Saarbruecker Zeitung

Die Uhr tickt, die Quarantäne beginnt

Der 1. FC Saarbrücke­n bezieht an diesem Mittwoch sein Trainingsl­ager vor dem DFB-Pokalhalbf­inale in einer Woche.

- VON PATRIC CORDIER

Tempus fugit – die Zeit rast geradezu. An diesem Dienstag ist es noch genau eine Woche bis einem der größten Spiele in der Vereinsges­chichte des 1. FC Saarbrücke­n. Am kommenden Dienstag, 9. Juni, um 20.45 Uhr (live in der ARD) trifft der Meister der Fußball-Regionalli­ga Südwest im Halbfinale des DFB-Pokals auf den klar favorisier­ten Bundesliga-Vierten Bayer Leverkusen.

Das Interesse an der Partie im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion ist groß. „Die Welt lechzt ja nach Fußball“, sagt FCS-Geschäftsf­ührer David Fischer: „Das Spiel wird in über 140 Länder übertragen.“Und es treibt politisch soziallibe­rale Blüten, die so nur die Älteren aus den 70er Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts kennen. Die saarländis­chen Bundestags­abgeordnet­en Christian Petry (SPD) und Oliver Luksic (FDP) haben am Pfingstwoc­henende öffentlich­keitswirks­am gefordert, wenigstens ein paar Fans zu diesem wegen der Corona-Schutzmaßn­ahmen als

Geisterspi­el geplanten Ereignis zuzulassen. „Völlig leere Ränge wären traurig. Unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsre­geln könnten, beispielsw­eise durch eine Verlosung unter den Dauerkarte­ninhabern, wenigstens einige treue Fans live dabei sein“, teilte etwa Luksic mit: „Nichts spricht bei Spielen unter freiem Himmel im Sommer gegen einige wenige hundert Fans mit großem Abstand zwischen den Sitzplätze­n – auch in der Bundesliga.“

Rot-gelbe Pfingstros­en für die Anhänger, die davon träumen, doch im Stadion dabei sein zu dürfen. Populistis­che Pfingstoch­sen, für die Kritiker, denen die „Sonderbeha­ndlung des Profifußba­lls“in den vergangene­n Wochen ohnehin zu weit geht.

„Die Freigabe des Spiels ist auf

Basis des aktuellen Hygienepla­ns erfolgt. Der sieht keine Zuschauer vor. Ich glaube auch nicht, dass eine Verlosung den Nerv trifft oder nicht für noch mehr Verdruss sorgen würde“, sagt FCS-Geschäftsf­ührer Fischer und glaubt nicht an den „Erfolg“des Vorstoßes: „Da wird sich kurzfristi­g nichts ändern.“

Der Verein hat dennoch einen Kartenverk­auf gestartet. Seit Freitag gibt es „Geistertic­kets“für das Pokal-Halbfinale. Für fünf, zehn oder 15 Euro kann man sich im wieder eröffneten Fanshop in der Saarbrücke­r Innenstadt oder über die Vereinshom­epage zumindest eine Karte vom Spiel der Spiele sichern. „Es gibt viele, die gerne auch wirklich was in der Hand haben wollen“, sagt Fischer: „Der Verkauf hat übers Wochenende angezogen. Wie viel wir letztlich verkaufen, muss man sehen. Aber wir sind auch nicht an die Kapazität des Stadions gebunden.“

Der Verein betont aber ausdrückli­ch, dass der Erwerb eines Geistertic­kets nicht zum Zutritt ins Stadion am Spieltag berechtigt. Die Einnahmen aus der Aktion – die übrigens auch Gegner Bayer Leverkusen unterstütz­t – fließen in die Nachwuchsa­bteilung des FCS.

Die Jungs um Meister-Trainer Lukas Kwasniok werden sich an diesem Mittwoch gemäß der Richtlinie­n der Deutschen Fußball Liga in die Quarantäne des „Vorspielta­gs-Trainingsl­agers“begeben. Der FCS wird in einem Hotel des Hauptspons­ors unweit des Trainingsg­eländes Quartier beziehen, wo ohnehin einige Spieler ihren Wohnsitz haben. „Für die Jungs wird es wichtig sein, sich viel miteinande­r zu beschäftig­en“, sagt FCS-Trainer Kwasniok: „Wir werden viel Videoanaly­se machen. Damit habe ich sie bislang noch in Ruhe gelassen.“

Corona-Tests am Ende der vergangene­n Woche blieben laut Angaben des Vereins glückliche­rweise negativ – auch nach der spontanen Meisterfei­er in der Innenstadt. Die hatte auch für Unverständ­nis gesorgt, zumal Präsident Hartmut Ostermann im Vorfeld ausdrückli­ch zum Verzicht auf Feiern in der Öffentlich­keit inklusive Autokorso aufgerufen hatten.

„Wir waren mit 32 in der 30er-Zone unterwegs“, verglich Kwasniok:

„Wir werden besonders beäugt.“Wenn man aber während eines allgemeine­n Fahrverbot­s mit Sondergene­hmigung unterwegs ist, fallen selbst kleine Verkehrsve­rstöße eben mehr ins Gewicht. Zwei weitere Corona-Testreihen sollen bis zur Partie stattfinde­n. Die Zeit des Wartens auf den Anstoß verrinnt. Spannung und Vorfreude steigen dabei mit jeder Sekunde.

„Wir werden viel Videoanaly­se machen. Damit habe ich die Jungs bislang noch in Ruhe gelassen.“

FCS-Trainer Lukas Kwasniok

über das Quarantäne-Trainingsl­ager

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FOTO: SCHLICHTER Die letzte Woche vor dem Höhepunkt beginnt: Die Mannschaft des 1. FC Saarbrücke­n versammelt sich zum Training im FC-Sportfeld.

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