Mitleid ja, aber „Gewissensbisse kommen bei mir nicht auf“
Völklingens neuer Revierjäger spricht mit unserer Zeitung über die Herausforderungen seiner Ausbildung und die Leidenschaft für den Beruf.
Herr Bräuchler, Sie haben in Bayern Ihre Ausbildung zum Berufsjäger gemacht. Gab es da auch Herausforderungen?
Bräuchler: Die meisten Betriebe, in denen man dort seine Ausbildung verbringt, befinden sich im Hochgebirge. Das ist vor allem körperlich extrem anstrengend. Bei einer Gamsjagd (Anm. d. Redaktion: Gämse sind eine bestimmte Wildziegenart) sind wir einmal auf etwa 1 600 Meter rauf. Alleine der Aufstieg mit Waffe, Rucksack und voller Montur hat ungefähr zwei Stunden gedauert. Und dann muss man die Gams noch schießen und wieder runtertragen. Anfangs ist das natürlich hart. Nach einem halben Jahr hat man sich aber daran gewöhnt. Manche hören deswegen aber auf. Weil sie es körperlich nicht schaffen. Mich selber hat das jedoch nie abgeschreckt, da ich das unbedingt machen wollte.
Hat Sie der Beruf des Jägers schon immer gereizt?
Bräuchler:
Das war bei mir eigentlich schon von klein auf klar. Meine beiden Onkels haben den Jagdschein. Einer davon hat in der Nähe von Ulm ein 1 000 Hektar Revier, wo ich als Kind immer mit dabei war. So war für mich schon recht früh klar, dass ich diesen Weg einschlagen werde. Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht wie mein Onkel Forsttechniker, sondern Berufsjäger werden wollte.
Wie kam es dann dazu, dass Sie sich für die Stelle in Völklingen entschieden haben?
Bräuchler: Wenn man Revierjäger werden will, muss einem von vornherein klar sein, dass man in diesem Beruf fast immer von seiner Heimat weg muss. Die Stellen dafür gibt es halt nicht überall, sondern sind vereinzelt über ganz Deutschland verteilt. Über den Bundesverband Deutscher Berufsjäger habe ich dann von der Stelle in Völklingen erfahren. Da ich mich hier auch um die Wildparks kümmern kann, die ich schon immer interessant fand, habe ich mich für die Stelle entschieden.
Was fasziniert Sie an diesem Beruf?
Bräuchler: Der Beruf ist einfach vielfältig. Sei es nun, dass man die Leute berät, sich um die Wildbretvermarktung kümmert, die Jagdhundausbildung oder die Jagd selber – man hat immer etwas Neues. Das gefällt mir so an dem Beruf.
Als Revierjäger müssen Sie sich neben der Jagd auch um die Tiere in den beiden Wildparks von Völklingen kümmern. Wie ist das, mit diesen Gegensätzen arbeiten zu müssen?
Bräuchler: Keine Frage, es tut mir Leid um jedes Tier, welches ich schießen muss. Gewissensbisse kommen mir dabei aber nicht auf. Die ganze Welt schreit doch auch nach Öko und Bio. Als Jäger bietet man den Menschen genau so etwas. Ein hochwertiges Lebensmittel.