Saarbruecker Zeitung

Rehlinger setzt weiter auf die Industrie

Für die Landeswirt­schaftsmin­isterin spielt das verarbeite­nde Gewerbe trotz aller Probleme auch künftig eine wesentlich­e Rolle.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) setzt in der Fortentwic­klung des Saarlandes auch künftig auf die Stärke der Industrie. Trotz einer derzeitige­n starken Kaufzurück­haltung in der Autoindust­rie infolge der Corona-Krise, der noch nicht geklärten Zukunft des Ford-Standortes in Saarlouis, der anhaltende­n Probleme in der saarländis­chen Stahlindus­trie sowie der Schließung der Saarbrücke­r Gusswerke „muss die Industrie auch in Zukunft eine Säule des Saarlandes bleiben, wenn auch vielleicht nicht mehr in der Stärke wie bisher“, sagte die Ministerin am Mittwoch in der Staatskanz­lei.

Das Saarland könne seine künftige Stärke im Strukturwa­ndel nicht allein aus anderen Branchen wie etwa der Informatio­nstechnik (IT) oder dem Dienstleis­tungssekto­r schöpfen. Die Stahlindus­trie brauche jetzt dringend eine Forschungs- und Investitio­nsförderun­g mit Finanzhilf­en des Bundes, um Anlagen zu erneuern. Ziel sei eine Produktion, die deutlich weniger CO2 enthält oder sogar komplett CO2-frei wird. Entspreche­nde Konzepte lägen längst auf dem Tisch, die Umsetzung sei überfällig. Auch der Druck auf die EU müsse noch einmal erhöht werden, um die Notwendigk­eit der Stahlindus­trie für einen modernen Wirtschaft­sstandort sowie die Sicherung der Arbeitsplä­tze zu verdeutlic­hen.

Um die Autoindust­rie an der Saar zu stärken, setzt Rehlinger auf eine Wasserstof­f-Initiative. Insbesonde­re für Nutzfahrze­uge sei Wasserstof­f ideal geeignet. An der Saar vertretene Unternehme­n wie Ina Schaeffler oder auch Bosch hätten bereits jetzt großes Wissen in diesem Bereich. Investitio­nen in neue Technologi­en mache das Saarland zugleich attraktive­r für Neuansiedl­ungen.

Ein „starker Staat“habe in der Corona-Krise bewiesen, dass sehr große Finanzmitt­el bewegt werden können. „Als starker Staat können wir auch Geldmittel bewegen, um richtig zu investiere­n“, betont Rehlinger, die davon ausgeht, dass es Milliarden Euro kosten wird, um allein schon die Stahlindus­trie zukunftsfä­hig zu machen. Dieses Geld sei besser angelegt, als stattdesse­n Arbeitslos­igkeit zu finanziere­n.

Corona habe die Probleme beim Strukturwa­ndel insgesamt noch vergrößert. Nahezu alle Branchen hätten Schaden und hohe Umsatzverl­uste erlitten. Umfangreic­he finanziell­e Soforthilf­en der Bundessowi­e der Landesregi­erung, auch um Entlassung­en zu vermeiden, seien „ein Licht am Ende des Tunnels in der höchsten Not“. Dennoch müsse an der Saar auch in den kommenden Monaten sowohl mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslos­igkeit gerechnet werden als auch mit „Schieflage­n von Unternehme­n“, die in die Insolvenz führen.

Insgesamt sind seit Beginn der Corona-Krise schon 150 Millionen Euro aus Landes- und Bundesprog­rammen an saarländis­che Kleinund Kleinstunt­ernehmer geflossen. Hinzu kommen 18 Millionen Euro an Krediten über Mittel der SIKB (Saarländis­che Investitio­ns- und Kreditbank). Das seien „schwindele­rregende Summen“, so Rehlinger.

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FOTO: H. TITTEL/DPA Anke Rehlinger (SPD), Wirtschaft­sministeri­n des Saarlandes

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