Saarbruecker Zeitung

Ärger nach Ausbruch von Corona in Göttingen

In Göttingen sollen Großfamili­en gegen die geltenden Corona-Regeln verstoßen haben. Das Resultat: Jede Menge Neuinfekti­onen – und Ärger über Schulschli­eßungen.

- VON MATTHIAS BRUNNERT

In Göttingen wächst der Unmut: Wegen eines Corona-Ausbruchs nach Feiern von Großfamili­en werden nun Schulen fürs Erste geschlosse­n. In einer Wohnanlage sollen 700 Menschen getestet werden.

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(dpa) Nach einem Corona-Ausbruch in Göttingen wächst bei Eltern und Schulleite­rn der Unmut über Schulschli­eßungen in der niedersäch­sischen Stadt. „Es ist erschrecke­nd, dass es Menschen gibt, die meinen, für sie gelten die Regeln nicht oder für sie wären die Regeln unter bestimmten Umständen außer Kraft gesetzt“, sagte der Leiter der Neuen Integriert­en Gesamtschu­le Göttingen, Lars Humrich, am Mittwoch. Für die Kinder und Jugendlich­en bedeute die neuerliche Schließung aller Schulen in Göttingen eine weitere Verunsiche­rung.

Mitglieder von Großfamili­en sollen sich bei privaten Feiern anlässlich des muslimisch­en Zuckerfest­es am 23. Mai nicht an die Hygieneund Abstandsre­geln gehalten haben. In der Folge gibt es bislang mindestens 80 neue Covid-19-Infektione­n in der Unistadt. Hunderte Menschen kamen in Göttingen sowie anderen Kommunen in Niedersach­sen und Nordrhein-Westfalen als Kontaktper­sonen in Quarantäne. Alle Schulen in Göttingen bleiben diese Woche geschlosse­n. Auch im Landkreis Göttingen sind viele Schulen dicht.

Ob für Göttingen ein neuer Lockdown angeordnet werden muss, war am Mittwoch zunächst noch offen. Die Stadt rechne aber mit weiteren Infizierte­n, sagte Sprecherin Cordula Dankert. Zudem will die Stadt alle Bewohner einer Wohnanlage, es sind bis zu 700, auf Covid-19 testen – wann damit begonnen wird, ist noch unklar. Die Zahl der in den vergangene­n sieben Tagen neu erkrankten Menschen pro 100 000 Einwohner lag am Mittwoch im Kreis Göttingen bei 21,6, in ganz Niedersach­sen bei 5,4. Der Stadtelter­nrat in Göttingen unterstütz­t die Entscheidu­ng der Stadt. „Wir haben selbst die Schließung der Schulen gefordert“, sagte der Vorsitzend­e des Göttinger Stadtelter­nrats, Janek Freyjer, dem Sender Hit Radio FFH. „Das ist das kleinere Übel, als mit einem Infektions­geschehen umgehen zu müssen, das nicht mehr unter Kontrolle zu bringen wäre.“Für die Verstöße gegen die Corona-Regeln hat er aber kein Verständni­s. „Die Eltern sind unglaublic­h sauer, dass einige so unverantwo­rtlich handeln.“

In jedem Fall sei der Gebäudekom­plex der Schwerpunk­t der aktuellen Covid-19-Infektione­n, berichtete Göttingens Oberbürger­meister Rolf-Georg Köhler (SPD). Dort – nicht in den Moscheen – sei beim Zuckerfest im Beisein auswärtige­r Gäste gegen die Corona-Regeln verstoßen worden.

Im Kontext der Infektione­n habe eine Shisha-Bar in Göttingen „eine nicht unwesentli­che Rolle“gespielt. Dort sollen verschiede­ne Personen mit demselben Mundstück geraucht haben. Warum in der Bar gefeiert wurde, wird ebenfalls weiter untersucht. Ob die massenhaft­en Corona-Verstöße strafrecht­liche Konsequenz­en haben, war zunächst ebenfalls offen. Die Stadt sei vorerst damit beschäftig­t, die Infektions­ketten nachzuvoll­ziehen, sagte Staatsanwa­ltschaft-Sprecher Andreas Buick. „Wenn sie etwas mehr Luft haben, werden sie entscheide­n, gegen wen Ordnungswi­drigkeiten-Verfahren eingeleite­t und gegen wen Strafanzei­gen erstattet werden sollen.“

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Ein Polizeiwag­en steht vor dem Iduna-Zentrum in Göttingen. Bei Feiern zum muslimisch­en Zuckerfest hatten sich etliche Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert. In dem Komplex wohnten rund 60 Kontaktper­sonen.

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