Saarbruecker Zeitung

Besteht Hoffnung für das Jubiläums-Festival?

Im September steht die 30. Auflage von WND-Jazz an. Ob das Internatio­nale St. Wendeler Musikfesti­val aufgrund der Corona-Pandemie stattfinde­n kann, steht derzeit noch in den Sternen. Das Programm steht jedoch, und nach den Lockerunge­n der vergangene­n Tage

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(tog) Die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt – das gilt auch in der Musik-Szene. „Seit dem letzten Newsletter stehen die Zeichen in der Corona-Krise auf etwas mehr Entspannun­g“, schreibt Ernst Urmetzer in seinem jüngsten Rundbrief. Der Vorsitzend­e des Jazzförder­kreises ( JFK) St. Wendel hofft daher, dass sich vielleicht doch eine Perspektiv­e für das im September geplante Festival ergibt – und somit auch für WND-Jazz. „Das Programm steht seit Anfang März, just zu dem Zeitpunkt, als die Pandemie Europa erreichte. Deshalb haben wir bislang das Programm nicht veröffentl­icht“, berichtet St. Wendels Jazz-Boss. Doch jetzt wolle man – auch in Anbetracht der nun ein wenig hoffnungsv­olleren Stimmung – ebenfalls etwas Optimismus verbreiten. Und das Programm bekannt machen. „Ob es nach den Vorgaben im September umsetzbar ist, müssen wir aber abwarten.“Analog zum „Reisen per Merian-Hefte“könne man sich jedoch vorab schon einmal mental mit dem geplanten Programm der 30. Auflage von WNDJazz befassen.

Wer sich den Spielplan anschaut, merkt recht schnell, dass sich konzeption­ell wenig ändert. Die St. Wendeler Jazzer bleiben ihrer Linie der stilistisc­hen Offenheit in kontrastiv­er Gegenübers­tellung treu. Einen Schwerpunk­t sollen die

Projekte von Younee und Mezquida mit Bezügen zur europäisch­en Klassik bilden. Der Swing-Abend zum Abschluss thematisie­rt den klassische­n Jazz in einer Retround modernen Variante. „Wir würden gerne das 30. Festival adäquat feiern und hoffen weiter“, sagt Urmetzer.

Als Termin für die 30. Auflage der Internatio­nalen St.. Wendeler Jazz-tage ist der Zeitraum 11./18. bis 20. September avisiert. Spielstätt­en sind wie immer das Kurhaus auf dem Harschberg sowie der Saalbau in St. Wendel. Wobei im Kurhaus wieder das Prolog-Konzert (11. September) über die Bühne gehen soll. Den Auftakt bestreitet The Jakob Manz Project. Der JFK-Chef erzählt: „Das junge Jakob Manz Project lotet die Tiefen der modernen Grooveund Soulmusik, als auch den magischen und ruhigen Fluss des aktuellen Jazz aus. Die Musik kommt derart abgeklärt, direkt und voller Groove rüber, dass man eine über Jahre gestandene Truppe erwartet.“The Jakob Manz Project gewann den ersten Preis bei den Future Sounds 2018 der Leverkusen­er Jazztage. Im April des selben Jahres erhielt die Band einen ersten Preis sowie den Publikumsp­reis beim internatio­nalen Jazzpreis Biberach. Vergangene­n April ist nun das Debüt-Album „Natural Energy“erschienen. Darauf ist unüberhörb­ar: Der jungreife 18-jährige Saxophonis­t Jakob Manz ist ein absolutes Ausnahmeta­lent. Beginn ist um 20 Uhr. https://jakobmanz.de

Am darauffolg­enden Freitag tritt ab 20 Uhr Younee auf. Der JFK schreibt dazu: „Die gefeierte Star-Pianistin aus Südkorea definiert mit völlig freien Kompositio­nen und Improvisat­ionen auf einem klassische­n Fundament ihre ganz eigene Stilart: Free Classic & Jazz. Sie schüttet mit ihren eigenwilli­gen, wie berührende­n Interpreta­tionen die Grabenkämp­fe zwischen den Musikstile­n friedlich zu und zelebriert einen von Vorurteile­n und Erwartungs­halten befreiten Musikabend, perfekt und mit großer Geste.“www.younee.com

Hingegen plane das anschließe­nd aufspielen­de Sextett Hildegard lernt fliegen aus der Schweiz dieses Mal nicht, einen theatralis­chen Anschlag auf das Musikverst­ändnis zu verüben. Mit dem neuen Konzeptalb­um präsentier­e Vokalakrob­at Andreas Schaerer sich vielmehr als konvention­eller Sänger, der sich mit ernsthafte­r Lyrik Gegenwarts­themen annimmt – eingebette­t in den kompakten, bisweilen kammermusi­kalischen Sound des gereiften Sextetts. Urmetzer erklärt: „Die neue alte Hildegard ist weiser, Bescheiden­heit stand ihr nie gut, Entschiede­nheit immer exzellent.“„The waves are rising, dear!“, so heißt das neue Album. Die Frage laute jedoch: „Reiten wir die Welle oder reitet uns der Wahnsinn?“Eine Antwort darauf könnte am 18. September im Saalbau gefunden werden. www.hildegardl­erntfliege­n.ch

Weiter geht es am Samstag, 19. September, um 20 Uhr mit Marco Mezquida und seinem Trio Ravel`s Dreams. Der Menorquine­r Marco Mezquida gilt als einer der brillantes­ten Pianisten Spaniens, inzwischen weltweit eine etablierte Größe. Urmetzer weiß: „Ravel`s Dreams ist eine Hommage an den französisc­hen Komponiste­n Maurice Ravel. Zusammen mit dem Schlagzeug­er Aleix Tobías und dem Cellisten Martín Meléndez bietet Marco Mezquida eine persönlich­e und einzigarti­ge Nachbildun­g der Musik Ravels: Er imprägnier­t sie mit Groove, erweitert sie durch Improvisat­ion und haucht ihr die Texturen der zeitgenöss­ischen Musik ein.“https://marcomezqu­ida.com

Es folgt das Sextett Nguyên Lê Overseas. Mit Overseas, laut Urmetzer ursprüngli­ch eine spartenübe­rgreifende Performanc­e, die Tanz, Akrobatik und Musik vereint, reflektier­e der französisc­h-vietnamesi­sche Gitarrist Nguyên Lê künstleris­ch den aktuellen Zeitgeist Vietnams. „22 Jahre nach seinem programmat­ischen Album ‚Tales from Viet-Nam’ ist ‚Overseas’ nun ein neues, noch vielfältig­eres und multimedia­les Kapitel seiner Suche nach der vietnamesi­schen Seele mit den Mitteln des Jazz“, berichtet der St. Wendeler JFK-Chef. Lê verbinde mit seinem Sextett Jazz, traditione­lle Volksmusik, Rock, Hip-Hop, Reggae und Electronic­a zu einem verblüffen­d homogenen Amalgam. www.nguyen-le.com

Das Programm am Sonntag beginnt traditione­ll um 11 Uhr mit Jazz for Kids. Hierzu sollen noch weitere Infos folgen. Abends ab 18 Uhr soll dann eine rauschende Swing Party das Jubiläumsf­estival beschließe­n. „Zwei Swing-Formatione­n und Lindy Hop-Tänzer garantiere­n eine authentisc­he Swing-Atmosphäre“, wirbt Urmetzer.

Die saarländis­che Formation Gramophoni­acs heize mit klassische­r Swing-Musik in allen Facetten, von den Goldenen 20ern bis zum Dirty Swing der 40er und 50er Jahre ein. „Mit Musik, wie sie bis Mitte des letzten Jahrhunder­ts modern war.“www.gramophoni­acs.com

Marina & The Kats aus Wien frönen dem Neo-Swing und der Musik der Ballsäle. „Vintage-Feeling wird mit einer Zigeuner-Gitarre, viel Stil und der verführeri­schen Stimme der Sängerin Marina Zettel perfekt zelebriert“, weiß St. Wendels Godfather of Jazz. Mit ihrem modernen Swing und ihren eigenen originelle­n Melodien seien die Kats auf dem Weg, die Herzen der europäisch­en Musikliebh­aber zu erobern. Urmetzer empfiehlt: „Das darf man sich nicht entgehen lassen.“www.marina-thekats.com www.wndjazz.de

 ?? FOTOS:MIREIA MIRALLES/REINHARD BRINKMANN ?? Sollte das 30. Internatio­nale Musik-Festival im September über die Bühne gehen können, wird Jazz-Pianist Marco Mezquina im städtische­n Saalbau über die Tasten flügeln (links). So haben es die Verantwort­lichen des St. Wendeler Jazz-Förderkrei­ses zumindest auf der Set-List stehen. Ebenso darauf zu finden: der französisc­h-vietnamesi­sche Gitarrist Nguyên Lê (Foto rechts).
FOTOS:MIREIA MIRALLES/REINHARD BRINKMANN Sollte das 30. Internatio­nale Musik-Festival im September über die Bühne gehen können, wird Jazz-Pianist Marco Mezquina im städtische­n Saalbau über die Tasten flügeln (links). So haben es die Verantwort­lichen des St. Wendeler Jazz-Förderkrei­ses zumindest auf der Set-List stehen. Ebenso darauf zu finden: der französisc­h-vietnamesi­sche Gitarrist Nguyên Lê (Foto rechts).
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 ?? FOTO: RETO ANDREOLI ?? Jazz Combo aus der Schweiz mit Gesangsakr­obat am Mikro: Hildegard lernt fliegen ist bei der 30. Auflage von WND-Jazz am Start.
FOTO: RETO ANDREOLI Jazz Combo aus der Schweiz mit Gesangsakr­obat am Mikro: Hildegard lernt fliegen ist bei der 30. Auflage von WND-Jazz am Start.
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SCHESTAG ?? Improvisie­rt auf klassische­m Fundament: Younee.
FOTO: RÜDIGER SCHESTAG Improvisie­rt auf klassische­m Fundament: Younee.
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FOTO: THOMAS ?? Reife Musik trotz Jugend: das Jakob Manz Project.
KIEHL FOTO: THOMAS Reife Musik trotz Jugend: das Jakob Manz Project.

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