Verpack es wie Christo
Die Trauer um Christo wirft ein Schlaglicht auf das Thema Verpackung. Denn was würde der Künstler sich heute anhören müssen!
Selbst das allerkleinste Verpacken des Reichstags in Frischhaltefolie wäre als Umweltsünde verpönt. Auch ein Riesengefrierbeutel um das Gebäude, der subtil auf den Klimawandel anspielen würde, schiene politisch inkorrekt. Höchstens das Umwickeln mit Klopapier könnte in Anbetracht der Restbestände möglich sein – mit späterer haushaltsüblicher Anschlussverwendung.
Allerdings deutet sich eine kleine Verpackungs-Retro-Welle an. So verhüllen sich Menschen mit Masken, die alle aneinandergehäkelt den Reichstag verdecken könnten. Völlig zu Recht – könnte doch der Mitmensch eine Verpackung für das Virus sein.
Auch verpackte Lebensmittel scheinen in Corona-Zeiten hygienisch unbedenklicher, obwohl die meisten diesen Gedanken nicht gern in Worte packen. Und manche Restaurants packen als Hommage an Christo heute offenbar den Reichstag ein. Obwohl das Essensangebot ohne Mundschutz-Dämpfer vermutlich nur klänge wie „Reis-Tag“.