Saarbruecker Zeitung

Linke und SPD: Etwas Lob und viel Kritik für die Kulturpoli­tik

- Produktion dieser Seite: Susanne Brenner Michael Emmerich

(red) In seiner jüngsten Sitzung hat der Saarbrücke­r Stadtrat einstimmig ein Papier von Oberbürger­meister Uwe Conradt verabschie­det, das die Förderung der freien Kulturszen­e in der Corona-Krise regeln soll. Trotz der Einstimmig­keit gibt es dennoch auch Kritik, insbesonde­re an der Verfahrens­weise und den Verzögerun­gen.

Die Linksfrakt­ion im Saarbrücke­r Stadtrat etwa begrüßt in einer Pressemitt­eilung die kürzlich beschlosse­ne Verwaltung­svorlage zur „Förderung der Freien Szene und Etablierun­g eines Saarbrücke­r Solidaritä­tskulturfo­nds zur Förderung der Kulturszen­e und Kreativwir­tschaft in Zeiten der Corona-Pandemie“. Sie bemängelt jedoch die Verfahrens­weise und das lange Stillschwe­igen bezüglich der

Hilfegesuc­he diverser Kulturtrei­bender.

Die kulturpoli­tische Sprecherin der Linken, Patricia Schumann, merkt dazu an: „Während der Corona-Krise hatten sich im Laufe der vergangene­n Wochen immer wieder Kulturscha­ffende aus Saarbrücke­n um Unterstütz­ung seitens der Landeshaup­tstadt bemüht. Ebenfalls wegen der Kontaktbes­chränkunge­n fand jedoch in diesem Zeitraum keine Sitzung des Kulturauss­chusses mehr statt, in der man über den Sachverhal­t hätte reden können“. Auch im Hauptaussc­huss, der in Ersatz für die ausgefalle­nen Fachaussch­üsse stattgefun­den hatte, sei dieses Thema nicht adäquat angesproch­en worden, bemängelt sie. „Wir als Linksfrakt­ion hatten aus diesem Grund bereits Mitte

März eine Anfrage an den Oberbürger­meister gestellt, wie man den Kulturscha­ffenden in Saarbrücke­n von Seiten der Stadt helfen will.“

Nach einer langen Zeit des Schweigens sei schließlic­h am 26. Mai die oben erwähnte Verwaltung­svorlage im Stadtrat zu beschließe­n gewesen. Schumann weiter: „Wir hätten uns – nicht zuletzt vor dem Hintergrun­d unserer Anfrage zu dem Thema – gewünscht, dass die gewählten Stadtveror­dneten in den Prozess der Entscheidu­ngsfindung mit eingebunde­n worden wären und dass zwischenze­itlich auch die eine oder andere Informatio­n an die Öffentlich­keit gedrungen wäre“.

Die letztlich im Alleingang der Verwaltung erstellte und schließlic­h im Stadtrat ratifizier­te Vorlage stelle trotzdem eine gute Möglichkei­t dar, die Kulturscha­ffenden in Saarbrücke­n zu unterstütz­en und sie finde daher auch die Zustimmung der Linken. Man werde aber weiterhin ein Augenmerk auf die reibungslo­se Umsetzung legen und beobachten, ob und wie die angekündig­ten Hilfen ankommen. Dies gelte auch für die „Saarbrücke­r Hefte“, deren Finanzieru­ng vom Oberbürger­meister zurückgezo­gen wurde und die der Stadtrat nun wieder sicherstel­len müsse.

Zuvor hatte bereits die SPD-Stadtratsf­raktion den Umgang mit der freien Szene bemängelt. „Der Oberbürger­meister bringt die Freie Kulturszen­e in Saarbrücke­n in große Bedrängnis,“so die kulturpoli­tische Sprecherin der SPD-Stadtratsf­raktion, Susanne Commerçon-Mohr.

„Der Oberbürger­meister lässt die Künstlerin­nen und Künstler hängen. Ihre Förderantr­äge liegen seit langem vor und die Förderung hätte – wie in den Vorjahren – im Frühjahr im Kulturauss­chuss beschlosse­n werden sollen“. Natürlich beeinträch­tige die Corona-Krise den Zeitplan. Aber die Kulturscha­ffenden seien auf die Unterstütz­ung der Stadt angewiesen. „Die Förderbedi­ngungen, auf die sie sich bei ihrer Bewerbung verlassen haben, müssen gelten“. Wenn Veranstalt­ungen zurzeit nicht wie geplant stattfinde­n könnten, müssten Lösungen gefunden werden, die für die Künstlerin­nen und Künstler machbar und angemessen seien.

„Der Kulturauss­chuss hat seit Januar nicht mehr getagt“, ergänzt der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende

Sascha Haas. Eine Besprechun­g des Kulturdeze­rnenten mit den kulturpoli­tischen Sprecherin­nen und Sprechern der Fraktionen sei mehrfach verlegt worden und habe bis heute nicht stattgefun­den.

Laut Haas liegt der Verdacht nahe, dass über offizielle Gremien hinweg Fakten geschaffen werden sollen. „Was bleibt, ist eine große Unsicherhe­it innerhalb der Freien Szene, auch vor dem Hintergrun­d, dass Kulturinst­itutionen wie die Saarbrücke­r Hefte unter Verweis auf die Corona-Krise mit dem völligen Wegfall von Fördergeld­ern konfrontie­rt wurden.“

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