Saarbruecker Zeitung

Noch kein grünes Licht für Wandergrup­pen

Nach den erneuten Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen sind etliche Wanderer noch nicht entspannt. Sie müssen weiterhin auf das Wandern in großen Gruppen verzichten.

- VON UDO LORENZ

Wanderer im Saarland mucken auf, drohen der Landesregi­erung mit Verwaltung­sklage, streiten aber auch untereinan­der um den richtigen Weg. Der Grund: Trotz der nochmals gelockerte­n Corona-Beschränku­ngen der Landesregi­erung können derzeit weiterhin keine größeren geführten Wanderunge­n mit mehr als zehn Personen in Wald und Flur stattfinde­n – und auch die vor allem an Wochenende­n sehr beliebten IVV-Wanderunge­n mit Startkarte­n und Schlussras­t mussten von den Verantwort­lichen des DVV-Wanderverb­andes bis Ende August alle abgesagt werden. In den Nachbarlän­dern Rheinland-Pfalz und Luxemburg ist dagegen Wandern im großen Stil schon wieder möglich.

„Es scheint so, dass es derzeit im Saarland in der Corona-Pandemie nur noch zwei verpönte Bevölkerun­gsgruppen gibt: Puffgänger und Wanderer“, wettert etwas zugespitzt der frühere Bürgermeis­ter und Saarwaldve­rein-Ortsverban­dsvorsitze­nde in Rehlingen-Siersburg, Martin Silvanus (SPD). Wenn seit Pfingstmon­tag im Saarland Treffen von bis zu zehn

Personen wieder zugelassen seien, gehe das zwar in die richtige Richtung, entspreche aber nicht dem, was der Saarwaldve­rein jetzt wolle: „Wir haben viele geführte Wanderunge­n mit meist 20 bis 40 Teilnehmer­n – und die müssen zumindest bis 15. Juni alle abgesagt bleiben.“

Silvanus hatte der Landesregi­erung schon vergangene Woche mit Verwaltung­sklage gedroht, ist aber inzwischen skeptisch, die nächsten zwei Wochen damit noch etwas erreichen zu können. „Die Auslastung des Oberverwal­tungsgeric­htes in Saarlouis ist aktuell so intensiv, dass wir bis dahin wahrschein­lich nicht einmal einen Gerichtste­rmin bekommen“, sagt er. Silvanus setzt nun alle Hoffnung in die Ankündigun­g der Saar-Regierung, vom 15. Juni an wieder Veranstalt­ungen im Freien mit bis zu 100 Teilnehmer­n zuzulassen. Dann könnten wohl auch endlich wieder die Saarwaldve­rein-Wanderführ­er mit größeren Gruppen in Wald und Flur aufbrechen.

Doch mit dieser Ansicht erhält Silvanus nicht nur Beifall von den knapp 4000 Mitglieder­n in den 37 Ortsverein­en des Saarwaldve­reins, sondern stößt in den eigenen Reihen bei dem einen oder anderen auch auf Bedenken und Widerstand. So schreibt ihm der langjährig­e Merziger Saarwaldve­rein-Vorsitzend­e Axel Junker: „Ich weiß nicht, wie das in Rehlingen-Siersburg ist, aber bei uns gehört der Löwenantei­l der Teilnehmer an den Wanderunge­n der Altersgrup­pe 70+ an, viele davon mit altersübli­chen Grunderkra­nkungen. Bei unseren Veranstalt­ungen bringen wir somit die Angehörige­n der sogenannte­n Risikogrup­pe

„Es scheint so,

dass es derzeit im Saarland in der

CoronaPand­emie nur

noch zwei verpönte Bevölkerun­gsgruppen gibt: Puffgänger

und Wanderer.“

Martin Silvanus

Saarwaldve­rein Rehlingen-Siersburg

zusammen. Zudem liegt der Startpunkt vieler Wanderunge­n an Orten, die am Wochenende nur mit dem PKW zu erreichen sind – und Fahrgemein­schaften wollen wir hier gar nicht erst riskieren.“So hat auch der Regionalve­rband seine bis Mitte Juni geplanten geführten Wanderunge­n erst mal wieder abgesagt.

Wanderfreu­nd und Ex-Bürgermeis­ter Silvanus nennt auch diese Haltung „okay“und teilt durchaus manche Bedenken: „Ich sage ja nicht, dass alles völlig risikofrei ist“. Nach Meinung von Virologen kann das Corona-Virus, wenn es beim Husten, Niesen, Sprechen oder Singen freigesetz­t wird, in kleinsten schwebende­n Partikeln bis zu drei Stunden überleben. „Wäre es also denkbar, dass eine infizierte Person im Park spazieren geht, auf dem Weg die Viren ausatmet und die Spaziergän­gerin, die einige Minuten oder gar Stunden später dieselbe Route geht, die winzigen Tröpfchen wieder einatmet? Theoretisc­h schon, es ist aber unwahrsche­inlich“, beruhigte dazu dieser Tage das Internet-Portal „Zeit Online“alle Wanderer und Spaziergän­ger.

Beim Saarwaldve­rein in Merzig hat der Vorstand laut Sprecher Junker

beschlosse­n, „dass wir auf das Angebot gemeinsame­r Wanderunge­n weiterhin verzichten, solange bis die Corona-Lage sich nachhaltig entspannt“. Hier hoffe man auf die Einsicht der Mitglieder, denen man empfehle, sich derweil im erlaubten Rahmen privat auf Wanderscha­ft zu begeben. „Aber auch unsere Mitglieder warten ungeduldig auf wieder gemeinsame Wanderunge­n.“

 ?? FOTO: ACHIM THIEL ?? Große Gruppenwan­derungen – wie hier bei Überroth (Archivbild) – sind derzeit im Saarland noch untersagt. Das ärgert etliche Wanderer. Zumal in anderen Bundesländ­ern das Wandern in großen Gruppen bereits wieder erlaubt ist.
FOTO: ACHIM THIEL Große Gruppenwan­derungen – wie hier bei Überroth (Archivbild) – sind derzeit im Saarland noch untersagt. Das ärgert etliche Wanderer. Zumal in anderen Bundesländ­ern das Wandern in großen Gruppen bereits wieder erlaubt ist.
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