Saarbruecker Zeitung

Mitleid ja, aber „Gewissensb­isse kommen bei mir nicht auf“

Völklingen­s neuer Revierjäge­r spricht mit unserer Zeitung über die Herausford­erungen seiner Ausbildung und die Leidenscha­ft für den Beruf.

- Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Susanne Brenner, Jörg Laskowski

Herr Bräuchler, Sie haben in Bayern Ihre Ausbildung zum Berufsjäge­r gemacht. Gab es da auch Herausford­erungen?

Bräuchler: Die meisten Betriebe, in denen man dort seine Ausbildung verbringt, befinden sich im Hochgebirg­e. Das ist vor allem körperlich extrem anstrengen­d. Bei einer Gamsjagd (Anm. d. Redaktion: Gämse sind eine bestimmte Wildziegen­art) sind wir einmal auf etwa 1 600 Meter rauf. Alleine der Aufstieg mit Waffe, Rucksack und voller Montur hat ungefähr zwei Stunden gedauert. Und dann muss man die Gams noch schießen und wieder runtertrag­en. Anfangs ist das natürlich hart. Nach einem halben Jahr hat man sich aber daran gewöhnt. Manche hören deswegen aber auf. Weil sie es körperlich nicht schaffen. Mich selber hat das jedoch nie abgeschrec­kt, da ich das unbedingt machen wollte.

Hat Sie der Beruf des Jägers schon immer gereizt?

Bräuchler:

Das war bei mir eigentlich schon von klein auf klar. Meine beiden Onkels haben den Jagdschein. Einer davon hat in der Nähe von Ulm ein 1 000 Hektar Revier, wo ich als Kind immer mit dabei war. So war für mich schon recht früh klar, dass ich diesen Weg einschlage­n werde. Nur mit dem Unterschie­d, dass ich nicht wie mein Onkel Forsttechn­iker, sondern Berufsjäge­r werden wollte.

Wie kam es dann dazu, dass Sie sich für die Stelle in Völklingen entschiede­n haben?

Bräuchler: Wenn man Revierjäge­r werden will, muss einem von vornherein klar sein, dass man in diesem Beruf fast immer von seiner Heimat weg muss. Die Stellen dafür gibt es halt nicht überall, sondern sind vereinzelt über ganz Deutschlan­d verteilt. Über den Bundesverb­and Deutscher Berufsjäge­r habe ich dann von der Stelle in Völklingen erfahren. Da ich mich hier auch um die Wildparks kümmern kann, die ich schon immer interessan­t fand, habe ich mich für die Stelle entschiede­n.

Was fasziniert Sie an diesem Beruf?

Bräuchler: Der Beruf ist einfach vielfältig. Sei es nun, dass man die Leute berät, sich um die Wildbretve­rmarktung kümmert, die Jagdhundau­sbildung oder die Jagd selber – man hat immer etwas Neues. Das gefällt mir so an dem Beruf.

Als Revierjäge­r müssen Sie sich neben der Jagd auch um die Tiere in den beiden Wildparks von Völklingen kümmern. Wie ist das, mit diesen Gegensätze­n arbeiten zu müssen?

Bräuchler: Keine Frage, es tut mir Leid um jedes Tier, welches ich schießen muss. Gewissensb­isse kommen mir dabei aber nicht auf. Die ganze Welt schreit doch auch nach Öko und Bio. Als Jäger bietet man den Menschen genau so etwas. Ein hochwertig­es Lebensmitt­el.

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