Wirte in der Saarstraße fühlen sich ungerecht behandelt
An diesem Dienstagmorgen will Elke Ludt mit dem Saarbrücker Ordnungsamt über Gerechtigkeit reden. Die Wirte am St. Johanner Markt, so hat es der Stadtrat beschlossen, bekommen mehr Flächen für die Außenbestuhlung. So soll es möglich sein, die Corona-Abstandsregeln einzuhalten und dennoch die gleiche Anzahl Tische und Stühle zu bewirtschaften wie bisher. Denn die Gebühren für Außenbestuhlung, auch das hat der Stadtrat vergangene Woche beschlossen, werden den Saarbrücker Gastronomen
nicht erlassen (wir haben berichtet).
Für die Kolleginnen und Kollegen am Markt sei das wohl eine gute Regelung, sagt Elke Ludt. Sie betreibt das Journal in der Saarstraße. In der Gasse, durch die man vom Theater an den Markt geht, sei eine Ausweitung der Bestuhlung nicht möglich, habe das Ordnungsamt gesagt. Unter anderem, weil die Straße als Rettungsweg diene. „Am Markt haben sie eine Riesenfläche gekriegt, in der Saarstraße geht das angeblich nicht. Das ist unfair und superungerecht“, findet Elke Ludt.
Sie und die anderen Wirte in der
Straße haben sich an den Oberbürgermeister und ans Ordnungsamt gewandt. Sie schlagen vor, die Saarstraße bis auf weiteres für den Autoverkehr zu sperren und ganz der Gastronomie zur Verfügung zu stellen. Das Argument, dass unter anderem die Feuerwehr und Rettungsdienste durch die Straße müssten, sei nur vorgeschoben, sagt Ludt. „Im Januar und Februar war die Straße wegen der Baustelle auch komplett zu. Warum sollte man sie jetzt nicht schließen können, um uns zu helfen?“, fragt sie. Ob das Ordnungsamt, den durch die Krise arg gebeutelten Wirten hilft, sei offen, sagt
Ludt. Bisher sehe es „so aus, als ob die uns hier verhungern lassen“.
Unterstützung bekommen die Saarstraßen-Wirte von Vorsitzenden der SPD St. Johann, dem Stadtverordneten Sascha Haas. „Die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie verlangen unseren Gastronomen viel ab“, sagt er. Er kann die Forderung der Gastronomie verstehen. „Hier verkleinert die Einhaltung der Abstandsregelungen die Außenterrasse bei vielen Betrieben auf ein nicht mehr erträgliches Maß. Dabei ist derzeit die Bewirtung auf der Terrasse praktisch die einzige Möglichkeit Umsatz zu generieren. Viele Menschen meiden aus Angst vor einer Ansteckung die Bewirtung im Innenraum“, erklärt der Sozialdemokrat.
Am Markt habe man eine gute Lösung gefunden, sagt er. „Um den Wirtinnen und Wirten der Saarstraße die Existenz zu sichern und eine Ungleichbehandlung zu verhindern, muss die Verwaltung ihnen genauso unkompliziert helfen“, sagt Haas. Die SPD fordert daher, die Saarstraße „täglich ab zwölf Uhr als Zufahrtsweg für den Verkehr zu sperren, um mehr Außenbewirtschaftung zu ermöglichen.“Um die Öffnung und Schließung der Poller könnten sich die Gastronomen selbst kümmern. Haas: „Die Wirte haben das zugesagt. Zusätzliches städtisches Personal ist daher nicht nötig.“Auch mit Blick auf Zufahrtswege für Rettungsfahrzeuge sieht die SPD es „als machbar an, die Saarstraße temporär zu schließen“. „Man muss es nur wollen! Es gibt mehrere andere Zufahrtswege, zum Beispiel über die Fassstraße. Das klappt ja auch jedes Jahr beim Weihnachtsmarkt, dem Altstadtfest oder auch als die Saarstraße zuletzt wegen einer Baustelle gesperrt war“, argumentiert Haas.