Telefonseelsorge stärker genutzt
Die Pandemie wirkt sich auch auf die Telefonseelsorge Saar aus. Das Coronavirus ist der häufigste Grund für Anrufe bei den Seelsorgern.
(mtn) Die Corona-Pandemie beeinflusst auch die Arbeit der Telefonseelsorge Saar. Bei rund 40 Prozent der Anrufe stellten die Ehrenamtlichen fest, dass der Ausbruch von Covid-19 die seelischen Probleme der Anrufer ausgelöst oder vorhandene Sorgen und Ängste noch verschärft hatte. Das berichtete jetzt Heidrun Mohren-Dörrenbächer, die katholische Leiterin der Telefonseelsorge Saar. Saarland
Eigentlich hätte es an diesem Nachmittag um die Sorgen und Nöte von jungen Leuten in der heutigen Zeit gehen sollen. Diesen Schwerpunkt hatte sich die Telefonseelsorge Saar für ihren Jahresbericht 2019 ursprünglich gesetzt. Da die Telefonseelsorge während der derzeitigen Pandemie ganz besonders gefordert sei, habe man sich entschieden, stattdessen über die Arbeit der Seelsorger in Corona-Zeiten zu berichten. Das hat Psychologin Heidrun Mohren-Dörrenbächer, katholische Leiterin der Telefonseelsorge Saar, auf einem Pressetermin mitgeteilt.
Ihren Angaben zufolge war Corona für etwa 40 Prozent der Anrufer ab Mitte März ein zentrales Thema. Man habe in der Krise auch mehr Gespräche geführt als sonst üblich. Über Ostern seien in diesem Jahr bei der Telefonseelsorge bundesweit rund 3215 Gespräche täglich geführt worden. Zum Vergleich: In der Osterzeit 2019 seien es nur 2510 gewesen. Jedoch gibt
Mohren-Dörrenbächer zu bedenken: „Zwar wurden mehr Gespräche geführt, gleichzeitig wurden aber auch zusätzliche Leitungen freigeschaltet, um diese weiteren Gespräche zu ermöglichen.“Man könne daher nicht beurteilen, ob tatsächlich mehr Menschen während der Pandemie versuchen, die Telefonseelsorge zu erreichen, als zuvor. „Was wir sagen können: Alle Ehrenamtlichen hatten in der Krise bislang gut zu tun.“
Auch wenn Corona ein wichtiges Thema war, hätten die wenigsten angerufen, um sich konkret über das Virus zu informieren, schildert Annette Schoenes, Sprecherin der Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge Saar. „Solche Fragen wurden eher an die explizit eingerichteten Corona-Hotlines gerichtet“, berichtet sie.
An die Telefonseelsorge hätten sich eher Menschen gewandt, deren Sorgen und Nöte sich durch die Corona-Krise verschärft hätten. Das Wort Corona sei dabei nicht unbedingt direkt gefallen, im Laufe des Gesprächs habe sich dann jedoch oft herausgestellt, dass das Virus der Anlass für den Anruf war. „Oft sind seelische Probleme aber auch in der Corona-Krise durch die Kontaktbeschränkungen erst aufgetreten, zum Beispiel Einsamkeit“, erläutert Schoenes. Einsamkeit sei ohnehin eines der häufigsten Probleme, mit denen sich Anrufer an die Telefonseelsorge wenden, sagt Mohren-Dörrenbächer.
Die Telefonseelsorge berät auch per Mail und Chat. Dort habe Corona jedoch auch in der Hochzeit der Pandemie kaum eine Rolle gespielt, teilt Mohren-Dörrenbächer mit. Den Grund sieht sie darin, dass die Mail- und Chat-Beratung vor allem Menschen unter 30 Jahren nutzten. „Die Jüngeren haben die gesundheitliche Bedrohung nicht so stark gesehen, spürten dann aber die Einschränkungen im Alltag sehr deutlich, die stützende Kontakte nicht zuließen“, vermutet die Psychologin. Hauptthema bei den Online-Angeboten seien depressive Stimmungen und Ängste.
Mohren-Dörrenbächer hebt besonders das Engagement der 80 Ehrenamtlichen hervor, die für die Telefonseelsorge Saar tätig sind. Denn auch deren Arbeit habe die Corona-Krise erschwert. „Für die Ehrenamtlichen
ist zum Beispiel ein reger Austausch untereinander wichtig“, so die Psychologin. „Der war durch die Kontaktbeschränkungen nicht mehr ohne weiteres möglich.“Damit die Leitung der Telefonseelsorge weiterhin rund um die Uhr besetzt werden konnte, seien notwendige Hygienemaßnahmen in kürzester Zeit umgesetzt worden. „In der Kürze der Zeit und unter den gegebenen Bedingungen war das für alle ein echter Kraftakt“, sagt Mohren-Dörrenbächer.
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr, gebührenfrei und anonym unter der Telefonnummer (08 00) 1 11 01 11 erreichbar. Wie die Telefonseelsorge betont, werden stets neue Ehrenamtliche gesucht, um das Angebot aufrechterhalten zu können. Die Seelsorge ist auch online zu erreichen: www.telefonseelsorge.de