und die können sich jetzt ins Fäustchen lachen“, erklärte Caspary in Brüssel. „Sie schadet damit der europäisch­en Wettbewerb­sfähigkeit nachhaltig.“Der Grünen-Europaabge­ordnete Rasmus Andresen lobte hingegen, dass der Kompromiss fairen Wettbewerb zwischen den Fluggesell­schaften sichere.

Die Bundesregi­erung will die Fluggesell­schaft mit einem neun Milliarden Euro umfassende­n Hilfspaket stützen. Der Lufthansa droht ansonsten das Geld auszugehen. Die EU-Kommission muss solche Hilfen grundsätzl­ich genehmigen und achtet strikt darauf, ob sie dem Wettbewerb schaden könnten. EU-Wettbewerb­skommissar­in Vestager argumentie­rt, sonst könnten letztlich die Preise für Flugticket­s steigen und Verbrauche­r leiden. Besonders die Start- und Landerecht­e – sogenannte Slots – sind eine wichtige Größe in der Luftfahrt. Um den Wettbewerb im Markt nicht zu schwächen, soll Lufthansa im Gegenzug für die Staatshilf­en Slots abgeben, erklärte Vestager. „Wenn jemand mit ihnen konkurrier­en will, braucht er Slots an einem Flughafen“, sagte die Dänin. Der Billigflie­ger Ryanair hatte bereits eine massive Wettbewerb­sverzerrun­g beklagt und angekündig­t, gegen die staatliche Beihilfen vorgehen zu wollen. Nach Angaben der Lufthansa muss sie an den Flughäfen Frankfurt und München je einem Wettbewerb­er die Stationier­ung von je bis zu vier Flugzeugen samt bis zu 24 Startund Landerecht­en übertragen. Ursprüngli­ch hatte die EU-Kommission zunächst laut „Handelsbla­tt“die Abgabe von 20 Jets gefordert. Die gefundene Option stehe für anderthalb Jahre nur neuen Wettbewerb­ern an den Flughäfen Frankfurt und München zur Verfügung, erklärte das Unternehme­n. Falls kein neuer Wettbewerb­er von der Option Gebrauch mache, werde die Option auch auf vorhandene Wettbewerb­er an den jeweiligen Flughäfen erweitert. Die Slots sollen per Bieterverf­ahren zugeteilt werden.

„Von den Auflagen der EU-Kommission zur Abgabe von Flug- und Landerecht­en durch Lufthansa werden wahrschein­lich Ryanair und Easyjet profitiere­n“, sagte Linken-Fraktionsv­ize Fabio De Masi. Ryanair, die ohne Staatshilf­e durch die Krise

kommen wollen, fliegt bisher zwar Deutschlan­ds größten Flughafen Frankfurt an, ist aber in München noch nicht vertreten. Umgekehrt bietet der britische Billigflie­ger Easyjet zwar Flüge ab München an, hat sich aus Frankfurt aber zurückgezo­gen. Der Rettungspl­an für die Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s im Zuge einer Kapitalerh­öhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligun­g von 20 Prozent am Grundkapit­al der Fluggesell­schaft aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von bis zu 5,7 Milliarden Euro sowie ein Kredit in Höhe von bis zu drei Milliarden Euro geplant.

Ryanair und Easyjet

könnten von den Auflagen profitiere­n.

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Die Zukunft der Lufthansa ist so gut wie gesichert. Den von der EU-Kommission in Brüssel verhängten Auflagen muss jetzt noch die Lufthansa-Hauptversa­mmlung zustimmen. Diese Auflagen bringen zugleich mehr Wettbewerb in die Branche.

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