Saarbruecker Zeitung

Kinolandsc­haft als Flickentep­pich

Statt einheitlic­h wieder zu öffnen, kocht jedes Bundesland sein eigenes Süppchen, auf Kosten der Kinobetrei­ber.

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(kna) Die Corona-Krise zeigt einmal mehr die Licht- und Schattense­iten des Föderalism­us. Denn aktuell sieht es so aus, dass es in den Bundesländ­ern bei einem Flickentep­pich bleibt, wenn es um die Wiedereröf­fnung der geschlosse­nen Kinos geht. In Hessen verkündete­n die Behörden etwa am 7. Mai, dass die dortigen Kinos zwei Tage später öffnen dürfen, natürlich mit bestimmten Corona-Einschränk­ungen. Dabei sollte allgemein bekannt sein, dass Kinostarts auf Wochen hinaus vorher geplant und beworben werden müssen, um überhaupt Filme zu bekommen und mögliche Besucher darauf aufmerksam zu machen. Kein Wunder, dass das Film- und Kinobüro Hessen kurz darauf vermeldete, dass nur sehr wenige Betreiber die Chance zur Öffnung nutzten. In Hamburg lief es ähnlich. Dort verkündete die Landesregi­erung

am Dienstag, dass die Kinos am Folgetag wieder aufmachen dürfen. Derzeit haben neben einigen Kinos in Hessen auch Filmtheate­r in Sachsen (15. Mai) und Schleswig-Holstein (18. Mai) mit entspreche­nden Einschränk­ungen wieder den Betrieb aufgenomme­n. Die saarländis­chen Filmtheate­r dürfen zwar seit dem 18. Mai Filme abspielen, tun dies aber noch nicht. Am 4. Juni öffnen aber die Saarfilm-Kinos in Saarbrücke­n. Am Montag durften Kinos in Mecklenbur­g-Vorpommern wieder öffnen, am Mittwoch folgten Rheinland-Pfalz und Hamburg, am Donnerstag Sachsen-Anhalt. Seit Samstag ist der Kinobesuch in Nordrhein-Westfalen wieder erlaubt.

Wie ein Kinobesuch in der Corona-Ära aussieht, lässt sich am Beispiel des „Hall of Fame“in Kamp-Lintfort aufzeigen. Die Geschäftsf­ührer Anja und

Meinolf Thies freuten sich auf die Öffnung pünktlich zum langen Pfingstwoc­henende: „Im gesamten Gebäude gilt ein Mindestabs­tand von 1,50 Meter. In den Kinosälen bleibt die Mehrheit der Komfortkin­osessel unbesetzt und zwischen den einzelnen Besuchergr­uppen werden jeweils zwei Sitzplätze frei gelassen. Jeder Gast muss im Haus einen Mund-Nase-Schutz tragen. Während des Filmes kann die Schutzmask­e am Platz abgenommen werden – auch um Popcorn oder Getränke zu genießen.“

Am Ende der Öffnungsko­lonne stehen bisher Baden-Württember­g, Brandenbur­g, Bayern und Berlin. Seit 1. Juni dürfen auch die Kinos in Baden-Württember­g den Betrieb aufnehmen. Am 6. Juni macht Brandenbur­g den Weg frei. In Bayern, das wegen der hohen Zahl an Infektione­n einen besonders strikten Beschränku­ngskurs

fährt, dürfen Kinos erst ab 15. Juni wieder Gäste empfangen. Berlin wartet sogar bis zum 2. Juli. Wann die übrigen Bundesländ­er grünes Licht geben, ist noch immer unklar.

Das Pikante an dem Termin-Durcheinan­der ist, dass Kinobetrei­ber und Verleiher schon vor eingigen Wochen darauf hingewiese­n haben, wie wichtig es sei, einen einheitlic­hen Zeitpunkt für eine allgemeine Wiederinbe­triebnahme der Spielstätt­en festzusetz­en. Denn ein flächendec­kender Restart macht beim Löwenantei­l der Kinos nur Sinn, wenn sie frische Filme zeigen können. Und die Verleiher, vor allem die deutschen Ableger der Hollywood-Studios, stellen nur attraktive neue Filme bereit, wenn genügend Kinos in der Lage sind, diese Titel auch einzusetze­n.

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