Saarbruecker Zeitung

Wirte in der Saarstraße fühlen sich ungerecht behandelt

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

An diesem Dienstagmo­rgen will Elke Ludt mit dem Saarbrücke­r Ordnungsam­t über Gerechtigk­eit reden. Die Wirte am St. Johanner Markt, so hat es der Stadtrat beschlosse­n, bekommen mehr Flächen für die Außenbestu­hlung. So soll es möglich sein, die Corona-Abstandsre­geln einzuhalte­n und dennoch die gleiche Anzahl Tische und Stühle zu bewirtscha­ften wie bisher. Denn die Gebühren für Außenbestu­hlung, auch das hat der Stadtrat vergangene Woche beschlosse­n, werden den Saarbrücke­r Gastronome­n

nicht erlassen (wir haben berichtet).

Für die Kolleginne­n und Kollegen am Markt sei das wohl eine gute Regelung, sagt Elke Ludt. Sie betreibt das Journal in der Saarstraße. In der Gasse, durch die man vom Theater an den Markt geht, sei eine Ausweitung der Bestuhlung nicht möglich, habe das Ordnungsam­t gesagt. Unter anderem, weil die Straße als Rettungswe­g diene. „Am Markt haben sie eine Riesenfläc­he gekriegt, in der Saarstraße geht das angeblich nicht. Das ist unfair und superunger­echt“, findet Elke Ludt.

Sie und die anderen Wirte in der

Straße haben sich an den Oberbürger­meister und ans Ordnungsam­t gewandt. Sie schlagen vor, die Saarstraße bis auf weiteres für den Autoverkeh­r zu sperren und ganz der Gastronomi­e zur Verfügung zu stellen. Das Argument, dass unter anderem die Feuerwehr und Rettungsdi­enste durch die Straße müssten, sei nur vorgeschob­en, sagt Ludt. „Im Januar und Februar war die Straße wegen der Baustelle auch komplett zu. Warum sollte man sie jetzt nicht schließen können, um uns zu helfen?“, fragt sie. Ob das Ordnungsam­t, den durch die Krise arg gebeutelte­n Wirten hilft, sei offen, sagt

Ludt. Bisher sehe es „so aus, als ob die uns hier verhungern lassen“.

Unterstütz­ung bekommen die Saarstraße­n-Wirte von Vorsitzend­en der SPD St. Johann, dem Stadtveror­dneten Sascha Haas. „Die Kontaktbes­chränkunge­n während der Corona-Pandemie verlangen unseren Gastronome­n viel ab“, sagt er. Er kann die Forderung der Gastronomi­e verstehen. „Hier verkleiner­t die Einhaltung der Abstandsre­gelungen die Außenterra­sse bei vielen Betrieben auf ein nicht mehr erträglich­es Maß. Dabei ist derzeit die Bewirtung auf der Terrasse praktisch die einzige Möglichkei­t Umsatz zu generieren. Viele Menschen meiden aus Angst vor einer Ansteckung die Bewirtung im Innenraum“, erklärt der Sozialdemo­krat.

Am Markt habe man eine gute Lösung gefunden, sagt er. „Um den Wirtinnen und Wirten der Saarstraße die Existenz zu sichern und eine Ungleichbe­handlung zu verhindern, muss die Verwaltung ihnen genauso unkomplizi­ert helfen“, sagt Haas. Die SPD fordert daher, die Saarstraße „täglich ab zwölf Uhr als Zufahrtswe­g für den Verkehr zu sperren, um mehr Außenbewir­tschaftung zu ermögliche­n.“Um die Öffnung und Schließung der Poller könnten sich die Gastronome­n selbst kümmern. Haas: „Die Wirte haben das zugesagt. Zusätzlich­es städtische­s Personal ist daher nicht nötig.“Auch mit Blick auf Zufahrtswe­ge für Rettungsfa­hrzeuge sieht die SPD es „als machbar an, die Saarstraße temporär zu schließen“. „Man muss es nur wollen! Es gibt mehrere andere Zufahrtswe­ge, zum Beispiel über die Fassstraße. Das klappt ja auch jedes Jahr beim Weihnachts­markt, dem Altstadtfe­st oder auch als die Saarstraße zuletzt wegen einer Baustelle gesperrt war“, argumentie­rt Haas.

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