1970-2020: Freundschaft ohne Grenzen
Die Städtepartnerschaft zwischen Riegelsberg und Gisors ist nun ein halbes Jahrhundert alt und war all die Jahre mit Leben gefüllt.
50 Jahre ist es her: An Pfingsten 1970 besiegelten der damalige Riegelsberger Bürgermeister Walter Wagner und sein französischer Amtskollege aus Gisors, Emile Beyne, die Städtepartnerschaft zwischen den beiden Kommunen. Das sollte eigentlich am vergangenen Wochenende groß gefeiert werden. Doch auch hier machte der Corona-Virus einen Strich durch die Rechnung: Das Fest zum 50-jährigen Bestehen der Jumelage musste abgesagt werden. Was die vielen Aktivisten aus beiden Orten, die seit drei Generationen die Deutsch-Französische Freundschaft mit Leben füllen, besonders schmerzt.
Schon zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 5. Juli 1970 in der Turnhalle der Lindenschule im Rahmen eines Heimatfestes war eine große Zahl von Gästen aus Gisors angereist, was nun 50 Jahre später nicht möglich ist: „Wir sind enttäuscht, unsere Freunde dieses Jahr nicht zu sehen“, erklärt Jutta Christmann. „Auch heute, 50 Jahre später, sind unsere Gedanken bei unseren Freunden in Gisors. Wir senden ihnen Botschaften der Freundschaft durch die sozialen Netzwerke und freuen uns auf unser Wiedersehen im nächsten Jahr.“Ihr Vater Heinz Christmann war damals einer der Riegelsberger Ratsherren, die 1969 die Verbindung der „Kriegsheimkehrer“in die Normandie unterstützte. Denn die Ursprünge der Jumelage gehen auf den „Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen aus Deutschland e.V., Ortsverband Riegelsberg“und den französischen Frontkämpferverband aus Gisors zurück. Beide Verbände hatten schon seit 1965 gute Kontakte und hatten sich dann an Pfingsten 1969 in einer Urkunde zum Ziel gesetzt, die ehemals verfeindeten Nationen in Freundschaft zu verbinden. Weiterhin wollten beide Verbände „am Bau eines vereinten Europas in Frieden und Freiheit“mitwirken.
Getragen wurde die Jumelage von Anfang an durch Bürger, Vereine und Politiker, die sich immer an Pfingsten gegenseitig besuchten. „Über all die Jahre haben sich Handballer, Volleyballer, Tennisspieler, Feuerwehrleute, Karnevalisten, Schachspieler, Chöre, Maler, Schüler, Fußballer, Radfahrer, Blumenfreunde, Musikbands und Offizielle an unseren Pfingstbegegnungen beteiligt“, schildert Jutta Christmann. Im Laufe der Zeit kamen auch immer wieder Begegnungen zu anderen Zeiten im Jahr dazu.
„Wir lernen gegenseitig unser Essund Musikkultur sowie unsere Kulturdenkmäler kennen. Wir diskutieren die politischen Lagen der Länder und geben uns Urlaubstipps. Wie stark diese Bande sind, kann man nicht in Worte fassen. Wir sind in Gisors zu Hause, bei Freunden. Es gibt eine Herzlichkeit zwischen den Nationen, und das Herz ist immer sehr schwer, wenn wir die Heimreise antreten müssen.“Geschlossene Grenzen oder gar Waffen gegeneinander zu richten, das können sich unsere heutigen Generationen nicht mehr vorstellen, sind sich Jutta Christmann und das Team der Gisors-Freunde sicher.
Zum Fest zur Unterzeichnung der Jumelage hieß es 1970 in der Saarbrücker Zeitung: „Die geschmückte Turnhalle der Lindenschule reichte während des Festaktes kaum aus, um allen Bürgern Platz zu bieten.“Gisors’ Bürgermeister Beyne „nannte die Vertragsunterzeichnung eine menschliche Verpflichtung. Die Partnerschaft sei nicht aus einem Zufall heraus entstanden, sondern sie sei eine Entwicklung der herzlichen Freundschaft.“