Saarbruecker Zeitung

Fairer Handel begeistert Wahl-Saarbrücke­rin

Ursula Schulz-Trieglaff engagiert sich seit Jahrzehnte­n im Weltladen. Ihr ist Handel wichtig, von dem die Erzeuger gut leben können.

- VON HEIKO LEHMANN

Wenn Ursula SchulzTrie­glaff von Fairem Handel und den Nöten in afrikanisc­hen oder asiatische­n Ländern erzählt, vergisst sie die Zeit und ist völlig in ihrem Element. „Wir haben in den vergangene­n 30 Jahren so viel bewegen können. Das macht einen richtig stolz. Produzente­n in Afrika berichtete­n, dass sie aufgrund der fairen Preise ihre Kinder zur Schule schicken können, Häuser aus Stein statt aus Holz bauen und eine bessere Gesundheit haben“, erzählt Ursula Schulz-Trieglaff.

Die 77-Jährige ist so etwas wie das Urgestein des Fairen Handels in Saarbrücke­n. Vor 30 Jahren eröffnete der Weltladen am St. Johanner Markt. Ein Geschäft, das bis heute ausschließ­lich Produkte des Fairen Handels aus aller Welt führt. Ursula Schulz-Trieglaff ist von Beginn an dabei. Damals suchte der Verein „Kreuz des Südens“, der den Weltladen betreibt, Mitarbeite­r. SchulzTrie­glaff meldete sich.

„Am Anfang hatten wir nur ganz wenige Produkte wie Kaffee, Tee oder Sachen aus dem Kunstgewer­be. Wir konnten vielleicht aus einer Handvoll Länder Sachen anbieten. Heute kommen die mehr als 100

Produkte aus der ganzen Welt“, erzählt die 77-Jährige stolz. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg in Oberdorf geboren und wuchs in Baden-Württember­g und in der Pfalz auf.

Seit 1986 lebt sie in Saarbrücke­n und bezeichnet das Saarland mittlerwei­le als ihre Heimat. Mit der steigenden Anzahl der Produkte aus armen Ländern stieg auch die Zahl der Kunden, die sich dafür interessie­rten und durch ihren bewussten Konsum Gutes tun wollten. „Ganz am Anfang kamen fast nur junge Leute

und Studenten in den Weltladen. Die ältere Generation fragte damals oft skeptisch nach, ob die Produkte auch wirklich sauber seien“, erinnert sich Ursula Schulz-Trieglaff und muss lachen.

Heute sind Artikel aus Fairem

Handel fast überall zu erhalten. Neben dem Weltladen sind in Saarbrücke­n noch weitere Geschäfte zu finden, die sich auf solche Produkte spezialisi­ert haben. Es gibt von Dingen für den täglichen Bedarf bis hin zu Fußbällen, Hängematte­n oder

„Sonnenlich­tern“so gut wie alles zu fairen Preisen zu kaufen.

„Die Sonnenlich­ter werden von Frauen in Südafrika hergestell­t. Es sind quasi Einmachglä­ser, die mit ganz kleinen Solarpanee­len das Sonnenlich­t am Tag einfangen und im Dunkeln als gute Lichtquell­e wieder abgeben. Ich habe sie selber zu Hause, sie erzeugen eine ganz tolle Atmosphäre“, erklärt die ehemalige Lehrerin für Englisch und Geschichte.

Sie ist eine von 20 ehrenamtli­chen Mitarbeite­rinnen des Weltladens, und sie hat sich von den Lebensbedi­ngungen in armen Ländern selbst schon ein Bild gemacht. Sie reiste bereits nach Burkina Faso, Burma und Indien. „Die Menschen, die dort vom Fairen Handel profitiere­n, zeigen einem zum Beispiel voller Stolz ihren Ofen, den sie sich anschaffen konnten. Sie mussten viele Jahre mit einer offenen Feuerstell­e im Haus leben, was Krankheite­n verursacht­e. Für diese Menschen ist es viel sinnvoller, wenn man für die Produkte bei uns faire Preise bezahlt, als dass man irgendwohi­n Geld spendet. Die Wege des Geldes beim Fairen Handel kann man im Internet ganz genau nachvollzi­ehen“, sagt Ursula Schulz-Trieglaff.

Mit ihren 77 Jahren hat sie zwar hin und wieder ans Aufhören gedacht. Doch einmal pro Woche möchte sie trotzdem im Weltladen helfen, die Begegnunge­n mit den Menschen suchen und ihre in Jahrzehnte­n gesammelte­n Erfahrunge­n weitergebe­n.

Ursula Schulz-Trieglaf ist von Beginn an im Saarbrücke­r Weltladen

dabei.

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Ursula Schulz-Trieglaf zeigt ein „Sonnenlich­t“aus dem Sortiment des Welt-Ladens. Die Leuchten beziehen die Energie aus Solarzelle­n im Deckel.
FOTO: HEIKO LEHMANN Ursula Schulz-Trieglaf zeigt ein „Sonnenlich­t“aus dem Sortiment des Welt-Ladens. Die Leuchten beziehen die Energie aus Solarzelle­n im Deckel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany