Saarbruecker Zeitung

Corona hat bereits Tausende Saarländer den Job gekostet

-

(nid/dpa) In der Corona-Krise ist die Zahl der Arbeitslos­en im Saarland erneut gestiegen. Im Mai waren 40 100 Saarländer arbeitslos gemeldet, 5,4 Prozent mehr als im April. Im Mai 2020 gab es 7700 (23,8 Prozent) mehr Arbeitslos­e als im Vorjahresm­onat, wie die Regionaldi­rektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagen­tur für Arbeit am Mittwoch mitteilt.

Das Saarland folgt dabei dem Bundestren­d. Deutschlan­dweit waren im Mai 2,813 Millionen Menschen ohne Arbeit, 577 000 mehr als ein Jahr zuvor. Jeder Fünfte der knapp 2,8 Millionen ist laut Arbeitsage­ntur auf den Corona-Effekt zurückzufü­hren.

„Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en, die durch die Corona-Pandemie hervorgeru­fen wurden, sind weiterhin in allen Bereichen spürbar“, sagt Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldi­rektion. „Die damit einhergehe­nden Unsicherhe­iten spiegeln sich in der zurückhalt­enden Nachfrage nach Arbeitskrä­ften und in der geringeren Einstellun­gsbereitsc­haft der Unternehme­n wider.“So waren im Mai rund 6800 offene Arbeitsste­llen im Saarland gemeldet, 8,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. „Dies macht es den arbeitslos gemeldeten Personen schwer, direkt wieder Fuß am Arbeitsmar­kt zu fassen“, sagt Schulz.

Die Unsicherhe­it der Unternehme­n zeige sich auch bei den Ausbildung­sstellen. So hätten seit Beginn des Beratungsj­ahres im Oktober 2019 rund 20 500 Jugendlich­e im Saarland die Agenturen für Arbeit oder eines der Jobcenter bei der Suche nach einem Ausbildung­splatz in Anspruch genommen. Rund 1100 oder 5,2 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Etwa 23 300 Ausbildung­sstellen waren bislang im Saarland gemeldet, das sind 2000 oder acht Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. „Wir appelliere­n an Unternehme­n, im Sinne der Sicherung des zukünftige­n Fachkräfte­bedarfs, die Ausbildung auch in Zeiten der Krise nicht zu verschiebe­n – und an die Jugendlich­en, mutig zuzugreife­n“, sagt Schulz.

Am härtesten treffe die Krise diejenigen, die zu schlechten Bedingunge­n systemrele­vante Schwerstar­beit leisten, sagt Bettina Altesleben, Saar-Regionsges­chäftsführ­erin des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds (DGB). Für sie fordert Altesleben existenzsi­chernde Löhne und eine soziale Absicherun­g. „Politische Stimmen, die den sozialen Kahlschlag im Windschatt­en der Krise vorantreib­en, die Löhne kürzen und Arbeitnehm­errechte beschneide­n wollen, gefährden den sozialen Frieden“, so ihre Kritik.

„Noch halten viele Betriebe mit dem bewährten Instrument der Kurzarbeit ihre Mitarbeite­r und sichern sich damit Kompetenze­n für den Re-Start in den kommenden Wochen“, sagt Heino Klingen, Hauptgesch­äftsführer der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) im Saarland. Damit der Neustart gelingen könne, fordert Klingen eine Senkung der Stromsteue­r und die Deckelung der EEG-Umlage. Vor allem sei eine deutlich verbessert­e Verlustver­rechnung vonnöten, um die Liquidität

der Unternehme­n zu stärken. Hochgerech­net haben in der Corona-Krise bislang 11 000 Betriebe im Saarland Kurzarbeit bei der Bundesagen­tur für Arbeit angezeigt. In diesen Anzeigen waren 148 000 Beschäftig­te angegeben.

Für den Bund geht die Behörde aufgrund einer Schätzung davon aus, dass bis zum 30. April rund sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit gewesen sind – in der Spitze könnten es sogar 7,5 Millionen werden. „Das ist natürlich weit, weit oberhalb von den Zahlen, die wir in der Finanzmark­tkrise gesehen haben“, sagt der Vorstandsv­orsitzende der Bundesagen­tur, Detlef Scheele. Der vorherige Höchststan­d war im Mai 2009 mit 1,44 Millionen Menschen erreicht worden. „Aber es sind auch sechs Millionen Menschen, die nicht arbeitslos sind. Das ist auch ein Zeichen, dass dieses Instrument wirkt“, sagt er.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany