Die Luft oben wird extrem dünn
Carrie Schreiner gehört zu den schnellsten Frauen Deutschlands. Der Rennplan der 21-Jährigen ist wieder vollgestopft. Die Völklingerin will in der Serie ADAC GT Masters wieder aufs Podium rasen.
Die offizielle Erlaubnis, wieder trainieren zu dürfen, war für Carrie Schreiner Mitte Mai eine Erlösung. „Am Anfang der Corona-Pandemie waren wir alle natürlich hochmotiviert, positiv zu bleiben und das Beste aus der Situation zu machen“, erinnert sich die Rennfahrerin aus Völklingen. Und die 21-Jährige ergänzt: „Das hat auch ganz gut geklappt, aber irgendwann wurde es schwieriger – vor allem, weil man nicht wusste, wann es wieder losgeht. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass das Schlimmste überwunden ist und bin deshalb wieder guter Dinge.“
Die Vorbereitung auf die Saison läuft auf Hochtouren. In den ersten Tests hat Schreiner nach eigenen Angaben schon einen „riesengroßen Schritt nach vorne“gemacht. Wie im vergangenen Jahr will sie 2020 mit dem amtierenden Meisterteam HCB-Rutronik Racing im Audi R8 LMS GT3 in der ADAC GT Masters an den Start gehen. Gaststarts in anderen Serien stehen ebenfalls auf dem Programm.
Auch im „Girls only“-Team auf der Nürburgring-Nordschleife wird Carrie Schreiner wieder mitmischen. Als Mentorin dieses Projekts wird sie beim 24-Stunden-Rennen und bei wahrscheinlich sechs VLN-Läufen starten. Und zwar mit einem etwa 350 PS starken VW Golf GTI in der Klasse SP3T. Auf der Nordschleife ist Carrie Schreiner mit diesem Auto von WS Racing Rundenrekordhalterin und schaffte beim letzten VLN-Rennen 2019 einen Klassensieg.
„Mein Rennplan wird wieder sehr kompakt und voll sein – vorausgesetzt, dass alles stattfinden kann“, sagt Schreiner mit Blick auf die Corona-Pandemie.
Sie gibt zu: „Der Einstieg in die GT-Masters-Serie war für mich schon sehr hart. Dort hat man es nur mit Profis zu tun – und da wird die Luft oben schon extrem dünn. Aber die Fortschritte waren schon riesig.“Damit meint die Völklingerin vor allem das furiose Finale mit einem Podiumsplatz in Hockenheim. Ausgerechnet an ihrem 21. Geburtstag, dem 14. September 2019, und auf ihrer „Heimstrecke“, dem Formel 1-Kurs im badischen Motodrom, rief die Saarländerin ihre beste Saisonleistung ab und schoss als Dritte durchs Ziel. Das i-Tüpfelchen bildete der Sieg in der Junior-Wertung für Fahrer unter 25 Jahren.
„Das war für mich einer der schönsten Tage überhaupt. Die Saison war so kräftezehrend, und ich musste mich echt durchbeißen. Aber an dem Tag hat einfach alles gepasst“, sagt sie und lobt vor allem die starke Vorarbeit ihres Teamkollegen Dennis Marshall: „Dass ich die wirklich zu Ende bringen konnte, war für mich ein unfassbares Erlebnis. Zusammen mit Weltklasse-Fahrern da oben zu stehen, war einfach unbeschreiblich und sehr emotional.“Diese Gefühle würde Carrie Schreiner gerne noch einmal erleben. Mindestens: „In der GT Masters will ich regelmäßig punkten und so viele Top-10-Platzierungen wie möglich sammeln. Wieder auf dem Podium zu landen, wäre natürlich ein Traum“, sagt die 21-Jährige.
Langfristig träumt Carrie Schreiner davon, in einem GT3 über die Nordschleife zu heizen und einen Werksvertrag zu bekommen. „In Zeiten von Corona ist es allerdings schwer, eine Aussage über die kommenden Jahre zu treffen“, sagt die ausgebildete Groß- und Außenhandelskauffrau
– und ergänzt: „Ich habe auf jeden Fall einen Plan B in der Schublade – nämlich in der Firma meines Vaters zu arbeiten.“Bis es soweit ist, verfolgt Carrie Schreiner weiter Plan A und versucht, „wie ein Profi zu leben und alles dafür zu geben, meine Ziele zu erreichen“.