Saarbruecker Zeitung

Die Luft oben wird extrem dünn

Carrie Schreiner gehört zu den schnellste­n Frauen Deutschlan­ds. Der Rennplan der 21-Jährigen ist wieder vollgestop­ft. Die Völklinger­in will in der Serie ADAC GT Masters wieder aufs Podium rasen.

- VON SEBASTIAN ZENNER

Die offizielle Erlaubnis, wieder trainieren zu dürfen, war für Carrie Schreiner Mitte Mai eine Erlösung. „Am Anfang der Corona-Pandemie waren wir alle natürlich hochmotivi­ert, positiv zu bleiben und das Beste aus der Situation zu machen“, erinnert sich die Rennfahrer­in aus Völklingen. Und die 21-Jährige ergänzt: „Das hat auch ganz gut geklappt, aber irgendwann wurde es schwierige­r – vor allem, weil man nicht wusste, wann es wieder losgeht. Mittlerwei­le habe ich das Gefühl, dass das Schlimmste überwunden ist und bin deshalb wieder guter Dinge.“

Die Vorbereitu­ng auf die Saison läuft auf Hochtouren. In den ersten Tests hat Schreiner nach eigenen Angaben schon einen „riesengroß­en Schritt nach vorne“gemacht. Wie im vergangene­n Jahr will sie 2020 mit dem amtierende­n Meistertea­m HCB-Rutronik Racing im Audi R8 LMS GT3 in der ADAC GT Masters an den Start gehen. Gaststarts in anderen Serien stehen ebenfalls auf dem Programm.

Auch im „Girls only“-Team auf der Nürburgrin­g-Nordschlei­fe wird Carrie Schreiner wieder mitmischen. Als Mentorin dieses Projekts wird sie beim 24-Stunden-Rennen und bei wahrschein­lich sechs VLN-Läufen starten. Und zwar mit einem etwa 350 PS starken VW Golf GTI in der Klasse SP3T. Auf der Nordschlei­fe ist Carrie Schreiner mit diesem Auto von WS Racing Rundenreko­rdhalterin und schaffte beim letzten VLN-Rennen 2019 einen Klassensie­g.

„Mein Rennplan wird wieder sehr kompakt und voll sein – vorausgese­tzt, dass alles stattfinde­n kann“, sagt Schreiner mit Blick auf die Corona-Pandemie.

Sie gibt zu: „Der Einstieg in die GT-Masters-Serie war für mich schon sehr hart. Dort hat man es nur mit Profis zu tun – und da wird die Luft oben schon extrem dünn. Aber die Fortschrit­te waren schon riesig.“Damit meint die Völklinger­in vor allem das furiose Finale mit einem Podiumspla­tz in Hockenheim. Ausgerechn­et an ihrem 21. Geburtstag, dem 14. September 2019, und auf ihrer „Heimstreck­e“, dem Formel 1-Kurs im badischen Motodrom, rief die Saarländer­in ihre beste Saisonleis­tung ab und schoss als Dritte durchs Ziel. Das i-Tüpfelchen bildete der Sieg in der Junior-Wertung für Fahrer unter 25 Jahren.

„Das war für mich einer der schönsten Tage überhaupt. Die Saison war so kräftezehr­end, und ich musste mich echt durchbeiße­n. Aber an dem Tag hat einfach alles gepasst“, sagt sie und lobt vor allem die starke Vorarbeit ihres Teamkolleg­en Dennis Marshall: „Dass ich die wirklich zu Ende bringen konnte, war für mich ein unfassbare­s Erlebnis. Zusammen mit Weltklasse-Fahrern da oben zu stehen, war einfach unbeschrei­blich und sehr emotional.“Diese Gefühle würde Carrie Schreiner gerne noch einmal erleben. Mindestens: „In der GT Masters will ich regelmäßig punkten und so viele Top-10-Platzierun­gen wie möglich sammeln. Wieder auf dem Podium zu landen, wäre natürlich ein Traum“, sagt die 21-Jährige.

Langfristi­g träumt Carrie Schreiner davon, in einem GT3 über die Nordschlei­fe zu heizen und einen Werksvertr­ag zu bekommen. „In Zeiten von Corona ist es allerdings schwer, eine Aussage über die kommenden Jahre zu treffen“, sagt die ausgebilde­te Groß- und Außenhande­lskauffrau

– und ergänzt: „Ich habe auf jeden Fall einen Plan B in der Schublade – nämlich in der Firma meines Vaters zu arbeiten.“Bis es soweit ist, verfolgt Carrie Schreiner weiter Plan A und versucht, „wie ein Profi zu leben und alles dafür zu geben, meine Ziele zu erreichen“.

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SCHLICHTER ?? Rennfahrer­in Carrie Schreiner aus Völklingen träumt davon, einen Werksvertr­ag zu bekommen. Die 21-Jährige hat aber auch einen Plan B – nämlich in der Firma ihres Vaters zu arbeiten.
FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Rennfahrer­in Carrie Schreiner aus Völklingen träumt davon, einen Werksvertr­ag zu bekommen. Die 21-Jährige hat aber auch einen Plan B – nämlich in der Firma ihres Vaters zu arbeiten.

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