Wohl kalkulierte Provokation?
Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um zu erkennen, dass Donald Trump das Gegenteil dessen erreichen wird, was er bezweckt. Ein Präsident, der vermitteln und schlichten müsste, provoziert nur die nächste Welle verzweifelten Zorns, wenn er Demonstranten, die ihre Wut hinausschreien, zu inländischen Terroristen erklärt. Ein Präsident, der damit droht, Soldaten in Marsch zu setzen, um sie auf Bürger seines eigenen Landes schießen zu lassen, lässt an einen Autokraten denken, nicht ans höchste Staatsamt der stolzesten Demokratie dieser Welt. Auch Trumps Worte lösen nichts, gießen stattdessen Öl ins Feuer. Dabei stellt sich die Frage, ob dies nicht genau das ist, was bezweckt. Ob er überhaupt ein Interesse daran hat, Ruhe einkehren zu lassen. Ob er nicht mit kühlem Kalkül auf die Provokation
setzt. Wenn er sich als Garant von Recht und Gesetz inszeniert, als „Präsident von Law and Order“, wie er im Rosengarten betonte, spekuliert er offenbar darauf, dass sich im Jahr 2020 wiederholt, was 1968 geschah. Nach den tödlichen Schüssen auf Martin Luther King, den Prediger des gewaltlosen Widerstands, gingen in 34 amerikanischen Städten Geschäfte in Flammen auf. Und im November wurde der Republikaner Richard Nixon, ein Vertreter der harten Linie, zum Präsidenten gewählt.