Die Uhr tickt, die Quarantäne beginnt
Der 1. FC Saarbrücken bezieht an diesem Mittwoch sein Trainingslager vor dem DFB-Pokalhalbfinale in einer Woche.
Tempus fugit – die Zeit rast geradezu. An diesem Dienstag ist es noch genau eine Woche bis einem der größten Spiele in der Vereinsgeschichte des 1. FC Saarbrücken. Am kommenden Dienstag, 9. Juni, um 20.45 Uhr (live in der ARD) trifft der Meister der Fußball-Regionalliga Südwest im Halbfinale des DFB-Pokals auf den klar favorisierten Bundesliga-Vierten Bayer Leverkusen.
Das Interesse an der Partie im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion ist groß. „Die Welt lechzt ja nach Fußball“, sagt FCS-Geschäftsführer David Fischer: „Das Spiel wird in über 140 Länder übertragen.“Und es treibt politisch sozialliberale Blüten, die so nur die Älteren aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kennen. Die saarländischen Bundestagsabgeordneten Christian Petry (SPD) und Oliver Luksic (FDP) haben am Pfingstwochenende öffentlichkeitswirksam gefordert, wenigstens ein paar Fans zu diesem wegen der Corona-Schutzmaßnahmen als
Geisterspiel geplanten Ereignis zuzulassen. „Völlig leere Ränge wären traurig. Unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsregeln könnten, beispielsweise durch eine Verlosung unter den Dauerkarteninhabern, wenigstens einige treue Fans live dabei sein“, teilte etwa Luksic mit: „Nichts spricht bei Spielen unter freiem Himmel im Sommer gegen einige wenige hundert Fans mit großem Abstand zwischen den Sitzplätzen – auch in der Bundesliga.“
Rot-gelbe Pfingstrosen für die Anhänger, die davon träumen, doch im Stadion dabei sein zu dürfen. Populistische Pfingstochsen, für die Kritiker, denen die „Sonderbehandlung des Profifußballs“in den vergangenen Wochen ohnehin zu weit geht.
„Die Freigabe des Spiels ist auf
Basis des aktuellen Hygieneplans erfolgt. Der sieht keine Zuschauer vor. Ich glaube auch nicht, dass eine Verlosung den Nerv trifft oder nicht für noch mehr Verdruss sorgen würde“, sagt FCS-Geschäftsführer Fischer und glaubt nicht an den „Erfolg“des Vorstoßes: „Da wird sich kurzfristig nichts ändern.“
Der Verein hat dennoch einen Kartenverkauf gestartet. Seit Freitag gibt es „Geistertickets“für das Pokal-Halbfinale. Für fünf, zehn oder 15 Euro kann man sich im wieder eröffneten Fanshop in der Saarbrücker Innenstadt oder über die Vereinshomepage zumindest eine Karte vom Spiel der Spiele sichern. „Es gibt viele, die gerne auch wirklich was in der Hand haben wollen“, sagt Fischer: „Der Verkauf hat übers Wochenende angezogen. Wie viel wir letztlich verkaufen, muss man sehen. Aber wir sind auch nicht an die Kapazität des Stadions gebunden.“
Der Verein betont aber ausdrücklich, dass der Erwerb eines Geistertickets nicht zum Zutritt ins Stadion am Spieltag berechtigt. Die Einnahmen aus der Aktion – die übrigens auch Gegner Bayer Leverkusen unterstützt – fließen in die Nachwuchsabteilung des FCS.
Die Jungs um Meister-Trainer Lukas Kwasniok werden sich an diesem Mittwoch gemäß der Richtlinien der Deutschen Fußball Liga in die Quarantäne des „Vorspieltags-Trainingslagers“begeben. Der FCS wird in einem Hotel des Hauptsponsors unweit des Trainingsgeländes Quartier beziehen, wo ohnehin einige Spieler ihren Wohnsitz haben. „Für die Jungs wird es wichtig sein, sich viel miteinander zu beschäftigen“, sagt FCS-Trainer Kwasniok: „Wir werden viel Videoanalyse machen. Damit habe ich sie bislang noch in Ruhe gelassen.“
Corona-Tests am Ende der vergangenen Woche blieben laut Angaben des Vereins glücklicherweise negativ – auch nach der spontanen Meisterfeier in der Innenstadt. Die hatte auch für Unverständnis gesorgt, zumal Präsident Hartmut Ostermann im Vorfeld ausdrücklich zum Verzicht auf Feiern in der Öffentlichkeit inklusive Autokorso aufgerufen hatten.
„Wir waren mit 32 in der 30er-Zone unterwegs“, verglich Kwasniok:
„Wir werden besonders beäugt.“Wenn man aber während eines allgemeinen Fahrverbots mit Sondergenehmigung unterwegs ist, fallen selbst kleine Verkehrsverstöße eben mehr ins Gewicht. Zwei weitere Corona-Testreihen sollen bis zur Partie stattfinden. Die Zeit des Wartens auf den Anstoß verrinnt. Spannung und Vorfreude steigen dabei mit jeder Sekunde.
„Wir werden viel Videoanalyse machen. Damit habe ich die Jungs bislang noch in Ruhe gelassen.“
FCS-Trainer Lukas Kwasniok
über das Quarantäne-Trainingslager