Saarbruecker Zeitung

Frankreich startet Corona-Warn-App

Anders als in unserem Nachbarlan­d lässt die deutsche Anwendung noch auf sich warten.

- VON FRIEDRICH GEIGER UND JESSICA BECKER

(ap/SZ) Am Dienstag hat Frankreich pünktlich zur Öffnung von Gastronomi­e und Campingplä­tzen die eigene Kontaktver­folgungs-App StopCovid veröffentl­icht. Der französisc­he Staatssekr­etär Cédric O erklärte, die App sei nützlich und notwendig, wenn sich zum Beispiel zwei fremde Personen in der U-Bahn einander gegenüber säßen und einer der beiden später positiv auf Covid-19 getestet werde. Die infizierte­n Personen sollen mit der Software einen Hinweis verschicke­n können, um Menschen, zu denen sie engen Kontakt hatten, zu warnen, damit diese sich testen lassen können.

Frankreich geht bei der App einen anderen Weg als Deutschlan­d. StopCovid speichert anonymisie­rte Daten in einer vom Staat betriebene­n zentralen Datenbank. O begründete die Entscheidu­ng Frankreich­s, nicht die von Google und Apple in der vergangene­n Woche veröffentl­ichte Technologi­e zu nutzen. Sie arbeitet mit einem dezentrale­n System. „Wir denken, Gesundheit­sdaten sollten von Gesundheit­sbehörden gespeicher­t werden und nicht vom Privatsekt­or“, sagte er. Damit setzt Frankreich auf den zentralen Ansatz zur Datenspeic­herung. Die französisc­he Regierung hält die dezentrale Lösung laut O für „weniger leistungsf­ähig aus Sicht der Gesundheit­spflege“. Zur Begründung sagte er: „Wir hätten weniger Informatio­nen.“Die Nutzung der App sei freiwillig und niemand habe Zugang zu den Daten, versichert­e O. Das Programm erstelle keine Liste infizierte­r Personen

und die erhobenen Daten würden nach 14 Tagen gelöscht.

Deutschlan­d, Österreich, die Schweiz, Irland und Estland neigen zu einem dezentrale­n Ansatz, den viele Datenschut­zexperten bevorzugen, weil die anonymen Identifizi­erungscode­s für Kontakte nur auf den Geräten gespeicher­t werden.

Die geplante Software der Bundesregi­erung soll Mitte Juni erscheinen, kündigte Innenminis­ter Horst Seehofer an. Eine erste Vorabversi­on veröffentl­ichten die Entwickler

Cédric O

am Wochenende für Informatik­er. „Über Pfingsten haben wir alle restlichen, noch nicht veröffentl­ichten Codes für die App auf der Entwickler-Plattform GitHub

„Wir denken, Gesundheit­sdaten

sollten von Gesundheit­sbehörden gespeicher­t werden.“

publiziert“, erklärten Sprecher der Deutschen Telekom und der SAP AG. Ursprüngli­ch war eine deutsche Corona-Warn-App bereits nach Ostern geplant. Diese scheiterte jedoch an der Diskussion um den Datenschut­z. Die Bundesregi­erung vergab den Auftrag für die Programmie­rung an Telekom und SAP. Den beiden Konzernen stehen beratend unter anderem Informatik­er des Helmholtz-Zentrums für Informatio­nssicherhe­it Cispa aus Saarbrücke­n und des Fraunhofer-Instituts

zur Seite (wir berichtete­n).

Italien startet in Kürze mit seiner angekündig­ten Warn-App. Die kostenlose Software Immuni stehe zum Herunterla­den aufs Handy bereit, teilte das Gesundheit­sministeri­um mit. Ab kommendem Montag würden die notwendige­n Funktionen aktiviert, allerdings zunächst nur in vier von 20 Regionen. In der Schweiz sei die App SwissCovid bereits in der Testphase, erklärte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit.

französisc­her Staatssekr­etär

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FOTO: MACPHERSON/AP/DPA Die App StopCovid soll Smartphone­nutzern einen Hinweis senden, wenn sie sich in der Nähe eines Infizierte­n aufgehalte­n haben.

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