2021 drohen deutlich höhere Strompreise
(dpa) Den Verbrauchern in Deutschland droht 2021 ein kräftiger Anstieg ihrer Stromkosten. Der bundesweite Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde könnte um sieben Prozent auf 32,2 Cent hochschnellen, wenn der erwartete Anstieg der Ökostromumlage nicht verhindert wird. Das hat das Vergleichsportal Verivox errechnet. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden müsse in diesem Fall mit Mehrkosten von 88 Euro rechnen.
Nach einer Prognose der Denkfabrik Agora Energiewende könnte die Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien 2021 vor allem wegen des deutlich gesunkenen Strompreises an der Börse und des Einbruchs der Stromnachfrage durch die Corona-Krise von jetzt 6,8 Cent je Kilowattstunde auf ein Rekordhoch
von etwa 8,6 Cent steigen. Auch der Energieversorger Eon und die IG Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) rechnen mit einem ähnlichen Anstieg, wenn nicht gegengesteuert werde.
Wirtschaftsverbände fordern die
Bundesregierung zum Handeln auf. „Wenn die Strompreise weiter ansteigen, könnte das eine schwere Bremse beim Weg aus der Krise sein“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, Holger Lösch, der Deutschen Presse-Agentur. Die Bundesregierung plant bisher im Zuge ihres Klimaschutzprogramms, die EEG-Umlage vom kommenden Jahr an schrittweise um rund 1,5 Cent pro Kilowattstunde zu senken – im Gegenzug zu Belastungen beim Tanken und Heizen. Von 2021 an startet im Verkehr und bei Gebäuden nach dem Willen der Bundesegierung eine C02 Bepreisung. Aber auch in diesem Fall könnten die Verbraucher nicht auf einen sinkenden Strompreis hoffen. Nach Verivox-Berechnungen würde das immer noch zu einer jährlichen Mehrbelastung des Drei-Personen-Haushalts von 17 Euro führen.
IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis fordert, die EEG-Umlage als Teil des Corona-Konjunkturpakets ganz abzuschaffen und die Kosten der Energiewende über den Bundeshaushalt zu finanzieren. Mit den Einnahmen aus der Umlage wird die Differenz zwischen dem an der Börse ermittelten Strompreis und den garantierten Zahlungen an die Ökostromproduzenten ausgeglichen. Wegen der deutlich gesunkenen Börsenpreise ist diese Lücke zuletzt erheblich größer geworden.
Das EEG-Konto, auf das die Zahlungen der Stromkunden und die Einnahmen aus dem Verkauf des Ökostroms an der Börse fließen, hat sich deutlich geleert. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der das Konto mit den drei anderen Netzbetreibern verwaltet, musste einen 500 Millionen Euro Kredit aufnehmen, um die Zahlungen weiter leisten zu können. Unterdessen ist die Menge des mit erneuerbaren Energien erzeugten Stroms weiter angestiegen.