Ärger nach Ausbruch von Corona in Göttingen
In Göttingen sollen Großfamilien gegen die geltenden Corona-Regeln verstoßen haben. Das Resultat: Jede Menge Neuinfektionen – und Ärger über Schulschließungen.
In Göttingen wächst der Unmut: Wegen eines Corona-Ausbruchs nach Feiern von Großfamilien werden nun Schulen fürs Erste geschlossen. In einer Wohnanlage sollen 700 Menschen getestet werden.
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(dpa) Nach einem Corona-Ausbruch in Göttingen wächst bei Eltern und Schulleitern der Unmut über Schulschließungen in der niedersächsischen Stadt. „Es ist erschreckend, dass es Menschen gibt, die meinen, für sie gelten die Regeln nicht oder für sie wären die Regeln unter bestimmten Umständen außer Kraft gesetzt“, sagte der Leiter der Neuen Integrierten Gesamtschule Göttingen, Lars Humrich, am Mittwoch. Für die Kinder und Jugendlichen bedeute die neuerliche Schließung aller Schulen in Göttingen eine weitere Verunsicherung.
Mitglieder von Großfamilien sollen sich bei privaten Feiern anlässlich des muslimischen Zuckerfestes am 23. Mai nicht an die Hygieneund Abstandsregeln gehalten haben. In der Folge gibt es bislang mindestens 80 neue Covid-19-Infektionen in der Unistadt. Hunderte Menschen kamen in Göttingen sowie anderen Kommunen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als Kontaktpersonen in Quarantäne. Alle Schulen in Göttingen bleiben diese Woche geschlossen. Auch im Landkreis Göttingen sind viele Schulen dicht.
Ob für Göttingen ein neuer Lockdown angeordnet werden muss, war am Mittwoch zunächst noch offen. Die Stadt rechne aber mit weiteren Infizierten, sagte Sprecherin Cordula Dankert. Zudem will die Stadt alle Bewohner einer Wohnanlage, es sind bis zu 700, auf Covid-19 testen – wann damit begonnen wird, ist noch unklar. Die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen neu erkrankten Menschen pro 100 000 Einwohner lag am Mittwoch im Kreis Göttingen bei 21,6, in ganz Niedersachsen bei 5,4. Der Stadtelternrat in Göttingen unterstützt die Entscheidung der Stadt. „Wir haben selbst die Schließung der Schulen gefordert“, sagte der Vorsitzende des Göttinger Stadtelternrats, Janek Freyjer, dem Sender Hit Radio FFH. „Das ist das kleinere Übel, als mit einem Infektionsgeschehen umgehen zu müssen, das nicht mehr unter Kontrolle zu bringen wäre.“Für die Verstöße gegen die Corona-Regeln hat er aber kein Verständnis. „Die Eltern sind unglaublich sauer, dass einige so unverantwortlich handeln.“
In jedem Fall sei der Gebäudekomplex der Schwerpunkt der aktuellen Covid-19-Infektionen, berichtete Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD). Dort – nicht in den Moscheen – sei beim Zuckerfest im Beisein auswärtiger Gäste gegen die Corona-Regeln verstoßen worden.
Im Kontext der Infektionen habe eine Shisha-Bar in Göttingen „eine nicht unwesentliche Rolle“gespielt. Dort sollen verschiedene Personen mit demselben Mundstück geraucht haben. Warum in der Bar gefeiert wurde, wird ebenfalls weiter untersucht. Ob die massenhaften Corona-Verstöße strafrechtliche Konsequenzen haben, war zunächst ebenfalls offen. Die Stadt sei vorerst damit beschäftigt, die Infektionsketten nachzuvollziehen, sagte Staatsanwaltschaft-Sprecher Andreas Buick. „Wenn sie etwas mehr Luft haben, werden sie entscheiden, gegen wen Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet und gegen wen Strafanzeigen erstattet werden sollen.“