Saarbruecker Zeitung

Die erste Ameise bekommt einen Luftballon

Was nützt das schönste Hotel, wenn keiner drin wohnen will? Nicht einmal für lau. Unser Autor hat jetzt eine Idee, wie er Gäste anlocken kann.

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Das chinesisch­e Tierkreisz­eichen für meinen Jahrgang ist das Pferd. Hätte schlimmer kommen können, wenn man bedenkt, dass es auch Hahn und Ratte gibt. Den Menschen meines Zeichens sagen die Chinesen nach, dass sie sehr oft Journalist oder Übersetzer werden. Und was soll ich sagen: Ich bin Journalist und Übersetzer. Mit einem weiteren Beruf, den man mir zuschreibt, tat ich mich bislang schwer: Hotelier. Das wollte ich ändern und habe ein Hotel gekauft. Wirklich. Aber nur ein kleines, denn es ist ein Bienen-Hotel. Es sollte ein Beitrag gegen das grassieren­de Bienenster­ben sein.

Allein – mein Hotel steht nach acht Wochen immer noch leer.

Das kleine Holzhäusch­en mit

Dach und vielen kleinen runden Löchern zum Einnisten hat keine Gäste. An zwei Standorten im Garten habe ich es bereits ausprobier­t. Nichts zu machen. Nicht eine einzige Biene wollte einziehen. An den Preisen kann es nicht liegen, ich stelle mein Hotel kostenlos zur Verfügung. Dass der Standort schlecht gewählt sei, kann auch nicht sein. Es steht unter einem schönen schattigen Oleanderbu­sch in Nähe eines Rhododendr­ons. Da tummeln sich jede Menge Wespen und Hummeln und fühlen sich wohl. Auch Käfer,

Regenwürme­r und Amseln finden unseren Garten toll. Warum also die Bienen nicht?

Damit mein Hotel nicht weiter leer steht, setze ich nun auf eine andere Zielgruppe: Ameisen. Von denen gibt es massenhaft im Garten. Dieses Mal bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe eine Spur aus Zucker gelegt, quer über die Terrasse bis zum Hotel. Die kann man gar nicht verfehlen. Ich freue mich schon, bald die erste Ameise als Gast begrüßen zu dürfen. Die bekommt dann einen Luftballon. Wenn sich doch eine Biene dahin verirrt, heißt es: Leider sind wir ausgebucht. Aber ihr könnt gerne für nächstes Frühjahr reserviere­n.

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