Große Unsicherheit bei Handballclubs
Fliegt in diesem Jahr der Ball überhaupt noch mal? Und wenn ja, wann? Bei den Handball-Verbandsligisten gehen die Meinungen darüber auseinander. Auch ansonsten herrscht große Unsicherheit. Erste Sponsoren sind abgesprungen.
Seit dem 12. März ruht in der Handball-Verbandsliga Saar der Ball. Hatte der Handball-Verband Saar (HV Saar) den Spielbetrieb zunächst noch ausgesetzt, so entschied sich der Vorstand des Verbandes am 8. April für einen Saisonabbruch. Die Abschlusstabelle wurde anhand eines Punktequotienten berechnet und der Tabellenführer zum Zeitpunkt des Abbruchs als Aufsteiger in die Saarlandliga festgelegt. Dabei handelt es sich um die HSG Ottweiler/Steinbach.
Doch bei aller Freude über den Aufstieg sind auch hier die Sorgen groß, wie Christoph Nätzer (Abteilungsleiter Handball beim TV Ottweiler) berichtet. So wurde die Seminarsporthalle in Ottweiler, in der die HSG ihre Heimspiele austrägt, vom Landkreis Neunkirchen zu einem Corona-Notfallzentrum umfunktioniert. „Es ist nicht absehbar, ab wann uns die Seminarsporthalle wieder zur Verfügung stehen wird.“Zudem wird der HSG im Zuge der Corona-Krise laut eigener Berechnungen
Torsten Schätzel
voraussichtlich ein finanzieller Schaden in Höhe von 11 000 Euro entstehen.
Auch beim HC Dillingen/Diefflen II, mit fünf Zählern Rückstand auf Ottweiler-Steinbach Tabellendritter, haben sich die finanziellen Verluste angehäuft. Der 1. Vorsitzende Jürgen Dine befürchtet, dass die Schadenshöhe bis zum Ende des Jahres 25 000 bis 30 000 Euro erreichen könnte. Dine macht sich auch Sorgen um die Sponsoren: „Leider ist auch ein Großteil unserer kleineren Sponsoren schlimm betroffen. Wir hoffen, dass sie uns dennoch die Treue halten können.“Über die Trainingsmöglichkeiten sagt Dine: „Die Spieler halten sich mit Waldläufen fit. Aber jeder für sich.“
Beim TuS Elm-Sprengen (9.) waren ebenfalls lange Zeit vor allem Waldläufe angesagt. Dennis Jager, Abteilungsleiter Handball, fügt hinzu, dass sich die Spieler in Kleingruppen fit hielten und die Trainingsleistungen „über die gängigen Apps“dokumentierten. Seit vergangener Woche stehen nun erste Einheiten mit dem neuen Trainer Patrick Grabenstätter auf der Außenanlage an – unter Einhaltung der Hygieneregeln (maximal fünf Teilnehmer, Verzicht auf Sportgeräte). Auf diese Art möchte Grabenstätter in den nächsten zwei Wochen einen ersten Eindruck von seinem Team gewinnen. Die Krise hat den Verein in finanzieller Hinsicht hart getroffen, wie Jager berichtet. So musste der TuS zum Beispiel sein Frühlingsfest absagen. Mit einem Saisonstart rechnet Jager eigenen Worten zufolge „spätestens Ende September“.
Lukas Huwig, Vorsitzender der HF Köllertal (11.), rechnet auch mit einem Saisonstart im September. In seinen Augen hat der Deutsche Handballbund (DHB) einen realistischen Plan für den Neuanfang vorgelegt. Huwig würde einen Liga-Start mit Publikum am 1. September begrüßen. Derzeit bemüht sich der Verein um neue Sponsoren, Huwig ist sich jedoch zugleich bewusst: „Gerade die Akquise neuer Sponsoren gestaltet sich schwierig, da viele Unternehmen derzeit auf jeden Euro angewiesen sind.“Bezüglich der Planung der neuen Saison hält er die Unsicherheit für ein
„Es fällt mir sehr schwer, unsere schwierige finanzielle Lage zu erwähnen, wo so viele Menschen um ihre berufliche Existenz bangen müssen.“
HSG TVA/ATSV Saarbrücken II
großes Problem – sowohl in sportlicher als auch in organisatorischer Hinsicht.
Ähnlich ist die Lage beim SV Bous (6.). Vorstand Nicole Klein sagt auf Anfrage der SZ: „Das größte Problem liegt in der Unsicherheit.“Derzeit absolvieren die Spieler individuelles Training, doch für Klein ist eines klar: „Handballer gehören in die Halle.“Was die finanziellen Auswirkungen der Krise betrifft, hat es Klein zufolge keinen Schwund an Sponsoren gegeben.
Über einen Mangel an treuen Sponsoren kann sich RW Schaumberg (12.) ebenfalls nicht beklagen. Johannes Mauer zufolge ist kein Sponsor abgesprungen. Mauer betont, dass der Verein aufgrund dieser fortgesetzten Unterstützung in der Lage sei, die finanziellen Verluste „gut zu stemmen“. Diese resultieren etwa aus dem Ausfall der Kirmes und des Sommerfestes. Was den Neustart der Liga betrifft, hält der Rückraumspieler eine Prognose
Die Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar der Frauen und der Herren wird kommende Saison voraussichtlich mit jeweils 17 Mannschaften statt bislang 14 bei den Frauen und 16 bei den Herren starten. Die beiden Tabellenführer zum Zeitpunkt des Abbruchs der Saison, der SV Zweibrücken (Herren) und die HSG Wittlich (Frauen), steigen in die 3. Liga auf. Von dort gibt es keine
für schwierig. Er hofft jedenfalls, dass „die Pandemie frühzeitig zu einem Ende kommt“und die Saison „wie geplant starten kann“.
Auch in den Augen von Ralf Kreibig, Abteilungsleiter Handball beim TuS Brotdorf II (10.), ist ein Termin für den Saisonstart noch nicht absehbar. Im schlimmsten Fall müssten sich die Handballfreunde auf eine
Ralf Kreibig sehr lange Zwangspause einstellen: „Wir halten es für möglich, dass in diesem Kalenderjahr kein Spiel mehr stattfinden wird.“In finanzieller Hinsicht musste der Verein bereits eine Hiobsbotschaft hinnehmen, denn der erste große Sponsor sei abgesprungen. Kreibig zeigt sich daher besorgt: „Wir werden sehen, Absteiger. Die übliche Aufstiegsrunde zur Oberliga entfällt. Alle Clubs, die für diese gemeldet hatten, steigen auf.
Sportliche Absteiger aus der Oberliga gibt es nicht. Bei den Herren zieht sich Schlusslicht HC Dillingen-Diefflen allerdings freiwillig in die Saarlandliga zurück. Saarländische Aufsteiger in die Oberliga sind die HSG TVA/ATSV Saarbrücken (bei den Frauen) sowie der TV Homburg (bei den Männern).
wie groß der Schaden wird...“
Mit ähnlichen Problemen hat die HWE Erbach-Waldmohr (7.) zu kämpfen. Annette Jacobsen, die bei der HWE für die Pressearbeit zuständig ist, sagt auf Anfrage: „Bei der finanziellen Planung ist zu befürchten, dass die Sponsoren nicht mehr im bislang bekannten Umfang zur Verfügung stehen und wir mit Einbußen rechnen müssen.“Der Verein hoffe zwar auf einen Saisonstart im Oktober, aber Jacobsen gibt auch zu bedenken: „Hier kann nur spekuliert werden.“Hinsichtlich der Trainingsgestaltung sei der Einstieg ins Lauftraining in Kleingruppen geplant, so Jacobsen.
Beim HC Schmelz, mit drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Ottweiler-Steinbach Tabellenzweiter der abgebrochenen Saison, ruht hingegen der Trainingsbetrieb. Philipp Jäckel, Vorsitzender des HC, teilt mit, dass die Auflagen wie das Nichtbenutzen von Duschen und Umkleiden, die Vorgaben zur Nachverfolgung etwaiger Infektionsketten und die Begrenzung auf fünf Teilnehmer für einen Trainingsbetrieb in der Primshalle einfach zu groß seien. Zudem müsse das Training kontaktlos erfolgen und es seien hohe Hygiene-Vorschriften bezüglich des Balles einzuhalten. Daher werde der Verein, trotz der Öffnung der Primshalle, den Trainingsbetrieb vorerst nicht wieder aufneahmen. Über die finanzielle Situation seines Vereins, sagt Jäckel, dass fehlende Spieltagseinnahmen für Einbrüche gesorgt hätten und „Sponsoren teilweise ausgefallen“seien. Einen Beginn der Saison 2020/2021 im September hält er für unrealistisch, da von einer regulären Vorbereitung nicht die Rede sein könne. Er warnt in diesem Zusammenhang vor einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit der Spieler.
Harald Hartz, Abteilungsleiter Handball beim TV Kirkel (8.), glaubt ebenfalls nicht an einen Neustart im September: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es vor Mitte oder Ende Oktober weitergeht.“Wie alle Vereine hat der TV im Moment mit Einnahmeausfällen zu kämpfen. Erschwerend kommt die Ungewissheit über die weitere Entwicklung hinzu. So können zum Beispiel mögliche Neuzugänge kein Probetraining absolvieren. Der große Wunsch von Hartz lautet daher: „Man will Gewissheit haben, wann es weitergeht. Dann kann man auch planen.“
Auch bei der HSG Nordsaar II (4.) sind die Planungen für die neue Saison noch nicht angelaufen. Thomas Paulus, der 2. Vorsitzende der HSG, erklärte gegenüber der SZ, dass es noch nichts zu vermelden gebe.
Die Ungewissheit macht auch der HSG TVA/ATSV Saarbrücken II (5.) zu schaffen, wie Trainer Torsten Schätzel betont. Derzeit sei völlig unklar, wann wieder Handball gespielt werden darf. Doch der Sport solle sich nicht selbst erhöhen: „Es fällt mir sehr schwer, unsere schwierige finanzielle Lage zu erwähnen, wo so viele Menschen um ihre berufliche Existenz bangen müssen.“
Ausstellung:
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„Wir halten es für möglich, dass in diesem Kalenderjahr kein Spiel mehr stattfinden wird.“
Abteilungsleiter beim TV Brotdorf