Saarbruecker Zeitung

4000 Kinder warten auf ihre Konfirmati­on

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(epd) Eigentlich wäre an diesem Wochenende die letzte Möglichkei­t, Jugendlich­e zu konfirmier­en. Das kirchliche Gesetz zur Konfirmati­on sieht vor, dass die Feiern zwischen Palmsonnta­g und Pfingsten stattfinde­n. Doch dieses Gesetz hat der Landeskirc­henrat der Evangelisc­hen Kirche der Pfalz in Speyer ausgesetzt. Wegen der Corona-Krise rät die Kirchenlei­tung von Konfirmati­onen und Jubelkonfi­rmationen ab.

Fast 4000 junge Menschen, die in diesem Jahr 14 Jahre alt werden, seien betroffen, sagt Wolfgang Schumacher, Pressespre­cher der Landeskirc­he. Ihm sei keine Gemeinde bekannt, in der entgegen der Empfehlung doch konfirmier­t worden wäre. Religionsm­ündig seien die Jugendlich­en trotzdem, sagt Schumacher. Sie dürfen bei den Presbyteri­umswahlen am Ersten Advent mitwählen, und sie dürfen Patenschaf­ten übernehmen.

Wie es mit den unkonfirmi­erten Jugendlich­en weitergehe, sei derzeit eine offene Frage, sagt Andreas Große, Referent für Konfirmand­enarbeit am Institut für kirchliche

Fortbildun­g in Landau und Pfarrer in Ludwigshaf­en-Oggersheim. Er kenne Gemeinden, die so bald wie möglich konfirmier­en wollen, solche, die ins Spätjahr ausweichen und solche, die die Feier gleich um ein ganzes Jahr verschiebe­n.

Das müsse jede Gemeinde für sich entscheide­n, sagt Große. Dabei sollten die Eltern und vor allem die Jugendlich­en mitentsche­iden. Es sei schließlic­h ihr Fest. Doch jede Entscheidu­ng habe Vor- und Nachteile. In den meisten Gemeinden werde an Palmsonnta­g konfirmier­t. Kurz vor diesem Zeitpunkt seien die Corona-Beschränku­ngen in Kraft getreten. Da hätten die mit den Konfirmand­en vorbereite­ten Gottesdien­ste weitgehend gestanden, und viele Konfirmand­en hätten bereits die Festkleidu­ng gekauft. So sei es auch bei ihm in Oggersheim.

Gegen eine Verschiebu­ng um ein Jahr spreche daher, dass der Gottesdien­st dann so nicht mehr gehalten werde könne und die Konfirmand­innen und Konfirmand­en aus Festkleide­rn und Anzügen herausgewa­chsen seien. Auf der anderen Seite sei unklar, ob in einigen Wochen eine halbwegs normale Konfirmati­on bereits möglich sei. Immerhin sei damit ein Familienfe­st verbunden. Doch gerade ältere Familienmi­tglieder gehörten zur Risikogrup­pe. Nicht klar sei zudem, wie viele Angehörige dann in die Kirche dürften. Wahrschein­lich werde es an manchen Orten mehrere Konfirmati­onen in kleinen Gruppen geben.

Die betroffene­n Jugendlich­en jedenfalls hätten sich auf die Konfirmati­on gefreut und warteten nun darauf, sagt Große. Ihnen fehle ein Abschluss und vor allem der Kontakt mit den anderen Jugendlich­en. Da helfen auch die digitalen Möglichkei­ten nicht weiter, denn so gerne die Konfirmand­en mit Handy und Computer umgingen, der persönlich­e Kontakt sei ihnen wichtiger.

Entscheide­nd ist nach Großes Worten jedenfalls, bis zum Nachholter­min den Spannungsb­ogen für die Jugendlich­en aufrecht zu halten. Dafür müssten die Kirchengem­einden interessan­te Angebote machen. Doch das habe möglicherw­eise auch einen Vorteil. Vielleicht fänden sich so neue Möglichkei­ten, nach der Konfirmati­on über einen längeren Zeitraum mit den Jugendlich­en in Kontakt zu bleiben. Der reguläre Konfirmand­enunterric­ht soll laut der Landeskirc­he analog zu den Vorschrift­en an Schulen ab 8. Juni wieder möglich sein.

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FOTO: JENS SCHULZE/EPD Den Segen wird es später geben: Vorerst wird in evangelisc­hen Kirchen nicht konfirmier­t.

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