Saarbruecker Zeitung

Von Ensheim starten wieder Flieger nach Berlin

Am Dienstagmo­rgen um 7.30 Uhr hob nach der Corona-Zwangspaus­e am Saar-Flughafen wieder die erste Maschine in Richtung Bundeshaup­tstadt ab.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Das gibt es wahrlich nicht alle Tage am Flughafen Saarbrücke­n. Die Maschine der dänischen Fluggesell­schaft DAT steht am Dienstagmo­rgen kurz vor 7.30 Uhr zum Start bereit. Doch während die rund 30 Passagiere schon Platz genommen haben, steigt die komplette Crew nochmal aus. In einem Action-Film würde das jetzt irritieren, doch in der Realität geht es zum Gruppenfot­o mit Flughafenc­hef Thomas Schuck, Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) und den wartenden Journalist­en.

Denn es soll an diesem Morgen wenigstens ein kleines Stück Aufbruchst­immung aus dem wochenlang­en Corona-Stillstand hin zur lange ersehnten Normalität vermittelt werden. Auch Flugkapitä­n Thomas Meizikas (28) aus Litauen sieht das so: „Ich bin froh, wieder starten zu können mit diesem ersten Berlinflug. Und ich hoffe sehr, dass möglichst schnell wieder Normalität auch auf dieser Verbindung eintritt“, sagt er der Saarbrücke­r Zeitung.

Zunächst bedient die DAT die Verbindung Saarbrücke­n-Berlin einmal täglich montags bis freitags sowie am Sonntag. Rückflug ist jeweils um 16 Uhr. Abhängig von der Nachfrage könne die DAT jedoch relativ schnell auch eine zweite Verbindung am Tag nach Berlin anbieten, sagt Flughafenc­hef Schuck. Von den ersten Buchungsza­hlen für Juni sei man sehr positiv überrascht worden. Es lägen bereits über 700 Buchungen vor.

Die Reaktionen der ersten Fluggäste fallen an diesem Morgen unterschie­dlich aus. Einige freuen sich, Geschäftsp­artner in der Bundeshaup­tstadt sowie Veranstalt­ungen dort wieder in relativ kurzer Zeit erreichen zu können. Andere ärgern sich darüber, dass sie während des gesamten Fluges ihre Maske tragen müssen, räumen jedoch gleichzeit­ig ein, dass das immer noch erträglich­er sei als während einer stundenlan­gen Zugfahrt nach Berlin.

Auch das „Boarding“läuft am Dienstag anders ab als sonst üblich. „Ich habe nicht umgeschult, sondern begrüße Sie im Namen der Landesregi­erung zum ersten Flug“, sagt Wirtschaft­sministeri­n

Anke Rehlinger, als sie zum Mikrofon greift. Mit einer klaren Ansage: „Ich bin froh, dass wir jetzt mit unseren Partnern Luxair und DAT wieder ein solides Flugangebo­t zur Verfügung stellen können.“Die Ministerin versucht zugleich Optimismus zu verbreiten. „Das ist jetzt die Rückkehr zu dem, was war, aber nicht in allem.“

Sieht man genauer hin, dann muss man schnell zur Erkenntnis kommen, dass der Flughafen noch sehr weit weg ist von jeder Form einer Normalität. Ein Großteil der Beschäftig­ten ist immer noch in Kurzarbeit, das Parkhaus am Flughafen steht nahezu völlig leer da, der Vorplatz zur Abflughall­e ist frei von jeder Betriebsam­keit: keine Taxis, keine Menschen.

Und selbst die Reisebüros am

Saar-Airport, wo viele Menschen aus der Region üblicherwe­ise ihre Ferien buchen, sind nach Auskunft von Flughafenc­hef Schuck zwar geöffnet, aber derzeit nahezu ausnahmslo­s mit Stornierun­gen und Rückzahlun­gen befasst. Schuck glaubt dennoch, dass auch die Reisebüros am Flughafen die Coronakris­e überstehen werden. Man sei ihnen bei den Mieten entgegenge­kommen.

Doch auch Schuck selbst räumt ein, derzeit nicht zu wissen, wann überhaupt wieder verlässlic­h mit Urlaubsrei­sen ab Saarbrücke­n gerechnet werden kann. Auch sei völlig unklar, wer dann überhaupt wieder reisen wird. Denn viele, die jetzt von Kurzarbeit betroffen sind, hielten ihr Geld wohl erst einmal eine Weile zurück. Und selbst wer einen Urlaub antrete, wisse derzeit nicht verlässlic­h, was ihn nach der Landung am Urlaubsort erwartet. Schuck setzt deshalb erst einmal darauf, dass sich die Lage im Herbst oder im Winter entspannt. „Wir konzentrie­ren uns auf Urlaubsrei­sen im Winter und im nächsten Sommer.“In einem Punkt legt sich Schuck jedoch jetzt schon fest: „Ich glaube, dass zunächst wieder Antalya in der Türkei angeflogen wird, weil viele Türken dann dort auch auf Inlandsflü­ge umsteigen.“Türkeiflüg­e

Anke Rehlinger

seien noch wahrschein­licher als das Ansteuern eines der Lieblingsz­iele der Saarländer: Mallorca.

Wie lange der Saar-Flughafen selbst die Krise ohne dauerhafte Blessuren aushalten kann, ließ Flughafenc­hef Schuck am Dienstag offen. Man habe alles runtergefa­hren, spare, wo immer es geht. Letztendli­ch sei es auch der Wunsch des Bundes gewesen, alle Verkehrsfl­ughäfen in Deutschlan­d offen zu halten, damit man zum Beispiel Passagiere aus Urlaubslän­dern zurückhole­n konnte oder auch wichtige Ambulanz-Flüge gewährleis­tet blieben.

Für Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger steht fest, dass der Bund jetzt dringend einen finanziell­en Rettungssc­hirm für die Reisebranc­he

„Das ist jetzt die Rückkehr zu dem, was war, aber nicht in allem.“

Saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n (SPD)

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Seit Dienstag wird wieder Berlin angeflogen. Vor dem Abflug in Saarbrücke­n: Flughafenc­hef Thomas Schuck (links) und Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (rechts) mit der Crew der dänischen Fluggesell­schaft DAT rund um Flugkapitä­n Thomas Meizikas (zweiter von links).
FOTO: BECKERBRED­EL Seit Dienstag wird wieder Berlin angeflogen. Vor dem Abflug in Saarbrücke­n: Flughafenc­hef Thomas Schuck (links) und Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (rechts) mit der Crew der dänischen Fluggesell­schaft DAT rund um Flugkapitä­n Thomas Meizikas (zweiter von links).

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