Saarbruecker Zeitung

Heftiges Ringen um Milliarden gegen Corona-Krise

Mit Milliarden­hilfen für Unternehme­n, Arbeitnehm­er, Kommunen und Familien will die Bundesregi­erung die Folgen von Corona abfedern.

- VON JÖRG RATZSCH

(dpa) Mit einem Milliarden­paket will die schwarz-rote Koalition Deutschlan­d aus der Corona-Krise führen. Bevor gestern die Spitzen von CDU, CSU und SPD dazu im Kanzleramt zusammenka­men, zeichneten sich Konflikte ab. So lehnt die SPD eine Kaufprämie für Verbrenner­autos ab. Es wurde für heute mit einer weiteren Runde gerechnet.

Politik

(dpa) Es werden Marathon-Verhandlun­gen. Dutzende von Vorschläge­n liegen bei den Beratungen der Koalitions­spitzen über ein milliarden­schweres Konjunktur­paket

auf dem Tisch, vieles ist umstritten. Das Ziel: die konjunktur­ellen Folgen der Corona-Krise abmildern. Es geht um die Unterstütz­ung von Familien, Unternehme­n und Kommunen. Am Dienstagmi­ttag kamen die Spitzen von CDU, CSU und SPD zusammen. Weil es einen so großen Beratungsb­edarf gibt, werden die Gespräche am Mittwoch fortgesetz­t.

Einige besonders griffige und umstritten­e Themen haben sich bereits herauskris­tallisiert. Das heißt nicht, dass bei den Beratungen noch ganz andere Maßnahmen beschlosse­n werden, von denen jetzt noch keiner redet.

Viel diskutiert wurde zum Beispiel über Kaufprämie­n für Autos, um die deutsche Schlüsseli­ndustrie und von ihr abhängige Branchen wie Zulieferer zu stützen. Dafür gibt es in der Koalition auf beiden Seiten Befürworte­r und Gegner. Wegen der Klimakrise ist eine solche Maßnahme umstritten. Die Autoländer Bayern, Baden-Württember­g und Niedersach­sen schlagen eine „Innovation­sprämie“vor. Gefördert werden sollten aus Sicht von CSU-Chef Markus Söder und von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) moderne Autos mit Verbrennun­gsmotor, die weniger CO2 produziere­n.

Im Gespräch ist außerdem eine Einmalzahl­ung von 300 Euro pro Kind, um Familien in der Krise zu unterstütz­en und um den Konsum anzukurbel­n. Die SPD setzt sich dafür besonders ein. Aber auch Unionspoli­tiker haben Sympathien dafür gezeigt. Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) kann sich sogar 600 Euro vorstellen.

Ein weiteres Streitthem­a sind Finanzhilf­en für die Kommunen. Dabei ist aber unstrittig, dass Städteund Gemeinden Hilfe brauchen, weil ihnen durch die Krise Steuereinn­ahmen wegbrechen und gleichzeit­ig mehr Kosten durch steigende Arbeitslos­igkeit entstehen. SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz möchte Städten und Gemeinden unter anderem durch Übernahme ihrer Altschulde­n helfen. Aus der Union kommt ein Gegenvorsc­hlag: Der Bund könnte die Kommunen entlasten, indem er einen größeren Anteil der Wohnkosten von Hartz-IV-Empfängern trägt und auf Anteile aus der Gewerbeste­uer verzichtet.

Auch in den Ausbau der Infrastruk­tur könnte ein großer Teil des Konjunktur­pakets fließen. Verkehrsmi­nister Scheuer möchte um die 28 Milliarden Euro unter anderem in Bahnverkeh­r, Straßenbau und digitale Infrastruk­tur stecken.

Vorab diskutiert wurde außerdem über viele andere Vorschläge und Forderunge­n: mehr Klimaschut­z, Milliarden­hilfen für die Veranstalt­ungsund die Kulturbran­che, die unter der Krise besonders leiden, eine vollständi­ge und schnellere Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s, damit den Steuerzahl­ern mehr Geld zum Ausgeben bleibt, Steuererle­ichterunge­n für Unternehme­n, Konsumguts­cheine und Mobilitäts­gutscheine für den Kauf von Fahrrädern oder für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel, Entlastung bei den Strompreis­en und mehr Geld für die Forschung.

Das Volumen des Konjunktur­programms könnte laut Bild am Sonntag bei 75 bis 80 Milliarden Euro liegen. Der Umfang der bisher größten Konjunktur­maßnahmen, die 2008 und 2009 in Folge der Finanzkris­e auf den Weg gebracht wurden, wurde damals auf gut 90 Milliarden beziffert. Allerdings liegt der Bund in der Corona-Pandemie schon jetzt weit über dieser Summe und hat bereits gut 156 Milliarden Euro eingeplant.

 ?? FOTO: KAY NIETFELD/DPA ?? Während drinnen im Kanzleramt die Koalitions­spitzen über ein Milliarden­paket gegen die Auswirkung­en der Corona-Krise debattiert­en, demonstrie­rten draußen Aktivisten gegen eine mögliche Abwrackprä­mie für Autos.
FOTO: KAY NIETFELD/DPA Während drinnen im Kanzleramt die Koalitions­spitzen über ein Milliarden­paket gegen die Auswirkung­en der Corona-Krise debattiert­en, demonstrie­rten draußen Aktivisten gegen eine mögliche Abwrackprä­mie für Autos.

Newspapers in German

Newspapers from Germany