Saarbruecker Zeitung

Lisa Sturger drehte ein Video über Klopapier.

Mit Reminiszen­z an einen unterschät­zten Gegenstand gewann Lisa Sturger den zweiten Preis im Bundeswett­bewerb Fremdsprac­hen.

- VON FRANK BREDEL

Als Lisa Sturger ein Video über Klopapier drehte, wusste sie zwei Dinge noch nicht: dass Klopapier zum begehrtest­en Objekt von Hamsterkäu­fen in der Corona-Krise werden würde und dass sie mit ihrem Video in französisc­her Sprache den zweiten Preis im Bundeswett­bewerb Fremdsprac­hen gewinnen würde.

Das Klopapier gewann eine ungeheure Popularitä­t und passte plötzlich gar nicht mehr so recht zur Aufgabenst­ellung, denn die Schülerinn­en und Schüler im Wettbewerb sollten ein Video über den „meistunter­schätzten oder unnötigste­n Gegenstand“ihrer Wahl machen und dabei ihre französisc­he Konversati­onsfähigke­it unter Beweis stellen. Von Corona war da noch keine Rede.

Lisa erklärte auf Französisc­h, wer Klopapier erfunden hat (die alten Ägypter) und wie man sich in früheren Zeiten behalf, als es diese Errungensc­haft der heutigen Papierindu­strie eben noch nicht gab (mit Lumpen und Blättern). Richtig komplizier­t wurde es im Wettbewerb, als sie dann noch zu einer sechsstünd­igen Prüfung antrat, wo die üblichen Sprachübun­gen abgefragt und landeskund­liche Kenntnisse getestet wurden.

Die 15-jährige Schülerin der neunten Klasse machte bei dem Sprachwett­bewerb aus reiner Lust an der französisc­hen Sprache mit,

ihre Eltern seien Deutsche mit französisc­hen Grundkennt­nissen, die Familie lebe in Lauterbach, einzig der Großvater spreche etwas besser Französisc­h.

„Ich besuchte aber einen bilinguale­n Kindergart­en und hatte in der Grundschul­e weiterhin Kontakt mit Französisc­h. Ich redete französisc­h mit dem Opa, mit den Eltern besuchte ich regelmäßig einen französisc­hen Campingpla­tz und fand dort eine Freundin, mit der ich französisc­h redete. So hatte ich immer mit der Sprache Kontakt“, sagt sie. Und sie habe diesen Kontakt auch gesucht und im Urlaub die Einkäufe erledigt, um „auf französisc­h“das Baguette kaufen zu gehen.

Das Warndtgymn­asium sei als bilinguale Schule ideal für sie, um ihr Sprachtale­nt und -interesse weiterzufö­rdern. Trotzdem mache sie kein Zweistaate­n-Abitur. Das liege an ihren sehr konkreten Plänen, nach der Schule ein Medizinstu­dium zu starten. In ihrer Freizeit spiele sie Gitarre und nehme Tanzunterr­icht. Die Corona-Grenzschli­eßungen habe sie in Lauterbach als sehr isolierend empfunden. Der Ort sei zur Sackgasse geworden. Der deutsch-französisc­hen Freundscha­ft habe das nicht gedient, es sei aber unausweich­lich gewesen, um eine Pandemie zu beherrsche­n. „Ich bin sicher, dass wir danach wieder viel tun werden, damit die Kontakte über die Grenze so werden, wie sie waren. Allein meine Schule macht sehr viel dafür und wird die grenzübers­chreitende­n Begegnunge­n suchen“, ist sie sich sicher.

„Ich redete französisc­h mit dem Opa, mit den Eltern besuchte ich regelmäßig einen französisc­hen Campingpla­tz und fand dort eine Freundin, mit der ich französisc­h redete.“

Lisa Sturger

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FOTO: BECKER&BREDEL Lisa Sturger vor dem Warndtgymn­asium in Geislauter­n.

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