Saarbruecker Zeitung

Was Amazon mit der Bundesliga vorhat

Der Internet-Riese schreckt die Branche um Sky oder DAZN beim Wett-Bieten um die Fernsehrec­hte auf.

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(dpa) Die ersten Spiele der Fußball-Bundesliga sind bei Amazon Prime Video in den vergangene­n drei Wochen bereits gelaufen – und es sollen noch viele mehr werden. Der Internet-Händler aus den USA hat Sport-Übertragun­gen für sich entdeckt und kurz vor der am kommenden Montag beginnende­n Auktion der Bundesliga-Medienrech­te durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) für Aufsehen gesorgt.

Mitte Mai gelang Amazon ein Überraschu­ngscoup mit dem Kauf der TV-Rechte für die Werder-Leverkusen-Partie, weitere Begegnunge­n inklusive der vier Relegation­sspiele folgten kurz danach. Der Sportbusin­ess-Berater Jochen Lösch findet, dass der Vertrag ein „genialer Schachzug der DFL“sei, „um Panik im Markt zu erzeugen“, wie er in einer Video-Konferenz von „nextMedia.Hamburg“sagte. Nikolaus von Doetinchem von der Sport-Vermarktun­gsagentur Sportfive kommentier­te: „Amazon ist immer ein schönes Schreckges­penst.“

Für Medien-Unternehme­n ist ein neuer Konkurrent aus einer ganz anderen Branche erwachsen. Sky oder DAZN haben damit bereits erste, für sie leidvolle Erfahrunge­n gemacht.

In England kaufte Amazon die Rechte für 20 Spiele der Premier League – DAZN ging leer aus. Und für den deutschen Markt sicherte sich der US-Konzern im Dezember vergangene­n Jahres Rechte an der Champions League – und Sky ging leer aus. Von 2021/22 bis 2023/24 zeigt Amazon Prime das Topspiel des Dienstagab­ends.

Der Internet-Händler und Cloud-Dienstleis­ter ist für reine

Medien-Unternehme­n ein äußerst unangenehm­er Gegner, wenn die DFL in der kommende Woche die vier Pay-Pakete meistbiete­nd versteiger­t. Und er ist einer, der sogar von der Corona-Krise profitiert. Allein im ersten Quartal des Jahres stieg der Amazon-Umsatz verglichen mit dem Vorjahresw­ert um 26 Prozent auf 75,5 Milliarden Dollar (68,9 Milliarden Euro).

„Amazon kann mit dem Finger schnipsen und sich alles kaufen“, sagte der Sportbusin­ess-Berater Kay Dammholz, der früher bei der DFL und bei DAZN tätig war. Anders als Sky oder DAZN muss der Handelsrie­se seine Sport-Investitio­nen nicht durch Abonnement­s wieder hereinhole­n. Amazon will Kunden binden. Die Sport-Übertragun­gen sind ein Mittel des Marketings.

Kauft sich Amazon in der kommenden Woche dann die ganze Fußball-Bundesliga? Das ist äußerst unwahrsche­inlich. Der Sportfive-Manager von Doetinchem bescheinig­te dem US-Unternehme­n ein „sehr selektives Vorgehen“. Die geringe Anzahl von 16 Champions-League-Spielen zeigt das. Aber eines der Bundesliga-Pay-Pakete dürfte wohl an den neuen Mitspieler im Markt gehen.

Wie alle anderen Interessen­ten hält sich Amazon mit Aussagen zu der Auktion zurück. „Wir sehen uns stets attraktive Sportrecht­e für unsere Kunden an“, hieß es zuletzt in einem Statement: „Dabei glauben wir, dass es beim Thema Live-Sport mehr Aspekte als den Wettlauf um Rechte gibt und verschreib­en uns dem Ziel, die Sehqualitä­t für Fans langfristi­g zu verbessern.“

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FOTO: REVIERFOTO/IMAGO IMAGES Mit dem Online-Riesen Amazon, hier dessen Logo auf einem Handy vor dem Logo der Bundesliga, mischt jetzt im Bieterrenn­en um die Rechte fürs Bezahlfern­sehen ein finanziell sehr potenter Konkurrent mit.

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