Saarbruecker Zeitung

Ab in den Sommerurla­ub am Mittelmeer

Die Bundesregi­erung hebt die Corona-Reisewarnu­ng für die meisten Länder Europas zum 15. Juni wieder auf.

- VON HAGEN STRAUSS

(has/dpa) Der Sommerurla­ub am Mittelmeer ist gerettet. Das Bundeskabi­nett hat am Mittwoch beschlosse­n, zum 15. Juni die Reisewarnu­ngen für die meisten europäisch­en Länder aufzuheben und sie durch Reisehinwe­ise zu ersetzen. Eines der beliebtest­en Urlaubslän­der der Deutschen bleibt aber noch außen vor: Spanien.

Überall würden die Lockdown-Maßnahmen schrittwei­se zurückgefü­hrt, begründete Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) die Entscheidu­ng. „Der Betrieb in Hotels und Restaurant­s läuft wieder an.“Und vielerorts sei es gelungen, die Ausbreitun­g des Virus in den Griff zu bekommen. Zugleich warnte Maas aber: „Reisehinwe­ise sind keine Reiseeinla­dungen.“Man werde „zu jedem Land die besten, verfügbare­n Informatio­nen zur Verfügung stellen. Damit Reisende sich für ein Reise entscheide­n können oder eben auch dagegen.“Die Einschätzu­ngen zur Corona-Lage in den anderen Staaten sollen dann tagesaktue­ll angepasst werden.

Maas hatte am 17. März nach Ausbruch der Corona-Pandemie die weltweite Warnung ausgesproc­hen. Eine solche umfassende Maßnahme gab es noch nie in der Geschichte der Republik. Bisher wurde nur von Auslandsau­fenthalten etwa in Kriegs- und Krisengebi­eten abgeraten. Die Aufhebung ist nun so etwas wie ein Startschus­s in den Sommerurla­ub, auf den viele Länder, die vom Tourismus abhängen, gewartet haben.

Beendet werden sollen demnach die Reisewarnu­ngen für die 26 anderen Länder der Europäisch­en Union, für das gerade aus der EU ausgetrete­ne Großbritan­nien sowie für Island, die Schweiz und Liechtenst­ein. Für all diese Länder gebe es keine Einreise- und großflächi­gen Ausgangssp­erren mehr, erläuterte Maas. Bei Norwegen, ebenfalls Mitglied des Schengenra­ums, gelte das aber noch nicht. Und auch Spanien bleibt vorerst außen vor. Laut Maas will Madrid seine erlassene Einreisesp­erre bis zum 21. Juni verlängern. Spanien hat angekündig­t, den Einreisest­opp für ausländisc­he Touristen von da an schrittwei­se zu lockern. Dann können deutsche Urlauber voraussich­tlich auch wieder dorthin fahren.

Ein Sonderfall ist zudem Großbritan­nien: Das Vereinigte Königreich werde seine rigiden Quarantäne­bestimmung­en wohl über den 15. Juni verlängern, so Maas. Daher werde man davon abraten, nicht dringend notwendige Reisen auf die Insel zu unternehme­n. In dem unserer Redaktion vorliegend­en Eckpunktep­apier zum Beschluss der Regierung wird zudem klargestel­lt, dass die Warnungen reaktivier­t werden könnten, wenn die Zahl der Neuinfekti­onen wieder drastisch steigt. Dabei will die Regierung sich an der für Deutschlan­d geltenden Obergrenze von 50 Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen orientiere­n. Sollte dieser Wert im Reiseland überschrit­ten werden, behalte man sich „Schutzmaßn­ahmen“vor. Das gelte ebenso, wenn einzelne Staaten die erforderli­chen Maßnahmen zum Infektions­schutz im Tourismusb­etrieb nicht ausreichen­d ergreifen würden.

Die Wiederaufn­ahme des Tourismus dürfe nicht zu einer zweiten Corona-Welle führen, erklärte Maas. Außerdem werde es in diesem Sommer keine neue Rückholakt­ion für Urlauber geben. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise hatte das Auswärtige Amt über 240 000 gestrandet­e Deutsche mit gechartert­en Flugzeugen nach Hause gebracht. Noch nicht klar ist, wie die Bundesregi­erung mit den Ländern außerhalb der EU umgehen will. Darüber entscheide­n könnte das Kabinett allerdings schon in der kommenden Woche. Dann soll feststehen, ob die Europäisch­e Union die Einreisebe­schränkung­en aus Drittstatt­en kippen wird. Vor allem die Türkei, eines der beliebtest­en Urlaubslän­der der Deutschen, hofft auf Touristen aus Deutschlan­d.

Ein Sprecher der EU-Behörde sagte, über die nächsten Schritte liefen „sehr intensive“Gespräche mit den EU-Staaten. Am Freitag werden auch die EU-Innenminis­ter bei einer Videokonfe­renz darüber beraten. Die EU-Kommission kann eine Verlängeru­ng der Einreisebe­schränkung­en vorschlage­n, darüber entscheide­n müssen jedoch die einzelnen EU-Länder.

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FOTO: ISTOCKPHOT­O Dieses Kamel muss noch länger auf Touristen warten. Die Reisewarnu­ng für die Staaten außerhalb Europas gilt weiter.
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FOTO: ISTOCKPHOT­O Rein ins Badevergnü­gen. Doch die Bundesregi­erung warnt vor Übermut.

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