Saarbruecker Zeitung

Am Ende der Proteste gibt es nur Verlierer

-

Die Rassenkonf­likte und die Proteste in den USA gegen Polizei-Brutalität gegenüber Minderheit­en haben in den letzten vier Tagen eine neue brisante Dimension erreicht. Obwohl der Cop, der am Tod des Afro-Amerikaner­s George Floyd eine klare Mitschuld trägt, nun des Mordes angeklagt wurde, eskalierte die Situation in vielen Metropolen. Die oft attackiert­en Ordnungskr­äfte scheinen mancherort­s hilflos gegenüber Demonstran­ten zu sein, die mehr und mehr eine Mob-Mentalität aufweisen und dabei rücksichts­los auch die Existenzen von zahlreiche­n Geschäftsl­euten zerstört haben. Gleichzeit­ig dürften sich – als Nebeneffek­t – die Fallzahlen für die Coronaviru­s-Pandemie in den nächsten Tagen erhöhen, da das Maskentrag­en bei den Protestakt­ionen recht salopp gehandhabt wurde.

Die USA erleben deshalb eine desolate Situation auf gleich zwei Krisenfeld­ern – und eine staatliche Politik, die auf die Unruhen hilflos und teilweise mit dem Schüren von Feuer reagiert hat. Es gibt nur Verlierer bei dieser Explosion der Gewalt. Dazu zählt auch US-Präsident Trump, der angesichts der Proteste vor dem Weißen Haus doch tatsächlic­h seine Anhänger dazu auffordert­e, gegen die Demonstran­ten vorzugehen, und auch mit einem Militärein­satz drohte. Zur Deeskalati­on tragen solche Aussagen natürlich nicht bei, und auch am Sonntagabe­nd brannten wieder Feuer nahe des Regierungs­sitzes in Washington. Der Druck von Parteifreu­nden steigt unterdesse­n auf den Präsidente­n, sich mit einer wegweisend­en Rede als „Friedensst­ifter“zu präsentier­en. Selbst wenn Trump sich daran versucht – er hat dabei ein grundsätzl­iches Problem. Man nimmt ihm Mitgefühl

für Opfer überzogene­r Polizeigew­alt nicht ab, sein Glaubwürdi­gkeitsfakt­or liegt auf diesem Feld bei Null. Die Krawalle führen aber auch zu einer weiteren bitteren Erkenntnis. Selbst acht Jahre Präsidents­chaft unter Barack Obama, dem ersten farbigen Chef im Weißen Haus, haben die gesellscha­ftlichen Zerwürfnis­se in Sachen Polizei und Rassenkonf­likte nicht heilen können.

Ein weiterer großer Verlierer ist in den USA der Rechtsstaa­t. Denn wenn Bürgermeis­ter – wie in Minneapoli­s – der Polizei zunächst verordnen, auf Brandschat­zungen und Plünderung­en nicht mehr zu reagieren, ist dies nichts anderes als eine Wegmarke in Richtung Anarchie und Kapitulati­on vor dem Mob. Irgendwann müssen jene, die für die allgemeine Gesellscha­ft Sicherheit­s-Verantwort­ung tragen, Stellung beziehen – zumal nicht einsichtig ist, was es mit dem Recht auf Demonstrat­ionsfreihe­it zu tun hat, wenn wie in New York oder Hollywood Luxus-Boutiquen ausgeraubt und demoliert werden.

Und zuletzt zählen auch die organisier­ten Randaliere­r, die teilweise aus der linksradik­alen Antifa und der „Black Lives Matter“-Bewegung kommen, zu den Verlierern. Sie haben die Tötung von George Floyd, die nahezu jeder US-Bürger solidarisc­h und zu Recht mit großer Abscheu verurteilt hat, zu einem genutzt: Der Welt zu zeigen, dass sie nicht wissen, wie akzeptable­s Verhalten in der Gesellscha­ft aussieht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany